Kardinal Woelki begrüßt Kanzlerin Merkels Haltung in der Flüchtlingspolitik

"Ohne Wenn und Aber"

Bundeskanzlerin Merkel hat Forderungen nach einer Begrenzung der Flüchtlingszahlen in der ARD eine Absage erteilt. Der Kölner Kardinal Woelki begrüßte die Worte Merkels und sicherte die Unterstützung der katholischen Kirche zu.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Frank Gritschak (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Frank Gritschak ( DR )

"Es gibt den Aufnahmestopp nicht", sagte Merkel am Mittwochabend in der ARD-Sendung "Anne Will". Es liege nicht in der Macht der Bundesregierung, wie viele Menschen kommen. Gleichzeitig sagte Merkel in der Talkshow, es müsse wieder zu geordneten und berechenbaren Verhältnissen bei der Flüchtlingsversorgung in Deutschland kommen.

Kardinal Woelki untermauert Merkels Worte

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki pflichtete der Kanzlerin bei. Auf Anfrage von domradio.de sagte er: "Gestern ist die Bundeskanzlerin in die Offensive gegangen. Vor dem EU Parlament haben wir eine entschlossene Europäerin erlebt, die in der Flüchtlingsfrage mutig Verantwortung übernimmt. Auch im ARD Interview haben wir Angela Merkel als Bundeskanzlerin erlebt, die ihre Richtlinienkompetenz verantwortungsvoll wahrnimmt und deutlich gemacht hat, dass es zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen keine Alternative gibt."

Kardinal Woelki führte weiter an, dass Papst Franziskus den Standpunkt der katholischen Kirche nach seiner Visite in Lampedusa vorgegeben habe: "Die katholische Kirche, das hat der Papst schon gleich nach seinem Amtsantritt mit dem Besuch in Lampedusa klar gemacht, sieht das genauso. Deshalb werden wir die Bundeskanzlerin in dieser Frage ohne Wenn und Aber unterstützen. Ich freue mich, dass wir die Kanzlerin gestern auch als eine christliche Politikerin mit Herz erlebt haben, die Flüchtlinge aufnehmen und nicht abweisen will. Klar, es wird alles andere als einfach - aber nur gemeinsam werden wir das schaffen. Wir Christen können und werden hier unsere Verantwortung und christliche Pflicht ebenfalls wahrnehmen."

Kanzlerin kritisiert CSU scharf

Die Kanzlerin erläuterte im Interview mit Anne Will ihre Flüchtlingspolitik, die in den vergangenen Wochen viel Kritik vor allem aus den eigenen Reihen geerntet hatte. Besonders scharf kritisierte die CSU Merkels Entscheidungen, die von der bayerischen Schwesterpartei als Einladung nach Deutschland interpretiert worden waren.

Merkel sagte, sie wisse, dass in vielen Orten Menschen bis an die Belastungsgrenze arbeiteten, um dafür zu sorgen, die Flüchtlinge unterzubringen. Sie betonte auch, dass sie keine Politik der offenen Grenzen verfolge.

Kein Aufnahmestopp

Gleichzeitig verwies sie aber auf die humanitäre Verpflichtung bei der Aufnahme Schutzsuchender. Sie wolle nicht in einen Wettbewerb eintreten, wer Flüchtlingen das unfreundlichste Gesicht zeige, sagte sie. Einen Aufnahmestopp stellte sie als unrealistisch dar. Der sei nur möglich, wenn man entlang der Grenze einen Zaun errichten würde. In Ungarn habe man gesehen, dass sich die Flüchtlinge dann andere Wege suchen.

Die Regierungschefin sprach sich für einen stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen aus, mahnte ihre Kritiker, die eine schnelle Begrenzung der Flüchtlingszahlen fordern, dabei aber zu Geduld. Die Ursachen für die Zahl der Flüchtlinge lägen weitgehend außerhalb des eigenen Landes, sagte Merkel. Um diese Ursachen zu bekämpfen, müsse die Situation in den Flüchtlingslagern in der Region um die Herkunftsländer verbessert werden. Zudem müsse mit der Türkei über Grenzschutz geredet werden. Das dauere länger, als sich manche wünschten.

Merkel wiederholt Aussage "Wir schaffen das"

Erneut wiederholte Merkel den Satz "Wir schaffen das". Die Herausforderung angesichts des Flüchtlingsandrangs sei die vielleicht schwierigste seit der Wiedervereinigung. Sie stelle sich dieser Aufgabe, wolle aber keine falschen Versprechungen machen, sagte die CDU-Parteichefin.

Rückendeckung für Innenminister de Maizière

Vehement widersprach sie dem Eindruck, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) entmachtet zu haben, indem die Flüchtlingspolitik nach einem Kabinettsbeschluss von Mittwoch nun stärker im Kanzleramt gebündelt werden soll. Auf die Frage, ob sie ihren Minister entlassen werde, sagte Merkel: "Natürlich nicht. Ich brauche ihn - dringender denn je."


Quelle:
DR , epd