Vatikan stellt Bericht zu Ordensfrauen in den USA vor

"Ermutigender und realistischer Ton"

Der Vatikan hatte wohl Zweifel. Deshalb hat er die Frauenorden in den Vereinigten Staaten auf Defizite untersucht. Geleitet wurde die Visitation von der US-amerikanischen Ordensfrau Mary Clare Millea.

Mary Clare Millea (KNA)
Mary Clare Millea / ( KNA )

Der Vatikan hat in einem Untersuchungsbericht über Frauenorden in den Vereinigten Staaten Defizite bemängelt, sich jedoch insgesamt positiv geäußert. Die Orden müssten, "ihre spirituelle Praxis und ihren Dienst sorgfältig prüfen, um sicherzustellen, dass sie in Einklang mit der katholischen Lehre über Gott, die Schöpfung sowie Menschwerdung und Auferstehung" stünden, heißt es in dem Bericht, der am Dienstag im Vatikan vorgestellt wurde. Zugleich werden die Orden darin für eine engagierte Glaubensverkündigung, ihren Einsatz für Arme und Außenseiter sowie ihre Bildungsarbeit gelobt.

Keine konkrete Kritik

Viele der Ordensfrauen in den Vereinigten Staaten hätten Befürchtungen und Misstrauen gehabt, der Bericht sei jedoch von einem "ermutigenden und realistischen Ton" geprägt, sagte die Präsidentin des Dachverbandes der Ordensoberinnen in den USA (LCWR), Schwester Sharon Holland, bei der Pressekonferenz. Das zehnseitige Schreiben ist in einem auffallend konzilianten Ton verfasst und verzichtet weitestgehend auf eine konkrete Benennung von Kritikpunkten. Es wirbt für einen weiteren Dialog zwischen dem Vatikan und den Frauenorden in den USA. "Es geht uns nicht darum, jemanden bloß zu stellen, sondern auf die Stärke des Ordenslebens hinzuweisen," betonte der Sekretär der vatikanischen Ordenskongregation, Erzbischof Jose Rodriguez Carballo.

Wachsende Verweltlichung

Die Untersuchung von 341 Einrichtungen mit insgesamt 50.000 Ordensfrauen war 2009 von der vatikanischen Ordenskongregation unter ihrem damaligen Leiter, Kardinal Franc Rode, angeordnet und 2012 abgeschlossen worden. Anlass war unter anderem Kritik aus der Kirche in den USA an einer wachsenden Verweltlichung der Orden. Geleitet wurde die Visitation von der US-amerikanischen Ordensfrau Mary Clare Millea. Es handelt sich um die bislang größte Untersuchung dieser Art. Im gleichen Jahr leitete die vatikanische Glaubenskongregation parallel eine Untersuchung des LCWR ein, die noch anhält.

Begutachtet wurden auch die Finanzen und die personelle Entwicklung der Orden. Ausgenommen von der Untersuchung waren die Klausurorden.

Das Durchschnittsalter der Ordensfrauen liegt heute bei 75 bis 80 Jahren.


Quelle:
KNA