Tod des Afrikaners Oury Jalloh

Über tausend mal Gedenken

Mehr als 1.100 Menschen aus ganz Deutschland haben am Samstag in Dessau-Roßlau an den Tod des Afrikaners Oury Jalloh vor zwölf Jahren in einer Polizeizelle erinnert.

Brandanalyse im Todesermittlungsverfahren von Oury Jalloh / © Arno Burgi (dpa)
Brandanalyse im Todesermittlungsverfahren von Oury Jalloh / © Arno Burgi ( dpa )

Eine Demonstration der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh führte nach Polizeiangaben am Nachmittag durch die Innenstadt. Ziel war die Polizeistation, wo der Asylbewerber 2005 bei einem Brand ums Leben gekommen war. Gegenüber den Vorjahren stieg die Zahl der Teilnehmer an den regelmäßigen Protesten am Todestag des Afrikaners stark an, erläuterte Polizeisprecher Ralf Moritz.

Die Demonstranten skandierten in Sprechchören immer wieder "Oury Jalloh - das war Mord" und trugen Transparente mit dieser Aufschrift. Sie forderten eine weitere Aufklärung des Falles, obwohl der Bundesgerichtshof (BGH) einen Schuldspruch gegen einen Polizisten wegen fahrlässiger Tötung vor zwei Jahren in letzter Instanz bestätigt hatte.

Bundesweite Teilnehmer

Der Zug führte auch am Sitz der Staatsanwaltschaft, am Landgericht und am Rathaus vorbei. Dort gab es kurze Protestkundgebungen, die friedlich und ohne Störungen verliefen. Viele Demonstranten waren mit Bussen aus anderen Bundesländern angereist. Die Initiatoren hatten bundesweit zu den Protesten aufgerufen.

Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber Oury Jalloh war am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben gekommen. Er starb gefesselt an eine Matratze bei einem Brand in der Gewahrsamszelle. 2008 waren in einem ersten Prozess zwei Polizisten in Dessau freigesprochen worden. Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil gekippt hatte, wurde ein Beamter 2012 vom Landgericht Magdeburg wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt. Eine erneute Revision verwarf der BGH 2014.

Neue Ansätze werden geprüft

Jalloh soll die Matratze selbst mit einem Feuerzeug angezündet haben. Er war festgenommen worden, weil sich Frauen von ihm belästigt fühlten und er sich gegen Beamte wehrte. Der Afrikaner war alkoholisiert und hatte Drogenspuren im Blut.

Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau prüft, ob es neue Ermittlungsansätze in dem Fall gibt. So war im August ein neuer Brandversuch ausgeführt worden, um die Tatumstände zu rekonstruieren. Die Gedenk-Initiative hatte selbst eigene Gutachten in Auftrag gegeben, um zu zeigen, dass das Feuer von Dritten entzündet wurde. Sie präsentierte am Samstag die Stellungnahme eines Londoner Brandexperten, der den neuerlichen Brandversuch der Staatsanwaltschaft als fehlerhaft kritisiert.


Quelle:
epd