Die Theologische Fakultät Paderborn stellt sich dem Thema Missbrauch

Nach dem Skandal

Nichts hat die Öffentlichkeit in diesem Jahr so stark bewegt wie der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Verantwortungsbereich der Katholischen Kirche. Die Theologisch Fakultät Paderborn stellt sich dem Thema nun mit einer Vortragsreihe – im Interview mit domradio.de stellt sie Rektor Berthold Wald vor.

 (DR)

Entschieden habe man sich für die Reihe "Zwischen Freud und Leid - Die Ambivalenz menschlicher Sexualität", so Prof. Wald am Freitag (05.11.2010), "aus aktuellem Anlass". Allerdings seien die Vorträge nicht begrenzt auf den Raum Paderborn, "sondern generell wegen der Bedeutung, die dieses Thema weltkirchlich erhalten hat."



Die Vorträge bis Ende Februar 2011 sind unterteilt in drei thematische Abschnitte: das Verhältnis von Mann und Frau, Sexualität und Öffentlichkeit sowie Sexualität und zölibatäre Lebensformen. "Der Kontext scheint uns wichtig zu sein, weil oft die Diskussion sehr eng geführt wurde im Blick auf die Ursachen und Gründe für den Missbrauch und dann sehr schnell gesagt wurde, dass kann und muss nur mit der zölibatären Lebensform zusammenhängen", erklärt der Philosoph.  



"Ein umfassenderer Horizont"

Auf ihrer eigenen Internetseite der Fakultät steht: "Die Montagsakademie wird dieses aktuelle und kontrovers diskutierte Thema in einen umfassenderen Horizont stellen. Sie geht damit bewusst einen Schritt hinter die Tagesaktualität zurück, um den theologisch-anthropologischen, gesellschaftlich-politischen und existentiell-moralischen Kontext menschlicher Sexualität heute vor Blick zu bringen. In allen drei Hinsichten zeigt sich eine auffällige Ambivalenz, welche zunehmend das öffentliche und private Leben bestimmt. Diese reicht von der erfolgreichen Kommerzialisierung der Sexualität in der Werbung über die massenhafte Verfügbarkeit von Internetpornographie bis hin zu sexuell motivierten Gewaltakten im Umfeld von Familie und Freundeskreis. Sexualität kann offenkundig für jeden erwachsenen Menschen zu einer Herausforderung werden, mit welcher nur schwer zurecht zu kommen ist. Angesichts dessen ist die programmatische Parole von der "sexueller Befreiung" wie die entgegensetzte Praxis "sexueller Verdrängung" gleichermaßen naiv und verantwortungslos."