Wie man Gräber vor Wildtieren schützt

"Rehe sind Feinschmecker"

Zum Totengedenken im November werden die Friedhofsgräber liebevoll hergerichtet. Wildtiere mögen das und knabbern häufig am Grabschmuck. Wie man das verhindern kann, erzählt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung im domradio.de-Gespräch.

Rehe fressen gern Blumen auf Friedhöfen / © Michael Tetzlaff  (DWS)
Rehe fressen gern Blumen auf Friedhöfen / © Michael Tetzlaff ( DWS )

domradio.de: Woran liegt es, dass sich Tiere über Grabschmuck hermachen?

Jenifer Calvi (Deutsche Wildtier Stiftung): Es gibt verschiedene Gründe. Die Rehe zum Beispiel sind sehr neugierig was vielfältiges Futter angeht. Im November wird es ja im Wald mit der Nahrung immer knapper und Rehe haben einen ausgezeichneten Geruchs- und auch Geschmackssinn. Sie futtern gerne vielfältig und dann ist ein Friedhof ein wunderbarer Ort, an dem man mal schauen kann, was es denn alles so Leckeres gibt.

domradio.de: Warum denn gerade Friedhöfe? Es gibt ja noch andere Grünflächen, Parks und so weiter...

Calvi: Klar, wenn aber so ein Friedhof in der Nähe ist, dann guckt man da als Reh ganz gerne mal. Das gilt natürlich auch für Füchse oder für Wildkaninchen oder für Feldhasen. Auf dem Friedhof sind die Tiere meistens ungestört. Morgens früh oder auch abends sind dort in der Regel keine Besucher. Das ist für die Tiere natürlich eine schöne Sache. Da haben sie genug Zeit und können in Ruhe etwas zu knabbern suchen.

domradio.de: Wenn ich als Angehöriger das Grab meiner Verstorbenen schütze möchte: Was kann ich dann tun?

Calvi: Sie können eventuell ein bisschen besser auf die Pflanzen- oder Schnittblumenauswahl achten. Die Rehe sind Feinschmecker. Die lieben zum Beispiel Rosen. Versuchen Sie, das Grab mit Hortensien oder Lilien zu schmücken. Da gehen die Rehe nicht so gerne ran. Man kann generell sagen: Alles, was nicht so stark duftet und was nicht giftig ist, lockt die Rehe nicht besonders an. Sonnenhut, Eisenhut, Lavendel, Rittersporn: Das sind Pflanzen, mit denen man den Grabschmuck verschönern kann. Rehe knabbern auch Tannenzweige gerne an, die ja viele Menschen gerne für die Grababdeckung nehmen. Da kann man auf Kiefer oder Fichte ausweichen.

domradio.de: Kann man denn ansonsten noch Maßnahmen ergreifen, um das Grab zu schützen?

Calvi: Sie können auf jeden Fall mit der Friedhofsgärtnerei sprechen. Die kennt in der Regel das Problem. Dann kann man überlegen, ob man mit einem feinmaschigen Zaun oder mit Maschendraht oder mit einer Netzabdeckung eine Lösung findet. Generell gilt: Der Friedhofszaun ist das Allerwichtigste, um den ganzen Friedhof zu schützen. Der Zaun sollte hoch genug sein, mindestens 1,80 m. Rehe können nämlich hoch springen und auch Wildschweine schaffen locker die Hürde über 1,20 m, wenn sie gut drauf sind. Gegen Wildschweine würde also schon ein Zaun reichen, der 1,50 hoch ist.

domradio.de: Das Schützen der Gräber ist ein Bekämpfen der Symptome. Kann man den Tieren denn auch Alternativen bieten, damit sie nicht an die Gräber ranwollen?

Calvi: Nein. Sobald Sie anfangen, ein Wildtier zu füttern, kommt es immer wieder. Da ist es schwierig, eine gute Lösung zu finden. Wildschweine gehen zum Beispiel auch an Komposthaufen oder an Mülleimer. Ich denke nicht, dass es wirklich sinnvolle Alternativen gibt. Außer, dass man sagt: Sehen Sie lieber zu, dass im Garten kein Mülleimer mit Essensresten steht oder dass Sie den Komposthaufen nicht so stark bestücken. Füttern darf man die Tiere auf keinen Fall!

Das Gespräch führte Christoph Paul Hartmann.


Jenifer Calvi, Deutsche Wildtier Stiftung / © Karin Costanzo (DWS)
Jenifer Calvi, Deutsche Wildtier Stiftung / © Karin Costanzo ( DWS )
Quelle:
DR , DWS