Wie Fußballfans gemeinsam für das DFB-Pokalfinale beteten

Fußball auf dem Kirchentag

In Berlin haben vor dem DFB-Pokal-Endspiel viele Fans, Kirchentagsbesucher und Passanten in der Kirche am Breitscheidplatz zusammen einen Gottesdienst gefeiert. Die Kirche musste wegen Überfüllung geschlossen werden.

Autor/in:
Melanie Trimborn
Beim Vater Unser halten sich Fans und Kirchentagsbesucher an den Schultern.  / © Melanie Trimborn (DR)
Beim Vater Unser halten sich Fans und Kirchentagsbesucher an den Schultern. / © Melanie Trimborn ( DR )

Der 19-jährige Johannes Claßen sitzt auf der Treppe vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Er trägt ein gelb-schwarzes Trikot seines Vereins, des BVB. Über seinem Kopf liegt der orange-farbene Schal des Kirchentages. Die Sonne knallt. Der Schal soll an diesem heißen Tag in Berlin schützen.

Er ist einer der vielen, der keinen Platz mehr in der Kirche bekommen hat. "Wegen Überfüllung geschlossen", steht auf einem Schild, das eine Pfadfinderin vor der geschlossenen Eingangstür in die Luft hält. Niemand darf mehr rein. Aber Johannes hat sich mit seinem Vater einen Platz davor ergattert und lauscht dem Geschehen in der Kirche. Über Lautsprecher wird der ökumenische Gottesdienst für alle, die nicht mehr in das Gotteshaus passten übertragen.

Kirchentag trifft auf Fußball

Viele haben sich eingefunden, die sowohl Fankleidung tragen, aber auch Kirchentagsutensilien. Der Gottesdienst ist ein Programmpunkt des Kirchentages in Berlin. Am Abend wird Borussia  Dortmund im DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt spielen.   

Johannes und Vater Dieter Claßen sind aus Altena im Sauerland angereist. Eigentlich zum Kirchentag. Er ist evangelischer Pfarrer und der Sohn folgt ihm nach. Er studiert Theologie im zweiten Semester. "Dass jetzt das Pokalfinale hier zu der Zeit stattfindet, ist natürlich super", sagt Vater Claßen. Am Abend werden sie  beim Public Viewing das Spiel verfolgen.

Gemeinsames Gebet

Da ist ein gemeinsames Gebet für alle Fußballbegeisterte und alle Beteiligten genau das Richtige. In der Kirche  berichten Verantwortliche von Sportereignissen, bei denen es nicht immer so friedlich zugeht. Ein Polizist erklärt, wie schön es wäre, wenn Fußballereignisse immer so friedlich wären, wie  der evangelische Kirchentag.

Eine Frau, die als Volunteer  immer wieder bei Spielen hilft erzählt, dass sie auch sehr viel Positives erlebe, die meisten wollen feiern und einen schönen Tag haben und es gebe gute Szenen, wo Rollstuhlfahrern von Fans geholfen werde und es sehr viel Mitmenschlichkeit gebe. Es gibt viele positive Sachen aus der Fanszene, das kommt immer etwas zu kurz, sagt sie.

Fußball als Schule für das Leben

Volker Jung ist der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche. Er sagte in seiner Predigt, dass Fußball eine gute Schule sei, um zu lernen, wie man respektvoll  miteinander umgehe. "Achtet darauf, wie ihr miteinander umgeht – im Fußball und im Leben, als Spieler und Fans, als Schiedsrichter und Funktionäre." Auch der Trierer Weihbischof und Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz Jörg Michael Peters, erinnert an Worte des Papstes zu einem Spiel von zwei italienischen Mannschaften. Papst Franziskus hatte gesagt, jedes Spiel sei eine Probe für das innere Gleichgewicht, die Selbstbeherrschung und die Regeltreue.

Dieter Claßen findet die Anregungen wichtig. Auch er hat schon einige unschöne Fanerlebnisse mitbekommen. Aber es gab auf der anderen Seite auch sehr viele tolle Erlebnisse im Stadion und unter den Fußballfans. Am Abend des Anschlages auf den Dortmunder Fanbus hatten die Fans der gegnerischen Mannschaft für den BVB geklatscht. "Das war ein so schönes Zeichen, das habe ich mir abgeguckt und ich klatsche auch immer, wenn die gegnerischen Mannschaften kommen", sagt der 71-jährige Claßen.

Was verbindet  - Menschlichkeit

Beim Vater Unser legen sich die Menschen auf dem Vorplatz der Kirche, an dem im Advent der Terroranschlag verübt wurde, die Arme auf die Schultern. Kerzen erinnern auf der anderen Seite der Kirche an den Anschlag. Gemeinsam beten Menschen, ob nun Kirchentagsbesucher oder Fußballfans das Gebet aller Christen. "Das war für uns sehr bewegend", sagt Dieter Claßen.


Gemeinsames Gebet vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche / © Melanie Trimborn (DR)
Gemeinsames Gebet vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche / © Melanie Trimborn ( DR )

Betende Hände eines Fans. / © Melanie Trimborn (DR)
Betende Hände eines Fans. / © Melanie Trimborn ( DR )

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche / © Melanie Trimborn (DR)
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche / © Melanie Trimborn ( DR )

Gedenken an Terror-Anschlags-Opfer in Berlin / © Melanie Trimborn (DR)
Gedenken an Terror-Anschlags-Opfer in Berlin / © Melanie Trimborn ( DR )

Breitscheidplatz in Berlin / © Melanie Trimborn (DR)
Breitscheidplatz in Berlin / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR