Nach der harschen Kritik deutscher Bischöfe an einem Vatikan-Dokument über Gemeindereformen bietet Rom ein klärendes Gespräch an. Die Kleruskongregation werde die Bischöfe gern empfangen, um deren Zweifel und Verblüffung zu beseitigen, sagte der Leiter der Kongregation, Kardinal Beniamino Stella, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Besuch der Bischöfe könne stattfinden, "wenn sie das wünschen", und "zu gegebener Zeit".
Fragen wie die, welchen Impuls sich der Vatikan von dem Dokument in Deutschland erhofft und inwieweit es eine Antwort auf die Reformbestrebungen deutscher Katholiken darstellt, wollte der Kardinal vorerst nicht beantworten. Auch wollte er sich nicht dazu äußern, warum die Instruktion ohne Vorwarnung an jene Bischöfe veröffentlicht wurde, die gerade an den dort beschriebenen Umstrukturierungen arbeiten und die in dieser Sache bereits mit Rom in Kontakt standen.
In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" wandte Stella sich gegen die Auffassung, eine Pfarrei könne "von jedermann geleitet werden". Als Zielrichtung der Instruktion beschrieb er ein Gemeindeverständnis, nach dem sich die Gläubigen als "missionarische Gemeinschaft" sehen und jeder einen Beitrag nach seiner "eigenen kirchlichen Berufung" leistet. Der Pfarrer müsse von administrativen und bürokratischen Aufgaben entlastet werden, um sich seiner Rolle als Hirte widmen zu können. (KNA / 30.7.20)
13.08.2020
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat die Vatikan-Instruktion zu Reformen in Kirchengemeinden gegen Kritik verteidigt. In dem römischen Dokument würden kirchliche Reformdebatten "bestätigt und neu motiviert".
Dies betreffe den "Synodalen Weg" auf Bundesebene und "Heute bei dir" in seinem Bistum, erklärte der Bischof am Mittwoch in Aachen.
Zugleich bekundete der Bischof Verständnis für die Kritik am zweiten Teil des Dokuments mit seinen einseitigen Wiederholungen des Kirchenrechts. "Denn wer nur wiederholt und einschärft, was schon gilt, erweckt den fatalen Eindruck, das Neue abwehren zu wollen." Man dürfe sich aber nicht nur auf diesen Passus der Instruktion konzentrieren; sonst würden die "klaren Leitgedanken" im ersten Teil übersehen.
Das Dokument mit dem Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" war von der Kleruskongregation im Vatikan überraschend am 20. Juli veröffentlicht worden. Das Schreiben ruft die Gemeinden zu missionarischen Anstrengungen auf. Zugleich schärft es aber auch die im Kirchenrecht festgelegten Strukturen der Gemeinden noch einmal ein: Laien bleiben laut dem Schreiben von der Gemeindeleitung ausgeschlossen. Dagegen hebt der Text die Rolle des Pfarrers hervor.
Lob und Kritik
Die Instruktion stieß bei zahlreichen Bischöfen und Vertretern von Laien auf offene Kritik. So nannte es der der Münchner Kardinal Reinhard Marx "merkwürdig, wenn ein Dokument von Rom kommt, ohne dass jemals mit uns darüber gesprochen wurde". Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, betonte, das Bild der Pfarrgemeinde, die sich um den Pfarrer schart, werde schon durch den Priestermangel unmöglich. Demgegenüber betonte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, das Schreiben bekräftige geltendes Recht. Die evangelisierende Kraft einer Gemeinde hänge aber nicht alleine am Pfarrer.
Laut Dieser fordert das römische Dokument eine pastorale Umkehr im missionarischen Sinn. Pfarreien würden eingeladen, "sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten" - mit einem neuen Stil von Zusammenarbeit und der Sorge für die Verkündigung. Dies geschehe "im freimütigen Sprechen der Einzelnen und im geistlichen Zuhören aller aufeinander", so der Bischof. "Das Ich des Amtes und jedes Einzelnen muss zum Wir der Kirche führen." Sonst drohten Machtmissbrauch, Willkür, Spaltung und Verwirrung.
Nach den Worten Diesers fördert das römische Dokument das Anliegen des Aachener "Heute bei dir"-Prozesses, die Kirchenstrukturen "auf das Mehr der Evangelisierung" zu überprüfen. Der Vatikan dringe auf eine pastorale Erneuerung, die "vom ganzen Volk Gottes zu erwarten ist - nicht nur vom Klerus". Der Bischof: "Ohne die Beteiligung von Laien an der Leitungsverantwortung in der Kirche droht das kirchliche Leben zusammenzubrechen. Dies nicht nur in unserem Bistum, sondern in fast allen Ortskirchen der Welt."
Nach der harschen Kritik deutscher Bischöfe an einem Vatikan-Dokument über Gemeindereformen bietet Rom ein klärendes Gespräch an. Die Kleruskongregation werde die Bischöfe gern empfangen, um deren Zweifel und Verblüffung zu beseitigen, sagte der Leiter der Kongregation, Kardinal Beniamino Stella, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Besuch der Bischöfe könne stattfinden, "wenn sie das wünschen", und "zu gegebener Zeit".
Fragen wie die, welchen Impuls sich der Vatikan von dem Dokument in Deutschland erhofft und inwieweit es eine Antwort auf die Reformbestrebungen deutscher Katholiken darstellt, wollte der Kardinal vorerst nicht beantworten. Auch wollte er sich nicht dazu äußern, warum die Instruktion ohne Vorwarnung an jene Bischöfe veröffentlicht wurde, die gerade an den dort beschriebenen Umstrukturierungen arbeiten und die in dieser Sache bereits mit Rom in Kontakt standen.
In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" wandte Stella sich gegen die Auffassung, eine Pfarrei könne "von jedermann geleitet werden". Als Zielrichtung der Instruktion beschrieb er ein Gemeindeverständnis, nach dem sich die Gläubigen als "missionarische Gemeinschaft" sehen und jeder einen Beitrag nach seiner "eigenen kirchlichen Berufung" leistet. Der Pfarrer müsse von administrativen und bürokratischen Aufgaben entlastet werden, um sich seiner Rolle als Hirte widmen zu können. (KNA / 30.7.20)