Zwei konträre Meinungen zum Synodalen Weg

Alles für die Katz oder Kirche im Aufbruch?

Führt der Synodale Weg wirklich zu weitreichenden Reformen der katholischen Kirche beispielsweise bei der Sexualmoral? Vermag er die Kirchenkrise zu mindern? Oder ist er eine Luftnummer ohne Folgen? Zwei Redakteure, zwei Meinungen.

Wohin führt der Synodale Weg? / © Montage (shutterstock)
Wohin führt der Synodale Weg? / © Montage ( shutterstock )

Es gibt drei Optionen, keine davon ist gut

Natürlich muss sich etwas in der Kirche ändern. Das steht außer Frage. Der Synodale Weg kann und wird aber keine Konsequenzen haben - und alle Entscheidungen werden im Sande verlaufen. Daran führt kein Weg vorbei.

Die Fronten zwischen Progressiven und Konservativen in der Synodalversammlung sind verhärtet. Das merkt man schon vor der zweiten Synodalversammlung bei Kommentaren aus beiden Richtungen. Die progressive Speerspitze will nicht nur Strukturen ändern, sondern die kirchliche Lehre bei Themen wie Sexualmoral "weiterentwickeln", was schlicht und einfach gegen den Willen Roms nicht möglich ist. Der Vatikan hat schon mehrfach deutlich gemacht, er will und kann diesen Weg nicht mitgehen.

Was soll also dabei herauskommen? Es gibt nur drei Möglichkeiten.

Setzen sich die progressiven Ideen zu Frauenweihe, Segen für gleichgeschlechtliche Paarre oder Zölibat durch, wird der Vatikan dem Projekt einen Riegel vorschieben. Da die Beschlüsse des Synodalen Weges zudem nicht bindend sind, kann egal was dabei rum kommt auch jeder Bischof in Deutschland ohne Begründung verkünden, dass er die Beschlüsse in seinem Bistum nicht umsetzt.

Läuft es umgekehrt und die Konservativen setzen sich durch, wird sich am Problem der Missbrauchsstrukturen nichts ändern. Eine Besinnung auf die katholische Lehre und das Evangelium mögen angebracht sein, können uns aber nicht aus der Missbrauchskrise führen.

Einigen sich beide Seiten auf einen Kompromiss, wird der so schwammig sein, dass sich auch da im Endeffekt nichts konkretes ändern wird. Genau diesen Ausgang erwarte ich. Wir werden 2022 ein Dokument bekommen, in dem viele Absichten und gemeinsame Wege stehen werden, das aber keine konkreten Änderungsschritte bringt.

Da hätte man den großen Aufwand über Jahre und das viele Geld, das in das Projekt investiert wurde, auch dafür nutzen können, Missbrauchsbetroffene noch stärker zu unterstützen.

Renardo Schlegelmich, DOMRADIO.DE

 

Der Weg ist das Ziel - und das ist gut so!

"Der Synodale Weg führt in die Irre. Er hinterlässt am Ende nur Enttäuschte. Die ganze Arbeit kann man sich getrost sparen. Rom schiebt am Ende eh einen Riegel vor. Das viele Geld sollte man besser direkt den Betroffen geben." Ja - ich kenne diese Argumente. Ich teile sie alle nicht! In Lingen machten die gut katholischen Frauen des Emslandes 2018 ihren Bischöfen klar, dass es dringend einen Aufbruch braucht. Seitdem hat sich viel bewegt - trotz Corona. Der Synodale Weg verändert doch schon jetzt unser Denken: Eine neue Sexualmoral? Die bunten Fahnen auf den Kirchtürmen haben allen gezeigt, die Zeit ist mehr als reif. Selbst wenn in Rom die Uhren noch ein wenig nachgehen. Mehr Machtkontrolle und Mitbestimmung? Sind für eine Kirche alternativlos, wenn sie in einer demokratischen Gesellschaft überhaupt noch eine Rolle spielen will. Vom Sauerteig mal ganz zu schweigen. 

Und wenn die klaren, selbstbewussten Stimmen der katholischen Frauen noch länger überhört werden, dann ist es zappenduster, noch bevor der letzte Bischof in Rom oder wo auch immer das Licht ausmacht. 

Nein - Kirche ist Aufbruch - Exodus von Anfang an. Kirche ist Weggemeinschaft. Synodaler Weg, der die Wahrheit sucht. Wie anders will man denn dem Herrn der Kirche entgegen gehen, der doch von sich sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!"???

Ingo Brüggenjürgen, DOMRADIO.DE


Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker (privat)
Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker ( privat )

Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz (KNA)
Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz ( KNA )
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