Öffentliches Abschiednehmen von Alfred Biolek

"Trauer muss man einen Raum geben"

An diesem Donnerstag gibt es für Trauernde die Möglichkeit, Abschied von Alfred Biolek zu nehmen. Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wird im Domsaal des Bestattungshauses Kuckelkorn in der Kölner Innenstadt aufgestellt.

Trauer um Alfred Biolek / © Henning Kaiser (dpa)
Trauer um Alfred Biolek / © Henning Kaiser ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie wird das ablaufen bei Ihnen?

Christoph Kuckelkorn (Kölner Bestattungsunternehmer): Wir haben hier die Urne mit Blumen aufgebahrt und wir haben eine Kondolenzliste ausgelegt. Somit kann jeder, der sich mit Alfred Biolek verbunden fühlte oder auch noch fühlt, herkommen und hier auch einen Platz für seine Trauer finden, was ja so enorm wichtig ist. Trauern tut ja nicht nur die enge Familie, es trauern ja auch viele Menschen, denen er vielleicht Vorbild oder Wegbegleiter war. Denen geben wir dann heute die Möglichkeit, hierhin zu kommen.

Gerade in der Zeit der Pandemie ist auch ganz wichtig, dass man da Ventile und auch die Möglichkeit schafft, dass Trauer ihren Platz bekommt.

DOMRADIO.DE: Trotz der Pandemie können die Menschen zu Ihnen kommen. Das funktioniert?

Kuckelkorn: Wir haben bewusst einen sehr großzügigen Zeitraum gewählt. Heute haben Menschen von 11 bis 20 Uhr die Möglichkeit zu kommen. Ich denke, es wird keinen Andrang geben, weil die Zeit so gut bemessen ist, dass hier jeder ein Fenster finden kann, wenn er vielleicht sogar alleine hier sein kann.

DOMRADIO.DE: Ist das ungewöhnlich, dass es so eine besondere Möglichkeit gibt, sich von einem Prominenten zu verabschieden?

Kuckelkorn: Wir sind ja immer so ein bisschen der Anwalt der verschiedenen Menschen, die in einem Trauerfall dann auch zu ihrem Recht kommen wollen. Dazu gehört natürlich die Familie, der intime Bereich, der mit jemandem gelebt hat, aber natürlich auch die Öffentlichkeit, die gerade bei Menschen wie Alfred Biolek auch am Leben teilgenommen hat und für die er ein fester Teil ihres Lebens war.

Auch diesem Bereich von Trauer muss man einen Raum geben. Deswegen ist es nicht ungewöhnlich, dass man entweder eine große Trauerfeier oder eben solche Möglichkeiten des Abschieds, wie wir den heute hier haben, schafft, damit jeder auch seiner Trauer Platz geben kann.

DOMRADIO.DE: Trauer ist zunächst einmal etwas Persönliches. Aber wie kann denn diese, sagen wir öffentliche Verabschiedung heute, auch bei der Trauerbewältigung helfen?

Kuckelkorn: Jeder, der kommt, hat vielleicht einen kleinen Moment an der Urne. Auch wenn das jetzt öffentlich ist und wenn viele Menschen kommen können, hat jeder seinen eigenen Moment, genau wie in einer großen Trauerfeier jeder für sich so einen kleinen Moment holen kann.

Das ist vielleicht heute sogar ein Stückchen weit mehr möglich als bei einer normalen großen Trauerfeier. Denn es ist ja dann doch hier ein sehr viel privaterer Rahmen.

DOMRADIO.DE: Viele Menschen, die dieses Angebot wahrnehmen, haben vielleicht noch nie persönlich mit Alfred Biolek gesprochen. Sie kennen ihn auch von seinen Fernsehauftritten, wie man sich halt so kennt in Köln. Aber darum geht es eigentlich gar nicht, oder?

Kuckelkorn: Nein, darum geht es gar nicht. Ich glaube, die Figur Alfred Biolek hat viele Menschen begleitet. Man hat an seinem Leben teilgenommen. Und tatsächlich war es ja auch so: Durch die vielen Formate war er auch Meinungsbildner. Er hat viele Menschen zu Wort kommen lassen, er hat sehr interessante Gesprächsrunden geführt und das hat ihm schon so ein bisschen Identifikation gegeben. Jeder hat so vielleicht ein Stückchen Alfred Biolek in sich. Und dann ist es heute vielleicht auch genau der richtige Moment, sich dann zu verabschieden.

DOMRADIO.DE: Da kann man sich auch noch in ein Kondolenzbuch eintragen. Das wird bei Ihnen ausliegen. Was meinen Sie, werden viele Menschen kommen, um sich von Alfred Biolek zu verabschieden? Haben Sie eine Ahnung?

Kuckelkorn: In den letzten Wochen und Monaten hat sich ja gezeigt, dass öffentliche Bereiche sehr unterschiedlich reagieren. Stellenweise gibt es dann doch hohe Solidarität bei Bestattungen oder bei anderen Zusammenkünften von Menschen. In anderen Bereichen sind Menschen doch eher vorsichtig.

Wir sind heute für alles gewappnet und gucken, dass wir möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben. Wir können aber nicht so richtig erahnen, wie viele Menschen heute den Weg zu uns finden.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Christoph Kuckelkorn / © Henning Kaiser (dpa)
Christoph Kuckelkorn / © Henning Kaiser ( dpa )
Quelle:
DR