Bundesregierung fordert lückenlose Aufklärung durch Runden Tisch

"Ein guter Weg"

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat von der katholischen Kirche eine lückenlose Aufklärung im Missbrauchsskandal gefordert, die Bundesjustizministerin fordert einen Runden Tisch. Nach Angaben des "Spiegels" wurden in den vergangenen Tagen weitere Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt.

 (DR)

Sie erwarte von der katholischen Kirche "konkrete Festlegungen", welche Maßnahmen sie dafür ergreifen wolle, sagte die Ministerin dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Samstag). Die FDP-Politikerin schlug Ombudsleute und einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vor.

Ein solches Gremium sei "ein guter Weg, um die zahlreichen Missbrauchsfälle aufzuklären und der katholischen Kirche Gelegenheit zu bieten, mit den Opfern über freiwillige Entschädigungen ins Gespräch zu kommen".

Gleichzeitig kritisierte die FDP-Politikerin den Augsburger Bischof Walter Mixa. Es sei "wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie Bischof Mixa hinter polemischen Ausflüchten verstecken, statt zur Sachaufklärung beizutragen", sagte die Ministerin. Der Augsburger Bischof hatte die "sexuelle Revolution" für die weite Verbreitung des Kindesmissbrauchs in der Gesellschaft mitverantwortlich gemacht.

Neue Fälle bekannt
Nach Angaben des "Spiegels" wurden in den vergangenen Tagen weitere Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt, die sich vor 30 bis 50 Jahren in katholischen Einrichtungen ereigneten. Davon seien mindestens sechs Einrichtungen betroffen.

Darunter sind laut "Spiegel" zwei ehemalige Heime der Salesianer Don Boscos in Augsburg und Berlin, wo drei Geistliche und ein Mitarbeiter Minderjährige missbraucht haben sollen. Ferner nennt der "Spiegel" ein ehemaliges Kinderheim der Vinzentinerinnen im oberschwäbischen Oggelsbeuren sowie das Maristen-Internat im bayerischen Mindelheim und das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau.

Missbrauchsvorwürfe gebe es auch gegen frühere Mitarbeiter des Franz-Sales-Hauses in Essen, einer renommierten Behinderten-Einrichtung. Außerdem berichtete die "Frankfurter Rundschau" (Samstag) unter Berufung auf ein anonymes Opfer von sexuellen Übergriffen im Internat der Franziskaner-Minoriten, Sankt-Ludwig-Kolleg in Bonn, in den 70er Jahren.

Nach geltendem Strafrecht sind die meisten dieser Fälle verjährt.
Die Verjährung tritt bei minderschweren Missbrauchsfällen dann ein, wenn das Opfer sein 28. Lebensjahr vollendet hat.