Polen gedenken Todestag des bald heiligen Johannes Paul II.

Gebete und Schwimmstaffel um 21.37 Uhr

Es ist die wohl bekannteste Todesuhrzeit Polens: 21.37 Uhr. Genau dann erklingen jedes Jahr am 2. April auf dem Warschauer Pilsudski-Platz besinnliche Trompetenklänge. Dort werden sich auch an diesem Mittwoch wieder viele Polen zu einer Gebetswache versammeln.

 (DR)

Gemeinsam mit Kardinal Kazimierz Nycz wird heute des neunten Todestages von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gedacht. Auf dem Platz hatte der Papst 1979 mit einer berühmten Predigt den Anstoß zum politischen Umbruch in seinem Heimatland gegeben und auch bei späteren Polen-Reisen Messen gefeiert.

Überwog 2006, am ersten Todestag, noch die Trauer, macht sich diesmal Vorfreude auf die Heiligsprechung von Johannes Paul II. am 27. April breit. Papst Franziskus wird dann in Rom offiziell erlauben, dass Katholiken weltweit seinen Vorvorgänger öffentlich verehren und um seine Fürbitte bei Gott anrufen. Das Erinnern an den künftigen Heiligen an dessen Todestag dient denn auch der Vorbereitung auf die Kanonisation, erklärte Nycz.

Auf ungewöhnliche Art wird in der Ostseestadt Szczecin (Stettin) Johannes Pauls II. gedacht. Ein Sportklub will in einem Hallenbad um 21.37 Uhr eine Schwimmstaffel über 9.665 Bahnen beginnen; so viele Tage dauerte das Pontifikat des Papstes. Ortsbischof Andrzej Dziega unterstützt die Aktion. Er übernahm die Schirmherrschaft gemeinsam mit dem Bürgermeister.

Sondersendung im TV

Ebenfalls zum Todeszeitpunkt soll im südpolnischen Tarnow ein Schwimm-Marathon über 26,516 Kilometer starten; der Papst war 26 Jahre, fünf Monate und 16 Tage im Amt. Im vergangenen Jahr schwammen rund 400 Menschen mit. Als Begründung für beide Aktionen führen die Veranstalter an, Johannes Paul II. sei gern geschwommen; in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo habe er ein Schwimmbad bauen lassen.

Der Todestag dominiert Polen freilich nicht mehr so stark wie in den ersten Jahren. Noch 2008 wünschte sich in einer Umfrage fast jeder zweite Pole, dass der Todestag gesetzlicher Feiertag werde. An diesem Mittwoch widmet das erste Programm des staatlichen Fernsehens Johannes Paul II. erst um 23.40 Uhr eine zehnminütige Sondersendung.

Die Kirche selbst gedenkt seiner eher bescheiden. Nur in manchen Pfarreien gibt es eigene Abendmessen. Offizieller kirchlicher Gedenktag des 2011 seliggesprochenen Papstes ist schließlich der 22. Oktober.

Tagebuchaufzeichnungen als Bestseller

Die Anfang Februar erschienen Tagebuchaufzeichnungen von Johannes Paul II. standen indes wochenlang auf Platz eins der Bestsellerliste des größten Buchhändlers Empik. Und auch im Internet werden die Polen auf die Heiligsprechung eingestimmt: Das Warschauer "Zentrum der Gedanken von Johannes Paul II." startete zum Beispiel am Mittwoch auf Facebook die Aktion "26 Tage". Täglich sollen Gläubige für andere und sich etwas Gutes tun, um sich geistig auf die Heiligsprechung vorzubereiten. Die erste Aufgabe lautete, einem Menschen etwas Schönes zu sagen und dann zu schreiben, wie es einem dabei geht.

Den Tag der Heiligsprechung, den Sonntag nach Ostern, will Polens katholische Kirche groß begehen. Im ganzen Land sollen die Gläubigen in den Gottesdiensten in Form von brennenden Laternen den "Heiligsprechungsfunken" erhalten und nach Hause mitnehmen. Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz (74) übergab am Sonntag in der einstigen Bischofsstadt von Johannes Paul II. Dutzende Laternen an Vertreter aller polnischen Diözesen und zahlreicher öffentlicher Institutionen. Die erste nahm Staatspräsident Bronislaw Komorowski entgegen. "Wir müssen diesen Funken in unserem ganzen Vaterland anzünden, damit es mehr Barmherzigkeit, mehr Brüderlichkeit, mehr Solidarität, mehr Verständnis und menschliches Wohlwollen gibt", erklärte der Kardinal und langjährige Privatsekretär von Johannes Paul II.


Johannes Paul II. (dpa)
Johannes Paul II. / ( dpa )
Quelle:
KNA