Vatikan reagiert auf Skandal um Kardinalswohnung

Vollkommen erneuert

Der Vorstand der vatikanischen Kinderklinik "Bambino Gesu" ist komplett ausgetauscht worden. Der Grund: Laut Medienberichten soll die Stiftung die Renovierung einer Kardinalswohnung mitfinanziert haben.

Petersdom / © Fabio Frustraci (dpa)
Petersdom / © Fabio Frustraci ( dpa )

Nach Medienberichten über eine angebliche Mitfinanzierung von Renovierungsarbeiten für Kardinal Tarcisio Bertone hat der Vatikan den Vorstand seiner Kinderklinik-Stiftung "Bambino Gesu" komplett ausgewechselt.  Die Stiftung beginne "vollkommen erneuert", zitierten italienische Medien (Donnerstag) Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Der neue Vorstand trat am Mittwoch erstmals zusammen. Auch die Statuten wurden erneuert.

Dementi von Kardinal Bertone

Kardinal Tarcisio Bertone hat die Behauptung zurückgewiesen, die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik "Bambino Gesu" habe die Renovierung seiner Wohnung im Vatikan mitfinanziert. Es handele sich hierbei um "falsche Beschuldigungen und Lügen", sagte Bertone in einem Interview der Tageszeitung "Corriere della Sera" am Donnerstag. Er habe 300.000 Euro aus eigener Tasche zu der Renovierung beigesteuert, wie es die vatikanische Verwaltung von ihm gefordert habe, erklärte der 80-jährige Kardinal.

Zugleich wies Bertone Medienberichte zurück, wonach sein Appartement 700, 500 oder 350 Quadratmeter groß sei. Es umfasse 296 Quadratmeter. Außerdem wohne er darin mit drei Ordensfrauen zusammen. Eine eigene Terrasse besitzt Bertone nach eigener Aussage entgegen anderslautender Medienberichte nicht. Die Terrasse, die zusammen mit seiner Wohnung renoviert worden sei, gehöre nicht ihm, sondern stehe allen Bewohnern des Hauses zur Verfügung, erklärte er.

200.000 Euro für Renovierung

Laut Vorabberichten über ein Enthüllungsbuch des Journalisten Emiliano Fittipaldi soll die Stiftung 200.000 Euro zur Renovierung der einige hundert Quadratmeter großen Wohnung Bertones im Vatikan beigesteuert haben. Im Gegenzug habe der frühere Kardinalstaatssekretär die Räume der Stiftung für nicht näher definierte "institutionelle Zwecke" zur Verfügung gestellt. Dies sei dem Vatikan im März 2014 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PwC) in einem Bericht mitgeteilt worden, schreibt Fittipaldi.

Neues Kapitel aufschlagen

In ihrer Mitteilung vom Mittwoch geht die Stiftung nicht direkt auf den Vorwurf ein. Man schlage "mit Nachdruck ein neues Kapitel gegenüber der Vergangenheit auf", heißt es lediglich. Die Stiftung werde "ein Glashaus" sein. Ihre Aufgabe sei es künftig, Gelder für Forschung, Innovation und Solidaritätsaktionen im internationalen Bereich zu sammeln.

Die Stiftung soll 2012 auch für einen "Marketing-Einsatz" des Kardinals in Süditalien einen Hubschrauber gechartert haben. Die Kosten dafür beliefen sich laut dem Bericht auf 23.800 Euro.

Bertone war von 2006 bis 2013 Kardinalstaatssekretär unter Papst Benedikt XVI. und damit "zweiter Mann" im Vatikan. Papst Franziskus ersetzte ihn mit Wirkung vom 15. Oktober 2013 durch den Vatikandiplomaten Pietro Parolin. Bertone gehört zum Rang der sogenannten Kardinalbischöfe und zählt damit weiter zu den sechs ranghöchsten Kardinälen im Vatikan.


Pietro Kardinal Parolin (dpa)
Pietro Kardinal Parolin / ( dpa )
Quelle:
KNA