Die Sternsinger und die Tücken der Technik

Löschwasser statt Segen?

Es ist eine gute alte Tradition - und doch läuft nicht immer alles glatt, wenn die Sternsinger in diesen Tagen von Haus zu Haus ziehen, Segen wünschen und Spenden sammeln. Die Tücken der Technik kommen ihnen manchmal in die Quere.

Autor/in:
Christoph Arens
Sternsinger unterwegs / © Cristian Gennari (KNA)
Sternsinger unterwegs / © Cristian Gennari ( KNA )

Nicht nur Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel empfangen um den 6. Januar herum die als Heilige Drei Könige verkleideten Kinder. Vielerorts besuchen engagierte Sternsinger auch die örtlichen Polizeidienststellen und Feuerwehrwachen. Gelegentlich allerdings sind es Sternsinger, die die Ordnungshüter und Brandbekämpfer zum Engagement zwingen.

Polizei rückt wegen Sternsingern aus

In Münster etwa hatte ein besorgter Bürger wegen vermeintlicher "Gaunerzinken" an seiner Hauswand die Polizei alarmiert. Die herbeigeeilten Beamten konnten den älteren Herrn schnell beruhigen: Die Zeichen "C+M+B", eingerahmt durch die Jahreszahl, seien eindeutig als Segensgruß der Sternsinger zu erkennen gewesen, ermittelten sie. "Verursacher" waren demnach Caspar, Melchior und Balthasar. Sogenannte Gaunerzinken sind nach Angaben der Polizei früher unter Ganoven üblich gewesen. Einige Striche oder Kerben wurden an Häusern aufgebracht, um Kumpane darüber zu informieren, wo wertvolles Diebesgut zu erwarten ist oder ein bissiger Hund das Haus hütet.

Im badischen Rastatt mussten sowohl Polizei als auch Feuerwehr wegen der Sternsinger ausrücken. Während eine freundliche Frau den Sternsingern Süßigkeiten übergab, fiel laut Polizeibericht ihre Haustür ins Schloss - die Frau hatte sich ausgesperrt. Auf ihrem Herd aber schmorte das Essen vor sich hin. Die Einsatzkräfte konnten gerade noch rechtzeitig die Wohnungstür öffnen und einen Brand verhindern. Ob die Mahlzeit noch verzehrt werden konnte, verrät der Polizeibericht nicht.

Weihrauch wird zum Risiko

Problemanzeigen kommen dieser Tage auch aus Bayern. Weil seit Ende 2017 in allen bayerischen Wohnungen verpflichtend Rauchmelder eingebaut werden müssen, wird der Weihrauch der Sternsinger zum Risiko. Sollten die kleinen Könige zu kräftig das Weihrauchfass schwenken, könnte Alarm ausgelöst werden, warnte das Erzbistum München und Freising.

Claudia Hoffmann vom Erzbischöflichen Jugendamt in München rät deshalb allen Sternsingergruppen zu rauchmeldersensiblem Verhalten. Im vergangenen Jahr hatte unter anderm im baden-württembergischen Walldürn eine geballte Ladung Weihrauch eine Brandmelderanlage in einer Flüchtlingsunterkunft ausgelöst. Löschwasser statt Segen? Zum Glück war der Hausmeister schnell zur Stelle und ein Einsatz der Feuerwehr konnte noch rechtzeitig verhindert werden.

Sternsinger im Bistum Essen zeigen unterdessen, dass moderne Technik alten Bräuchen auch neue Frische geben kann. Das Video des Ruhrbistums macht derzeit in den sozialen Netzwerken die Runde: Eine Gruppe von Sternsingern zwängt sich in ein Taxi - samt Gitarren, Trompete und Schlagzeug. Sie geben eine Rap-Mischung aus dem aktuellen Popsong "No Roots" von Alice Merton und dem Weihnachtslied "Stern über Bethlehem" zum Besten. Als der Song in das Kirchenlied "Gloria in excelsis Deo" übergeht, fällt sogar der überforderte Taxifahrer mit ein. Sie müsse "dem Stern folgen, um dem Heiland zu huldigen", erklärt die Fahrgemeinschaft.

Nachwuchssorgen bei den Sternsingern?

Vielleicht lassen sich durch solche Aktionen wieder mehr Kinder und Jugendliche für das Sternsingen begeistern. Zwar beteiligen sich nach Angaben des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" bundesweit immer noch geschätzte 300.000 Jungen und Mädchen an der Aktion. Vor zehn Jahren allerdings waren es noch geschätzte 500.000.

In einigen Kirchengemeinden werde die Aktion zu einer immer größeren Herausforderung, wird aus den stark katholisch geprägten westfälischen Kreisen Paderborn und Höxter gemeldet.

Immer mehr Verpflichtungen, immer mehr Zeit, die die Schule fordert: Insbesondere Jugendliche hielten sich zurück. Zum Teil gebe es deshalb mehr Kooperationen zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche, zum anderen zögen vermehrt Erwachsene los.

Bleibt zu hoffen, dass sie beim Weihrauchfass-Schwenken nicht allzu ehrgeizig sind.


Quelle:
KNA