Rast- und Rüsttage für Mitglieder der Pfarrgemeinderäte

"Wofür brennen die Menschen?"

Im Erzbistum Köln haben sich die Pfarrgemeinden mit auf den Pastoralen Zukunftsweg gemacht. Jetzt ist Halbzeit und der Diözesanrat des Erzbistums Köln hat die Ratsmitglieder zum Rüst- und Rasttag eingeladen. Unter welchen Vorzeichen?

Eine Frau betet mit gefalteten Händen den Rosenkranz  / © Corinne Simon (KNA)
Eine Frau betet mit gefalteten Händen den Rosenkranz / © Corinne Simon ( KNA )

DOMRADIO.DE: Statt Skandale und Probleme sollen beim Rast- und Rüsttag, wie jetzt am vergangenen Samstag in Düsseldorf, positive Impulse entstehen. Wie kriegen Sie das denn hin?

Norbert Michels (Geschäftsführer des Diözesanrats im Erzbistum Köln): Wir haben von vornherein gesagt, wir wollen uns bei diesen Rast- und Rüsttagen nicht mit den negativen Dingen beschäftigen. Deshalb haben wir es positiv aufgezogen. Wir haben zum Beispiel ganz bewusst ein Improvisationstheater den ganzen Tag dabei. Schaut den Leuten, wie man so schön sagt, nicht auf die Finger, sondern auf den Mund und macht den Leuten Mut, indem persiflageartig dargestellt wird, was manchmal - zum Beispiel in Gremien - falsch läuft.

Wir haben einen Moderator dabei, der positiv auf die Menschen wirken soll. Zum Abschluss des Rast- und Rüsttages sollen sich die Teilnehmenden selber hinterfragen, was positiv an ihrer Arbeit ist und nicht nur das Negative in der katholischen Kirche sehen.

DOMRADIO.DE: Was gefällt den Leuten an der Arbeit? Warum ist es positiv, sich zu engagieren?

Michels: Wir haben für diese Rast- und Rüsttage fünf bis sechs besondere Leuchtturmprojekte vorgestellt. Diesmal war zum Beispiel der sogenannte Wohlfühl-Morgen dabei. In Solingen wird Menschen, die kaum Finanzmittel zur Verfügung haben, bis zu sieben Mal im Jahr etwas zum Wohlfühlen gegeben. Das fängt an mit dem Friseur, den sich die meisten nicht mehr leisten können, mit einem Kinofilm, mit einem guten Essen. Der ganze Tag wird gestaltet. Das ist ein Superprojekt. Davon können wir wirklich alle lernen. Da sind wir sozial und gesellschaftspolitisch unterwegs.

Ein zweites Projekt ist das sogenannte Update-Projekt aus Düsseldorf. Da geht es darum, mal ganz anders einen Gottesdienst durchzuführen, mal zu schauen, wie man junge Leute erreichen kann. Denn die jungen Leute fehlen uns inzwischen in vielen Gottesdiensten. Das finde ich schade. Sie brechen uns weg, machen den langsam Auszug. Dabei ist der Gottesdienst doch unser Standbein, das wir aufbauen müssen. 

Wir haben vor dem Rast- und Rüsttag sogenannte Tutorials oder Filme gefertigt, die Menschen zeigen, die in Projekten arbeiten. Wir haben auch Prominente gefragt, die, das muss man auch mal hoch anerkennen, nicht gesagt haben: Lass mich doch mit der katholischen Kirche zufrieden. Sondern sie haben direkt gesagt: Das ist toll. Ich möchte erzählen, warum das ehrenamtliche Engagement für die Kirche und die Gesellschaft so wichtig ist.

DOMRADIO.DE: Sie sind mit ungefähr 70 Leuten zusammengekommen am vergangenen Wochenende. Dabei geht es auch um den Austausch. Mit welchen Gedanken und Problemen kommen die Leute auf Sie zu?

Michels: Wir haben einmal den Pastoralen Zukunftsweg angesprochen. Da möchte ich gerne eine Rückmeldung an die Bistumsleitung geben. Das muss noch mehr von unten mit Leben und Freude gefüllt werden. Bei dem Thema konnte ich feststellen, dass Wenige überhaupt eine Ahnung von dem Weg haben und sich überhaupt damit beschäftigen. Das darf nicht sein, denn wir können nicht von oben initiieren und von der Basis kommt nichts. Das ist nur ein Beispiel.

Die Menschen kommen schon mit einem Päckchen. Die sagen ganz klar: Wir haben die Auseinandersetzungen zum Synodalen Weg mitbekommen. Was läuft da? Warum könnt ihr euch nicht miteinander vernünftig ins Benehmen setzen? Die kriegen ja nicht die Internas mit, worüber man sich unterhalten hat, sondern nur die Headlines. Und sehen: der Kardinal äußert sich so, mein Vorsitzender äußert sich ganz anders. Sie sagen: Mein Gott, wir sind doch nicht umsonst katholische Kirche. Wir müssen doch irgendwo ein Stück weit zusammenkommen und wirklich Christus Bekenntnis abgeben. Das muss anders ablaufen.

DOMRADIO.DE: Sie haben vor zwei Jahren mit dem Prozess angefangen. Wie wird es damit weitergehen?

Michels: Wir machen jetzt noch einen letzten Rast- und Rüsttag in der Region Süd, im Arbeitnehmer-Zentrum in Königswinter. Wir haben ganz bewusst kirchliche Tagungsräume außen vorgelassen, mal davon abgesehen, dass diese vor allen Dingen in der Region Mitte angesiedelt sind. Wir haben das ganz bewusst gemacht, weil wir gesagt haben, die Menschen müssen da auch andere Eindrücke gewinnen. Tagunghäuser, wo wir hingegangen sind, sie nicht teurer - im Gegenteil.

Zum Abschluss werden wir das Ganze analysieren und schauen, wo denn der Schuh drückt. Was müssen wir zukünftig noch stärker berücksichtigen? Wofür brennen die Menschen? Denn das ist uns wichtig, dass wir diejenigen, die wir noch haben, unbedingt an uns binden. Die müssen mit uns gemeinsam zeigen, was Kirche ausmacht.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR