Rainer Maria Kardinal Woelki forderte mehr Engagement für Menschen mit Behinderung - auch in der Kirche. Hier seien Kirchengemeinden ebenso gefragt wie kirchliche Schulen und Einrichtungen für Familien, betonte der neue Kölner Erzbischof am Donnerstag in Fulda. "Inklusion fängt also bei uns selbst an", sagte Woelki. Er unterstrich, die Kirche könne Eltern nur dann in ihrer Entscheidung für ein ungeborenes Kind mit Behinderung unterstützen, wenn sie diese Eltern nach der Geburt nicht alleine lasse.
Schicksal der thailändischen Leihmutter
Woelki erinnerte an die thailändische Frau, die sich aus Geldnot als Leihmutter für ein australisches Paar zur Verfügung stellte. Die Frau bekam Zwillinge. Ein gesundes Mädchen und einen Jungen mit Down-Syndrom, der dazu auch noch mit einem schweren Herzfehler. Das Kind mit der Behinderung nahmen die neuen Eltern nicht mit nach Australien und die Leihmutter wurde mit ihm alleingelassen. Der Kardinal kritisierte dieses Verhalten.
Konflikt werdender Eltern
Eltern, die die Diagnose einer möglichen Behinderung beim Fötus bekommen, ständen häufig vor dem Konflikt, ob sie das Kinde bekommen wollen oder nicht. "Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer das ist. Ihre Entscheidung wird sicherlich auch durch die Bilder von Behinderung geprägt, die in der Gesellschaft herrschen. Und natürlich auch durch die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderung und ihren Familien", so der Kardinal.
Bessere Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt
Ausdrücklich mahnte er auch an, mehr für die Eingliederung behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Hier würden trotz aller Inklusionsbestrebungen die Chancen für Menschen mit Behinderung immer schlechter. Mit Blick auf vorgeburtliche Tests beklagte Woelki, dass Behinderung immer mehr als ein vermeidbares Übel gelte.
Der Kardinal äußerte sich im Fuldaer Dom in einem Gottesdienst im Rahmen der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.