Festival unterbrochen

Terrorwarnung bei "Rock am Ring"

Abbruch oder Fortsetzung? Vor dieser schwierigen Entscheidung stehen Polizei und Veranstalter nach dem Terroralarm bei "Rock am Ring". Mit dem Projekt "Gott am Ring" ist auch die Kirche auf dem größten Rockmusik-Festival Deutschlands vertreten. 

Berichtet für domradio.de von Rock am Ring: Jann-Jakob Loos / © Moritz Dege (DR)
Berichtet für domradio.de von Rock am Ring: Jann-Jakob Loos / © Moritz Dege ( DR )

Nach der Unterbrechung des Festivals "Rock am Ring" wegen Terrorgefahr soll am Samstag die Entscheidung über Fortsetzung oder Abbruch verkündet werden.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) will sich um 11.00 am Nürburgring in der Eifel zu den Ereignissen äußern.

Unterbrechung wegen Terrorgefahr

Das legendäre Musikfestival war am Freitagabend unterbrochen worden, weil die Polizei Hinweise auf eine mögliche terroristische Gefährdung hatte. Zehntausende Besucher verließen daraufhin innerhalb kurzer Zeit geordnet und ruhig das Festivalgelände, wie Veranstalter Marek Lieberberg berichtete.

Der genaue Hintergrund für den Terroralarm war zunächst unklar. Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung verhörte die Polizei zwei Mitarbeiter eines Subunternehmens. Es habe die Befürchtung bestanden, dass die beiden Männer etwas auf dem Gelände hinterlegt haben. Die Polizei am Nürburgring wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Fortsetzung am Samstag?

Das dreitägige Festival hatte am Freitagnachmittag begonnen. Alle knapp 90 000 Ticket waren verkauft. Am Abend sollte noch die Band Rammstein als Topact auftreten. Nach Angaben des offiziellen "Rock am Ring"-Liveblogs wollte sich Veranstalter Lieberberg darum bemühen, die Band am Samstag auftreten zu lassen, wenn das Festival fortgesetzt werden kann.

Darauf hoffte Lieberberg am Abend. Dass das Gelände geräumt werden musste, sah er kritisch. "Ich glaube, dass wir hier für das büßen müssen, was im Fall Amri oder anderen zu wenig getan wurde." Durch Versäumnisse der Ermittlungsbehörden sei eine andere Gemütslage eingetreten, so dass womöglich "schneller gravierende Entscheidungen getroffen werden als vorher". Der Islamist Anis Amri hatte im Dezember 2016 bei einem Lastwagen-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zwölf Menschen getötet.

Die Veranstalter hofften auf eine Fortsetzung des Festivals am Samstag. "Wir alle hoffen, dass wir morgen gemeinsam weiterfeiern können!", hieß es am frühen Samstagmorgen auf der Facebook-Seite von Rock am Ring. "Es ist großartig, dass wir trotz dieser für uns alle schwierigen Situation heute so toll zusammengearbeitet haben."

Verstärkung von Anfang an

Schon vor der Unterbrechung hatten Sicherheitsbedenken das Festival begleitet. Die Polizeipräsenz am Nürburgring war - auch vor dem Hintergrund des Terroranschlags auf ein Konzert in Manchester vor anderthalb Wochen - auf mehr als 1200 Beamte aufgestockt worden. Für das Festival war es eine Rückkehr: In den vergangenen beiden Jahren hatte "Rock am Ring" auf dem Flugplatz Mendig stattgefunden, mehrere Besucher wurden dabei bei Blitzschlägen verletzt.

Beim parallel in Nürnberg stattfindenden Zwillingsfestival "Rock im Park"waren die Konzerte am Freitagabend weitergegangen. Dort treten dieselben Bands in anderer Reihenfolge auf.

Erst Aufregung, dann Ruhe

Nach dem Terroralarm und der Unterbrechung des Programms haben Tausende Musikfans eine friedliche Nacht in ihrem Zelten verbracht.

"Aus polizeilicher Sicht verlief die Nacht ohne besondere Vorkommnisse", sagte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Samstagmorgen.


Für domradio.de bei Rock am Ring: Jann-Jakob Loos / © Moritz Dege (DR)
Für domradio.de bei Rock am Ring: Jann-Jakob Loos / © Moritz Dege ( DR )
Quelle:
dpa