Borussia Dortmund feiert Geburtstag mit Gottesdienst

Schwarzgelbes Gebet

Die Clubgeschichte fing zwar mit einem Zwist zwischen Kaplan und Spielern an, trotzdem feiert der Fußballverein Borussia Dortmund seinen Geburtstag auch mit einem Gottesdienst. An diesem Dienstagabend ist es wieder soweit.

Borussia-Fans bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche / © Friedrich Stark (epd)
Borussia-Fans bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche / © Friedrich Stark ( epd )

DOMRADIO.DE: Der echte BVB-Fan wird sie kennen, die Geschichte mit dem Fußball-unfreundlichen Kaplan, der im Jahre 1909 das Sagen hatte. Aber erzählen Sie uns nochmal, wie war das in diesem Gründungsjahr? 

Karsten Haug (Gemeindereferent in der Dortmunder Dreifaltigkeitsgemeinde): Der Kaplan Hubert Dewald hatte damals etwas gegen das Fußballspielen, wie damals üblich im Deutschen Reich. Er sprach von Inselaffensport und Fußlümmelei. An deutschen Gymnasien war Fußballspielen total verpönt. Und um seine Jugendlichen auf den rechten Weg der Tugend zurückzuführen, hat der Kaplan eine verpflichtende Andacht angesetzt – sonntags um 14 Uhr mussten alle in der Kirche sein.

Das war aber die Anstoßzeit für die Jugendlichen und das ließen die sich nicht bieten. Und am 19.12.1909 kam es dann zum Bruch – am vierten Adventssonntag gründeten 18 Jugendliche einen eigenen Verein, Borussia Dortmund. Aber keiner ist aus der Kirche ausgetreten. Alle sind hier getraut worden. Kaplan Hubert Dewald wurde dann auch bald abberufen und der nächste Pfarrer war dann schon viel weitsichtiger.

DOMRADIO.DE: Und heute gibt es einen ökumenischen Gottesdienst, bei dem Sie die Einführung machen. Wie gestalten Sie die?

Haug: Wir blicken so kurz vor Weihnachten und Jahresende auf das Jahr zurück. Was war bewegend für die BVB-Familie? In aller Erinnerung ist natürlich der Anschlag auf den Mannschaftsbus im April geblieben. Das hat alle sehr aufgewühlt. Allerdings haben wir zwei Wochen später Bayern München im Pokalhalbfinale geschlagen. Dann sind wir zum Finale nach Berlin gefahren und da haben wir den Pokal geholt und wir durften hier am Borsigplatz erneut feiern.

DOMRADIO.DE: Sie blicken auf das Jahr zurück und dabei gedenken Sie auch der Menschen, die nicht mehr dabei sein können.

Haug: Es gibt mehrere Fans von Borussia Dortmund, die dieses Jahr bei Autounfällen tödlich verunglückt sind. Daran erinnern wir. Aber auch an eine Fußballerpersönlichkeit wie Hoppy Kurrat, der dieses Jahr am 27. Oktober sein Leben in Gottes Hände gelegt hat.

DOMRADIO.DE: Vor kurzem ist ja der ehemalige Trainer des 1. FC Köln, Peter Stöger, zu Ihnen gekommen. Werden Sie auch noch den Trainerwechsel mit einbeziehen?

Haug: Zumindest wird er erwähnt. Als BVB-Fans haben wir ja immer eine ganz gute Beziehung zu Köln gehabt. Die haben uns zweimal die Deutsche Meisterschaft gegeben, indem sie unsere direkten Verfolger geschlagen haben. Und jetzt geben sie uns einen Trainer.

DOMRADIO.DE: Die Ansprache im Gottesdienst hält der Chefredakteur der Ruhr Nachrichten, Hermann Beckfeld. Was wird er predigen?

Haug: Wir haben es ihm offen gelassen. Und damit haben wir immer gute Erfahrungen gemacht. Ich denke, dass er auf das Thema Heimat eingehen wird, auf das, was BVB-Fans ausmacht und was sie bewegt. Wichtig ist nur, dass sie die 200 bis 300 anwesenden Fußballfans ernst nehmen und sie in ihren Sehnsüchten und Hoffnungen wahrnehmen. Ich denke, das kann er gut. Denn er schreibt jede Woche einen Brief in der Zeitung, der sehr bewegend ist und in dem das Leben zur Sprache kommt.

DOMRADIO.DE: Nach dem Gottesdienst wird es noch eine Versteigerung geben. Der Erlös geht an eine Stiftung, die sich für Kinderrechte und sauberes Trinkwasser in den ärmsten Ländern Afrikas engagiert. Was kommt denn bei so einer Versteigerung unter den Hammer?

Haug: Es geht grundsätzlich immer um BVB-Devotionalien – ob alte Briefmarken oder Postkarten, der BVB-Archivar Gerd Kolbe bringt immer Raritäten mit. Da kann auch wirklich etwas von 1909 oder 1920 dabei sein, meistens gibt es auch ein aktuelles Trikot mit den Unterschriften der jetzigen Mannschaft.

DOMRADIO.DE: Kommt die Mannschaft denn zum Gottesdienst?

Haug: Die Mannschaft kann nicht zum Gottesdienst kommen, denn sie setzt sich um 17 Uhr in den Flieger, um nach München zu fliegen. Und vielleicht passiert da ja etwas Wunderschönes für uns.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR