Ritueller Missbrauch bei Erlöserschwestern bisher nicht nachweisbar

Gespräche sollen Vorwürfe klären

Die Erlöserschwestern in Würzburg haben bisher nach eigenen Aussagen keine Hinweise auf einen rituellen Missbrauch durch Priester in einem Kinderheim. Noch lebende Ordensfrauen können den Vorwurf nicht nachvollziehen.

Autor/in:
Christian Wölfel
Ordensfrau hält einen Rosenkranz in ihren Händen / © Cristian Gennari (KNA)
Ordensfrau hält einen Rosenkranz in ihren Händen / © Cristian Gennari ( KNA )

Das erklärte der Orden am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem hätten sich zwei ehemalige Heimkinder gemeldet. "Die beiden ehemaligen Heimkinder widersprechen sogar vehement den gemachten Aussagen zum mutmaßlichen rituellen Missbrauch in der Kapelle." Dies ergebe sich etwa auch aus der Rekonstruktion baulicher Gegebenheiten.

Eine Frau hatte in einem Bericht der ARD-Sendung "Report München" den Vorwurf erhoben, sie habe in einem Heim der Wickenmayer'schen Kinderstiftung rituellen Missbrauch erlebt. Dabei seien mehrere Priester anwesend gewesen, teilweise sei auch fotografiert worden.

Gespräch geplant

Der Würzburger Bischof Franz Jung und die Missbrauchsbeauftragte des Bistums bezeichneten die Schilderungen als plausibel. In den nächsten Wochen soll es ein Gespräch zwischen Orden und Bischof geben.

Auch der Würzburger Betroffenenbeirat äußerte sich in einer Stellungnahme diese Woche ähnlich. Mehrere Personen aus Heimen hätten sich gemeldet. Es gebe keinen Grund, diese Aussagen anzuzweifeln. Auf Nachfrage wurden dazu keine weiteren Details oder Zahlenangaben preisgegeben. Gleichzeitig ermutigte das Gremium alle von sexueller Gewalt Betroffene aus Einrichtungen von Orden, sich bei den zuständigen Stellen des Bistums zu melden.

"Wenn dem Betroffenenbeirat oder dem Bistum Aussagen und Berichte vorliegen, die unsere Recherchen eindeutig widerlegen würden, wären wir sehr froh, davon zu erfahren. Uns liegt daran, dass Dinge eindeutig geklärt werden", so die Erlöserschwestern. Gleichzeitig betonte der Orden, er wolle eine unabhängige Aufarbeitungskommission einsetzen, und rief Betroffene dazu auf, sich zu melden.

Ein anerkannter Fall

Bisher anerkannt habe man einen Fall von sexuellem Missbrauch und schwerer körperlicher Züchtigung, so die Schwestern weiter. Die beschuldigte Schwester habe die Angaben des Mannes bestätigt. "Die Ordensleitung hat dem Betroffenen ein Gespräch angeboten, bei dem die Schwester um Verzeihung bitte möchte." Außerdem seien dem Betroffenen Anerkennungsleistungen gezahlt worden.

Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung sieht rituelle Gewalt dann gegeben, wenn es zu einer systematischen Anwendung sexualisierter Gewalt durch mehrere Täter oder Täternetzwerke kommt und gleichzeitig eine Ideologie zur Begründung oder Rechtfertigung dient.


Quelle:
KNA
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