Stationen der Kontroverse zwischen Vatikan und Piusbrüdern

Der Fall Williamson

Die Kontroverse um die Holocaust-Leugnung des Traditionalistenbischofs Richard Williamson hat den Vatikan im Pontifikat von Benedikt XVI. (2005-2013) in eine Krise gebracht. Die wichtigsten Stationen im Leben des ehemaligen Bischofs:

Richard Williamson (KNA)
Richard Williamson / ( KNA )

1940: Richard Williamson wird am 8. März in London geboren und anglikanisch erzogen.

1970: Nach mehreren Studienabschlüssen in Cambridge tritt er zum Katholizismus über.

1972: Wiliamson tritt in die kurz zuvor gegründete traditionalistische Bruderschaft St. Pius X. von Erzbischof Marcel Lefebvre ein. Seit Mitte der 70er Jahre verschlechtert sich das theologische Klima zwischen Rom und den Traditionalisten immer weiter.

1988: Kardinal Joseph Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation, handelt einen Kompromiss mit Lefebvre aus, den der Erzbischof kurz vor der Unterzeichnung wieder verwirft. Am 30. Juni weiht Lefebvre gegen päpstliches Verbot vier Priester zu Bischöfen, darunter auch Williamson. Dadurch ziehen sich die Beteiligten die Exkommunikation zu, die der Papst förmlich feststellt.

1989: In einer Rede in Quebec wirft Williamson den Juden vor, für Modernismus und Korruption in der katholischen Kirche verantwortlich zu sein. Zugleich leugnet er die Existenz von Gaskammern der Nationalsozialisten. Die kanadische Polizei erwägt Ermittlungen wegen Volksverhetzung.

1991: Tod Lefebvres. Sein Nachfolger als Generaloberer der Priesterbruderschaft wird der von ihm geweihte Schweizer Bischof Bernard Fellay. Williamson leitet zu dieser Zeit das Pius-Priesterseminar in den USA, ab 2003 das in Argentinien.

1. November 2008: In einem für einen schwedischen TV-Sender in Bayern aufgezeichneten Interview leugnet Williamson den Holocaust. Nach seiner Ansicht seien nicht sechs Millionen, sondern lediglich 200.000 bis 300.000 Juden von den Nazis umgebracht worden, davon keiner in Gaskammern.

21. Januar 2009: Per Dekret der Bischofskongregation wird die Exkommunikation der vier von Lefebvre geweihten Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X., darunter Williamson, aufgehoben. Am selben Tag wird im schwedischen Sender SVT das Williamson-Interview ausgestrahlt.

23. Januar: Die Staatsanwaltschaft Regensburg nimmt Ermittlungen gegen Williamson wegen Volksverhetzung auf.

24. Januar: Der Vatikan teilt die Rücknahme der Exkommunikation förmlich mit. Die Entscheidung löst international Empörung aus.

27. Januar: Die Piusbruderschaft distanziert sich von Williamsons Äußerungen und entschuldigt sich beim Papst und «allen Menschen guten Willens». Der Generalobere Fellay untersagt Williamson jede Stellungnahme zu politischen oder historischen Fragen.

28. Januar: Benedikt XVI. weist jeden Verdacht zurück, die Kirche könne den Holocaust leugnen oder von ihrem Kurs der jüdisch-christlichen Aussöhnung abrücken.

30. Januar: Williamson bittet den Papst in einem Brief um Entschuldigung für die Probleme, die er mit seinen «unbedachten Äußerungen» ausgelöst habe. Seine Aussagen zum Holocaust zieht er nicht zurück.

4. Februar: Der Vatikan fordert Williamson zum unmissverständlichen und öffentlichen Widerruf seiner Holocaust-Leugnung auf.

7. Februar: Williamson erklärt im «Spiegel»-Interview, er werde die Leugnung des Holocaust vorerst nicht widerrufen, sondern zunächst die historischen Beweise prüfen. Daraufhin entbindet ihn die Piusbruderschaft von der Leitung des Priesterseminars La Reja nahe Buenos Aires.

19. Februar: Argentiniens Innenministerium will Williamson ausweisen, wenn er nicht binnen zehn Tagen das Land verlässt. Am 25. Februar trifft er in London ein und taucht unter.

Oktober 2009: Gegen Williamson ergeht in Regensburg ein Strafbefehl wegen Volksverhetzung in Höhe von 12.000 Euro. Der Rechtsstreit dauert danach noch über mehrere Jahre und Instanzen an.

Frühjahr 2012: Williamson umgeht das zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft vereinbarte Stillschweigen über die theologischen Verhandlungen und sabotiert die Einigungsbemühungen. Interne Dokumente tauchen im Internet auf. Der Vatikan teilt mit, man werde nur noch mit Fellay selbst verhandeln.

März 2012: Rom weist die theologische Antwort der Piusbrüder als unzureichend zurück und räumt ihnen eine letzte Frist ein. Im Mai/Juni prüfen Glaubenskongregation und Papst die überarbeitete Antwort der Piusbruderschaft.

Juni 2012: Fellay erklärt, die Verhandlungen seien «an einem toten Punkt». Er beklagt, er werde von den eigenen Leuten hintergangen.
Fellay beruft ein Generalkapitel in Econe ein - von dem Williamson ausgeladen wird. Dort zeigt sich die Leitung der Bruderschaft nicht zu einer Rückkehr in die römisch-katholische Kirche bereit.

Oktober 2012: Econe teilt den Rauswurf des britischen Bischofs mit, da er Fellay die notwendige Loyalität und den Gehorsam verweigere.

2014: Das endgültige Urteil gegen Williamson in Deutschland wird rechtskräftig; es ist auf 1.800 Euro Geldstrafe reduziert.

Juni 2014: Australien verweigert Williamson eine Einreiseerlaubnis.


Quelle:
KNA