Repam - Ein Netzwerk für das Leben

Kirchliche Hilfe am Amazonas

Zu seiner Weihnachtsaktion nimmt das Hilfswerk Adveniat in diesem Jahr das Amazonasgebiet in den Blick. Hilfe vor Ort leistet das länderübergreifende Netzwerk Repam - eine kirchliche Antwort auf die fortschreitende Zerstörung.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Abholzung im Regenwald / © Werner Rudhart (dpa)
Abholzung im Regenwald / © Werner Rudhart ( dpa )

Einer der bewegendsten Moment im Leben von Maurcico López Oropeza war das Treffen mit dem Papst: Als dieser im Frühjahr 2015 in Lateinamerika unterwegs war, überreichte er ihm als Generalsekretär von REPAM, dem "Red Eclesial Panamazónica" das Gründungsdokument des kirchlichen Netzwerkes, "als Dank, weil Franziskus uns mit einem Brief zu diesem Vorhaben ausdrücklich ermutigt hatte!", erklärt López.

Das "Red Eclesial Panamazónica" wurde im September 2014 in Brasília von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus dem ganzen Amazonasgebiet gegründet. Die Idee: angesichts der fortschreitenden Zerstörung der Natur muss die Kirche mit einer Stimme sprechen, nach grenzüberschreitenden Antworten suchen und den Menschen in der Region zur Seite stehen; eine "geschwisterliche und solidarische Erfahrung", hatte es der Präsident der Bischofskonferenz Perus, Pedro Ricardo Barreto Jimeno genannt, "eine heilige Pilgerfahrt, um wirkungsvoll und organisch auf die Nöte der Menschen Amazoniens antworten zu können, in der Gegenwart und in der Zukunft."

Keine Bürokratie

Der zentrale Gedanke des Netzwerkes: flache Hierarchien ohne neue Institutionen und überflüssige Bürokratie. Deshalb wird Repam von bereits bestehenden Einrichtungen koordiniert, beispielsweise der Abteilung für Gerechtigkeit und Solidarität der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz CELAM oder der "Kommission für den Amazonas" der brasilianischen Bischofskonferenz CNBB. Und weil die Caritas Ecuador Infrastruktur und Personal zur Verfügung stellte, wurde Mauricio López als ihr Direktor auch Generalsekretär von Repam.

Dass ausgerechnet das vergleichsweise kleine Ecuador, das nur zwei Prozent Anteil am Amazonas-Gebieten hat, eine führende Rolle in diesem Netzwerk spielt, hält López sogar für einen Vorteil: Im ecuadorianischen Amazonas-Gebiet gebe es lediglich sechs Vikariate, sagt er, in Brasilien seien es hingegen dutzende Diözesen und Prälaturen. "Wir haben es leichter, uns abzustimmen und gemeinsame Interessen zu formulieren." Auch die politischen Verhältnisse sind einfacher als beispielsweise in Kolumbien. "Und wenn heute Brasilien, Kolumbien oder Peru auf Ecuador schauen, dann sehen sie kein kleines Land, sondern ein Beispiel dafür, dass es gelingen kann, sich zu einigen und mit einer Stimme zu sprechen."

Vernetzung ist wichtig

Und das sei dringend nötig, bekräftigt auch Thomas Wieland, Leiter der Projektabteilung von Adveniat. Das deutsche Lateinamerika-Hilfswerk ist Partner von Repam. Bislang sei das kirchliche Engagement im Amazonas zwar vielfältig aber zu wenig verbunden gewesen, sagt er. "Wenn die Initiativen der Menschen und unzähligen kirchlichen Akteure in Amazonien ihre Stimme bündeln, dann sind sie vernehmbar. Und wenn sie gemeinsam anpacken, dann kann eine schonende Entwicklung des Amazonasraumes Wirklichkeit werden. Das ist bitter notwendig und höchste Zeit!"

Bei diesem Engagement geht es um mehr als bloße Ökologie: Es geht um die Bewahrung eines Lebensraumes, der Heimat für über 390 indigene Völker ist und um die Bewahrung der Schöpfung in allen ihren Facetten. "Die Ölförderung, der maßlose Abbau von Rohstoffen, die Holzindustrie, die Ausweitung der Rinderzucht und des Sojaanbaus, der Klimawandel: Das alles hat massive Folgen für die Indígenas, die hier seit Jahrhunderten leben", erklärt López. Jahrzehnte wurden sie nicht gehört, Repam will ihnen eine Stimme geben. 

Präsident von Repam ist Claudio Kardinal Hummes, der zugleich der brasilianischen Bischofskommission für Amazonien vorsteht und ein langjähriger Freund von Papst Franziskus ist. Er war derjenige, der bei der letzten Papstwahl neben Kardinal Bergoglio saß und seinem Freund zum entscheidenden Zeitpunkt zuflüsterte, er möge die Armen nicht vergessen. Und der den Papst bis heute über die Lebenswirklichkeit der Menschen im Amazonasgebiet informiert.

"Laudato si" als Vision

Dass nur wenige Monate nach der Gründung von Repam Papst Franziskus seine Enzyklika "laudato sí‘" veröffentlichte, nennt Mauricio López einen Glücksfall. Die Bewahrung der Schöpfung sei innerhalb der Kirche lange ein Randthema gewesen, der Papst habe es in das Zentrum gerückt. "Diese Enzyklika hat uns in unserem Weg bestärkt, gefestigt, animiert", sagt López. "Sie ist zu unserer Vision geworden!"

Bis heute hängt in seinem Büro ein Foto von seiner Begegnung mit dem Papst 2015. "Ich habe ihm damals versichert, dass wir ihm auf diesem Weg folgen werden. Dann hat er mir die Hand auf die Schulter gelegt und bin ihm fast um den Hals gefallen", erinnert sich der Generalsekretär von Repam lachend. "Wir haben so sehr von einem Wandel geträumt. Die Enzyklika ist ein Geschenk für die Kirche, denn es gehen so viele neue Impulse von ihr aus!" López lächelt. "Dafür müsste man den Papst eigentlich noch einmal umarmen!"

 

Maurcico López Oropeza / © Achim Pohl  (Adveniat)
Maurcico López Oropeza / © Achim Pohl ( Adveniat )
Quelle:
DR