Theologin fordert Schönstatt-Bewegung zu Transparenz auf

"Die Wahrheit ans Licht bringen"

Die italienische Theologin Alexandra von Teuffenbach wirft Pater Kentenich systematische Manipulation von Mitgliedern der Gemeinschaft und sexuellen Missbrauch einer Schwester vor. Sie fordert die Offenlegung der Schönstatt-Akten.

Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Pater Josef Kentenich, Gründer der internationalen Schönstattbewegung in Vallendar / © Wolfgang Radtke ( KNA )

In der Debatte um Missbrauchsvorwürfe gegen Pater Josef Kentenich fordert die italienische Theologin Alexandra von Teuffenbach die Schönstatt-Bewegung auf, alle Akten zu ihrem Gründer zu veröffentlichen. "Ich kann Schönstatt nur bitten, das Material aus deren Archiven herauszugeben und so die Diskussion auf eine ganz neue sachliche Basis zu stellen", sagte sie in einem Interview, das auf dem Portals katholisch.de veröffentlicht wurde.

Schönstatt-Dokumente zugänglich machen

Bislang seien zu dem Fall nur Dokumente bis zum Ende des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958) aus den vatikanischen Archiven zugänglich. Das Schönstatt-Werk könne aber zusätzliches Material aus der Zeit danach haben, etwa zur Rückkehr Kentenichs aus dem Exil 1965 oder zum Beginn des Verfahrens zur Seligsprechung 1975. "Rückt die Akten raus, stellt sie für alle zugänglich ins Netz", appellierte die Theologin. Transparenz könne allen Beteiligten helfen und "die Wahrheit ans Licht bringen".

Von Teuffenbach wirft dem Gründer der Schönstatt-Bewegung systematische Manipulation von Mitgliedern der Gemeinschaft und sexuellen Missbrauch einer Schwester vor. Sie stützt sich dabei auf seit März zugängliche Dokumente aus den Archiven des Vatikan, darunter Briefe und Gesprächsprotokolle, die im Rahmen einer Prüfung des Schönstatt-Werkes durch den Vatikan verfasst wurden. Kentenich (1885-1968) wurde 1951 ins Exil in die USA geschickt und kehrte 1965 nach Schönstatt zurück.

Keine Rehabilitierung

Die Historikerin bezweifelt weiter die Darstellung der Schönstatt-Bewegung, wonach Kentenich vom Vatikan rehabilitiert und Zweifel an seiner Person ausgeräumt worden seien. Eine Rehabilitierung oder ein Aufhebungsdekret habe sie in keiner Akte gefunden, so von Teuffenbach. Es seien keine Gründe bekannt, warum Kentenich aus dem Exil zurückkehren konnte.

Von Teuffenbach weist darauf hin, dass die Zeit von Kentenichs Rückkehr zusammenfalle mit dem letzten Jahr des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Üblicherweise habe es zu dem Anlass ein "Gnadenjahr" gegeben, sagt sie. Eine solche Begnadigung könne sie sich auch für den Gründer des Schönstatt-Bewegung vorstellen, zumal er zu dem Zeitpunkt bereits 80 Jahre alt gewesen sei.

Von Teuffenbach bezeichnete es weiter als "Gewissensfrage", ihre Informationen zu Kentenich zu veröffentlichen, "wohlwissend, dass ich damit Menschen verletze, die ein Leben lang dachten, sie hätten einen Heiligen vor sich".


Quelle:
KNA