Tipps gegen Alltagsstress nach dem Urlaub

Wie nimmt man Erholung mit in den Alltag?

Auch wenn der Sommer noch nicht ganz zu Ende ist: Der Urlaub ist für viele bereits vorbei. Zurück im Alltag bleibt oft nur die Erinnerung an die freie Zeit. Das muss aber nicht sein, sagt "Lebensberater" Rudolf Walter und gibt Tipps für den Alltag.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Warum fällt uns das so schwer, vom Urlaub länger etwas zu haben?

Dr. Rudolf Walter (Theologe und langjähriger Cheflektor beim Herder-Verlag, jetzt Herausgeber des "einfach-leben-Briefs" von Anselm Grün): Man kommt wieder in den alten Rhythmus rein, die Zeit beginnt wieder zu rennen, wie sie vorher rannte. Aber das muss ja nicht unbedingt sein: Man sollte das Schöne im Urlaub sehen und das auch mitnehmen. Und das Schöne ist ja, dass man mehr Zeit hat. Dass man frei vom Druck ist und die Zeit gerade nicht so rennt, sondern auch mal schlendert oder stehenbleibt.

Außerdem hat man Zeit für sich, füreinander oder für etwas Neues – und auch das sollte man mitnehmen.

Das Dritte ist: Dass man sich im Urlaub etwas Gutes tut, dass man sich verwöhnt, man sich ernst nimmt und sich selbst auch näher kommt: Auch das kann man mitnehmen. Die Urlaubsgrenze muss nicht die Grenze sein, sich etwas Gutes zu tun.

DOMRADIO.DE: Man könnte ja auch sagen, man powert die Monate bis zum nächsten Urlaub durch – so ein wenig Stress kann ja auch antreiben. Warum, meinen Sie, ist die Erholung im Alltag trotzdem so wichtig?

Walter: Wir leben unser schnelles Leben immer aus Quellen, die wir uns angesammelt haben. Man sollte und müsste dabei auf die Kraftquellen zurückgreifen, die man im Urlaub gesammelt hat. Nach dem Urlaub müsste man dafür widerständig bleiben gegen das ständige "Sichinanspruchnehmenlassen".

Man sollte sich erinnern an eine Lebensform, die auch möglich ist. Der Urlaub sagt ja: "Du musst Dein Leben nicht ändern, aber Du kannst es. Du kannst den Druck zwischendurch auch loslassen, Du kannst eine Pause machen, Du kannst unterbrechen." Und man merkt, wie man es im Urlaub erfahren hat: Das ist schöner so. Das Leben ist nicht nur Pflicht, sondern auch Freude. Und das ist es, was vom Urlaub in den Alltag überstrahlen sollte.

DOMRADIO.DE: Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, wo sie da anfangen sollen. Muss ich jetzt meinen Alltag komplett umgestalten, um dort etwas mehr Ruhe reinzubringen?

Walter: Ich glaube, am besten fängt man bei sich selber an, dass man sich daran erinnert, dass es gut tut, einfach mal was liegen zu lassen und eine Pause zu machen. Und wenn man die gemacht hat, kann man ja mit neuer Kraft wieder an den Berg gehen und kommt so nicht so schnell drüber, aber man kommt drüber.

Ich glaube, das schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass man hinter der Zeit herrennt und einem Imperativ von außen folgt. Von diesem Druck muss man sich befreien. Gestern traf ich jemanden, der frisch aus dem Urlaub kam und ich fragte ihn: "Was nimmst Du mit?" Und er sagte: "Das Schlimmste war, dass man zwischen zwei und sechs Uhr in kein Geschäft gehen konnte". Dann kam ihm der Blitz der Erleuchtung: Die Menschen machen das richtig! Warum sollte man sich nicht den natürlichen Gegebenheiten der Natur anpassen? Warum sollte man sich nicht der Zeit anpassen und auch mal seiner eigenen Müdigkeit nachgeben und dann wieder frisch lospowern?

DOMRADIO.DE: Ich hab gesehen, eine Kollegin hat sich ein Bild aus ihrem Urlaub als Desktop-Hintergrund eingerichtet. Und immer, wenn es ihr ein wenig zu stressig wird, schaut sie sich das Bild an und ist gleich wieder etwas entspannter. Haben Sie noch Tipps, die man anwenden kann?

Walter: Das ist eine schöne Idee. Ich denke, man sollte sich aus dem Urlaub nicht nur die Erfahrung der Zeit mitnehmen, sondern auch Souvenirs. Das müssen nicht nur Fotos sein, mit denen man Freunde nervt oder langweilt. Sondern es können auch kleine Dinge sein: Ich erinnere mich daran, dass wir mal vom Strand eine Muschel oder einen Stein mitgenommen haben, die liegen jetzt bei uns in der Wohnung und wenn ich die sehe, dann kommt das Urlaubsgefühl wieder auf.

Oder meine Frau hat im letzten Jahr auf einem Markt in der Provence ein ganz schönes, luftiges Sommerkleid gekauft, das sie auch jetzt trägt. Und wenn ich sie darin sehe, dann ist der Urlaub wieder da!


Quelle:
DR
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