Soziologe: Christen tendenziell glücklicher

"Religion ist resonanzfördernd"

Der Soziologe Hartmut Rosa sieht in der katholischen Kirche eine "besonders resonanzfördernde Beziehung". Darin liege auch der Grund, warum gläubige Christen tendenziell glücklicher seien, so Rosa im Gespräch mit "Christ und Welt".

Sind religiöse Menschen glücklicher? / © Evgeny Atamanenko  (shutterstock)
Sind religiöse Menschen glücklicher? / © Evgeny Atamanenko ( shutterstock )

Menschen brauchen nach den Worten des Soziologen Hartmut Rosa einen lebendigen Austausch mit der Welt. "Es geht um eine Haltung des Hörens und Antwortens. Beide Seiten berühren sich, und es gibt die Chance auf eine Veränderung auf beiden Seiten", sagte Rosa im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Religion sei eine "besonders resonanzfördernde Beziehung".

"Die Welt begegnet mir nicht stumm"

Darin liege auch der Grund, warum gläubige Christen tendenziell glücklicher seien. Sie hätten ein Gespür dafür, "dass ich mit etwas Größerem verbunden bin. Etwas, das mich hört und mich meint." Auch wenn Gott gar nicht eindeutig hörbar sei, gehe es in der Religion gerade darum, einen Sinn für die Bezogenheit zu etwas herzustellen.

"Man fühlt sich gemeint. Und die Welt begegnet mir nicht stumm, sondern sagt mir, am Grunde meiner Existenz gibt es etwas, das mir den Atem des Lebens eingehaucht hat", sagte der Professor für allgemeine und theoretische Soziologie an der Universität Jena und Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt.

Starke Resonanzmöglichkeiten in der Kirche

Rosa sieht in der katholischen Kirche starke Resonanzmöglichkeiten. "Im Protestantismus wird das Resonanzangebot eher ins Symbolische oder Metaphorische verschoben. Der Protestantismus ist auf einer theologischen Ebene sogar resonanzfeindlich", erklärte Rosa, der nach eigenen Worten aus einem katholischen Milieu kommt, aber mittlerweile in der evangelischen Kirche gelandet ist.

Auf säkularer Seite bestünden viele Äquivalente zur Religion, wie in Naturerfahrungen oder in der Esoterik. Man höre oft Sätze wie: "Ich muss mal wieder raus ins Grüne, um mich selbst zu spüren." Auch das seien Resonanzvorstellungen, wo das Innerste, die Psyche "in Verbindung mit der äußeren Ganzheit" trete.


Quelle:
KNA
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