Vatikan nimmt zum zweiten Mal an der Biennale von Venedig teil

Brot und Blumen für die Armen

Die Menschwerdung nach dem Neuen Testament - das ist das Thema des Vatikan-Pavillons auf der Internationalen Biennale der Kunst in Venedig. Es ist die zweite Teilnahme an der weltweit wichtigsten Kunstausstellung, die am Samstag beginnt.

Gianfranco Kardinal Ravasi und Biennale-Präsident Paolo Baratta (dpa)
Gianfranco Kardinal Ravasi und Biennale-Präsident Paolo Baratta / ( dpa )

Die Biennale dauert bis zum 22. November an. Bei der Premiere 2013 des vatikanischen Pavillons galt der Slogan noch dem Schöpfungsverständnis nach Genesis im Alten Testament. Dieses Mal geht es um den schöpferischen Brückenschlag zum Neuen Testament. Als Motto wurde "Im Anfang - und aus dem Wort ist Fleisch geworden" aus dem Johannes-Evangelium gewählt.

Im Zentrum steht der Begriff "Im Anfang": die dialogisch verbundene Doppelnatur von Gott in Jesus Christus und der Gedanke der Fleischwerdung, die die Gegenwart Gottes in konkrete Humanität verwandele. Das passiere besonders dort, wo Geschöpfe verletzt seien und litten, wie der Präsident des päpstlichen Kulturrates, Gianfranco Kardinal Ravasi, jüngst erläuterte. Bei den Künstlern handelt es sich um die in New York lebende gebürtige Kolumbianerin Monika Bravo, die in London ansässige Mazedonierin Elpida Hadzi-Vasileva und um den aus Mosambik stammenden Fotografen Mario Macilau.

Multikulturell, jung, weiblich

Bravo hat eine narrative, aus sechs Videobildschirmen bestehende Installation gestaltet, die den Begriff "Natur" in gesprochenen Worten und Schriftzeichen reflektiert. Hadzi-Vasileva entwickelte eine monumentale, architektonische Installation - die "Fabrik", die wie eine Art von Haut den Besucher physisch und symbolisch einhüllen soll. Macilau wird eine poetische Schau aus neun Fotografien zeigen, die das Leben von Straßenkindern in den Blick nehmen.

Die Förderung des Dialogs von Glaube und Kunst sei dem Vatikan ein Anliegen, betonte der Kardinal. Im vergangenen Jahrhundert sei diese Kunstförderung etwas in Rückstand geraten. Heute sähen die Bedingungen wieder anders aus. Bei der Auswahl der Künstler seien bewusst solche aus verschiedenen Kontinenten gewählt worden. Ihre Techniken seien multikulturell, jung und auch weiblich.

"Kunst offenbart die Suche nach dem Unendlichen"

Es war der inzwischen seliggesprochene Paul VI. (1963-1978), der die Kirche mit der Moderne ins Gespräch bringen wollte. Von seinen Bemühungen profitieren die Besucher der vatikanischen Museen heute noch. 1973 eröffnete die "Sammlung zeitgenössischer Kunst". Sie umfasst Werke von über 245 internationalen Künstlern, darunter Arbeiten von Auguste Rodin, Marc Chagall, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Francis Bacon, Pablo Picasso und Otto Dix.

Unter Johannes Paul II. gab es nur noch wenige Neuerwerbungen. Erst Benedikt XVI. intensivierte den Dialog mit den Künstlern wieder. "Die Kunst ist fähig, das Bedürfnis des Menschen, über das Sichtbare hinauszugehen, zum Ausdruck zu bringen und sichtbar zu machen; sie offenbart das Verlangen und die Suche nach dem Unendlichen", so seine Überzeugung.

Brote und Blumen für die Armen

Laut Ravasi ist das Engagement der Kirche im Dialog mit der Kunst heute anders, als es die Kardinäle in der Renaissance hielten. "Es ist ein Engagement aus unseren Zeiten, auch des Pontifikates von Papst Franziskus." Die Schönheit - und nicht nur das Essen - wolle auch die Armen erreichen. So besage ein indianisches Sprichwort: Wenn du zwei Brotstücke hast, dann gib eines einem Armen, das andere verkaufst du und kaufst dafür eine Blume, die du dem Armen schenkst. Der Arme habe das Recht nicht nur das Brot zu bekommen, sondern auch die Blume.

Laut Radio Vatikan liegen die Kosten des Pavillons bei rund 400.000 Euro und würden von Sponsoren, unter anderem von einer Mailänder Großbank, getragen. Micol Forti, Kuratorin des Pavillons sagt dazu: "Wenn diese Biennale es uns erleichtert, den Blick zu erweitern, unsere Neugier zu erwecken, Horizonte zu erweitern, dann wird sie es wert gewesen sein."


Quelle:
KNA
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