Stimmen zum Tag der indigenen Völker

Aufruf zum Schutz

An diesem Sonntag ist der Tag der indigenen Völker. Zu diesem Anlass haben Stimmen aus Politik und Hilfsorganisationen zum Schutz der Indigenen und zur Bewahrung ihres Lebensraumes aufgerufen.

Indigene aus dem Amazonasgebiet bei einer religiösen Versöhnungsfeier im Rahmen der Amazonas-Synode 2019 / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Indigene aus dem Amazonasgebiet bei einer religiösen Versöhnungsfeier im Rahmen der Amazonas-Synode 2019 / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Menschenrechtsbeauftragte ruft zum Schutz indigener Völker auf

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, zeigt sich in Sorge um die Lage von indigenen Völkern. "Bereits vor der Covid-19-Pandemie mussten indigene Völker in vielen Ländern tagtäglich um ihre Existenzgrundlage kämpfen", sagte sie am Samstag in Berlin. Die Ausbreitung des Virus habe ihre Lage "nochmals massiv verschlechtert". Am Sonntag wird der Internationale Tag der indigenen Völker begangen.

Zudem seien die Indigenen durch "Enteignungen und Vertreibungen, Armut und wenig Zugang zu Bildung, durch mangelhafte Gesundheits-und Sanitätsversorgung" besonders gefährdet, mahnte Kofler. Sie rief die betroffenen Regierungen auf, "bei der Pandemie-Bekämpfung auf diese prekäre Lage der indigenen Völker besonders Rücksicht zu nehmen".

Kofler erinnerte an die Selbstverpflichtung der Bundesregierung, das internationale Übereinkommen für die Rechte indigener Völker zu ratifizieren. "Ich setze mich mit Nachdruck dafür ein, dass wir es noch in dieser Legislaturperiode verabschieden und so ein starkes Zeichen unseres Engagements für die indigenen Völker setzen."

Etwa 370 Millionen Menschen weltweit gelten als indigene Bevölkerungsgruppen. Im Jahr 1994 riefen die Vereinten Nationen den ersten Internationalen Tag indigener Völker aus, um auf deren schwierige Lage aufmerksam zu machen. In vielen Ländern werden indigene Gruppen benachteiligt, weil ihre Lebensräume eingeschränkt und sie auf vielfache Weise diskriminiert und marginalisiert werden. Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen ist die Armut in indigenen Gruppen etwa dreimal so hoch. Auch Umweltzerstörung spielt eine zentrale Rolle: In den Gebieten indigener Völker befindet sich ein Großteil der globalen Artenvielfalt.

Grübel ruft zum Schutz indigener Völker auf

Zum diesjährigen Internationalen Tag der indigenen Völker an diesem Sonntag hat der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, die brasilianische und alle anderen Regierungen aufgefordert, die Rechte und das Erbe dieser Gemeinschaften zu schützen. Indigene Religionen müssten anerkannt, und ihr Lebensraum müsse bewahrt werden, erklärte Grübel am Freitag in Berlin. Das Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit sei universell gültig. "Es ist unsere Pflicht, insbesondere verletzliche Minderheiten und ihre Lebensweisen zu schützen."

Der brasilianische Präsident Jair Messias Bolsonaro habe Indigene nicht nur öffentlich verspottet, er habe auch jüngst Maßnahmen zu ihrem Schutz vor Covid-19 blockiert. "Das ist inakzeptabel", so Grübel.

Brot für die Welt fordert Schutz von indigenen Völkern

Die Hilfsorganisation Brot für die Welt hat zum Tag der indigenen Völker an diesem Sonntag von der Bundesregierung die Ratifizierung der Konvention 169 zum Schutz indigener Völker gefordert. "Weltweit sind indigene Völker akut durch Covid-19 bedroht. Deshalb braucht es jetzt ein deutliches politisches Signal", erklärte die Leiterin der Abteilung Lateinamerika und Karibik von Brot für die Welt, Danuta Sacher, am Donnerstag in Berlin.

Die Konvention 169 der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) sei "das zentrale Menschenrechtsinstrument für den Schutz indigener Völker", so Sacher. Indigenen würden durch die Bestimmung ihr Rechte auf Selbstbestimmung, kulturelle Identität sowie auf Land und Ressourcen garantiert. "Jeder Staat, der die ILO-Konvention 169 ratifiziert, stärkt die Rechte der indigenen Völker."

Bislang wurde die sogenannte Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von fünf EU-Staaten ratifiziert, darunter die Niederlanden und Luxemburg, nicht jedoch Deutschland. Im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD jedoch darauf verständigt, die Annahme des Abkommens anzustreben.

Nach UN-Schätzungen gehören weltweit 370 Millionen Menschen einem der rund 5.000 indigenen Völker an. Sie leben in etwa 90 Staaten.

 

Quelle:
KNA