Hilfsorganisation moniert Berichterstattung über Flutopfer

"Kaum jemand schaut nach Südostasien"

Die Bilder der Hurrikan-Überschwemmungen in Houston waren in den vergangenen Tagen in kaum einer Nachrichtensendung ausgespart. Dürftig dagegen fiel die Berichterstattung über die Monsun-Flutwellen in Südostasien aus. Dies kritisiert Care.

Überschwemmungen im indischen Mumbai / © Rajanish Kakade (dpa)
Überschwemmungen im indischen Mumbai / © Rajanish Kakade ( dpa )

Die Überschwemmungen in Asien werden angesichts des Wirbelsturms "Harvey" in Texas laut der Hilfsorganisation Care kaum wahrgenommen. Die Erfahrung zeige: Je nach dem, wo die Krisen sind, werde mehr oder weniger berichtet, sagte der Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation Care, Wolfgang Tyderle, an diesem Samstag im "Morgenecho" im Radiosender WDR5.

Wenig Berichterstattung gleich wenig Spenden?

Weil über die Naturkatastrophe in Südasien derzeit wenig berichtet werde, kämen für die Opfer auch nur wenig Spenden zusammen. Monsumstürme haben in der Region Bangladesch, Nepal und Indien zu schweren Überschwemmungen mit mehr als 1.500 Todesopfern geführt.

Menschen stehen vor dem Nichts

Die Menschen in den Gebieten seien Monsunregen zwar seit Jahrtausenden gewöhnt, sagte Tyderle. In diesem Jahr seien jedoch so weite Flächen überschwemmt und gigantische landwirtschaftliche Flächen zerstört worden. "Die Menschen stehen vor dem Nichts", sagte der Experte. Sie hätten keine Hochwasserversicherung oder andere Absicherungen. "Viele Millionen Menschen haben ihre Existenz verloren." Die Zerstörung der Ernte habe auf die drei Länder habe riesige Auswirkungen. "Die Situation ist deutlich schlimmer als sie sich jetzt noch darstellt: Das wird uns noch Jahre beschäftigen", sagte Tyderle.

Zunächst gehe es um Nothilfe, um den Menschen das Überleben zu sichern, erläuterte Tyderle. Das Hilfswerk sei derzeit in Nepal, Indien und Bangladesch im Einsatz. Die Opfer benötigten Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser. Zudem müssten noch Menschen aus Gebieten evakuiert werden, die bislang schwer zugänglich seien. Mittelfristig müsse den Menschen, die ihre Felder verloren hätten, geholfen werden, ihre Existenz wieder aufzubauen.

Unicef: 16 Millionen Kinder Opfer der Flut in Südasien

In den Flutgebieten Südasiens sind mitterweilie 16 Millionen Kinder von der Katastrophe betroffen und auf Hilfe angewiesen. Diese Angaben machte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Samstag in New York.

Zahlreiche Kinder in Bangladesch, Indien und Nepal und ihre Familien hätten nach dem verheerenden Monsunregen oft kein Dach mehr über dem Kopf; sie litten besonders unter verschmutztem Trinkwasser, fehlender Hygiene und mangelnder Versorgung mit Lebensmitteln. Sie seien besonders anfällig für Infektionskrankheiten, so Unicef.

Viele Gebiete sind den Angaben zufolge nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. "Es gibt die Gefahr, dass das Schlimmste noch kommt, weil die Regenfluten sich weiter nach Süden bewegen", hieß es weiter. Besorgniserregend ist aus Sicht der Hilfsorganisation, dass ein großer Teil der Kinder auf Wochen und Monate hinaus nicht mehr zur Schule gehen könne. Viele Schulen seien von den Wassermassen zerstört worden.

Laut Unicef sind 45 Millionen Menschen Opfer des ungewöhnlich Monsunregens. Bei der Flut kamen bisher mindestens rund 1.300 Menschen ums Leben.


Quelle:
epd , KNA