Diözesanadministrator Heße freut sich auf Zusammenarbeit mit Kölner Erzbischof Woelki

"Keiner, der über dem Boden schwebt"

Prälat Heße freut sich sehr über die Wahl von Kardinal Woelki zum neuen 95. Erzbischof von Köln. Woelki sei als gebürtiger Kölner und früherer Weihbischof der Diözese "kein Unbekannter" und zudem ein realitätsnaher Bischof.

 (DR)

domradio.de: Am 28. Februar hat das Domkapitel Sie als Diözesanadministrator gewählt und nun den neuen Erzbischof. Das ging sehr schnell, oder?

Diözesanadministrator Prälat Stefan Heße: Allerdings. Gemessen an den Bischofsernennungen anderer Diözesen, sind wir heilfroh, dass jetzt nach einigen Monaten für Köln schon ein neuer Bischof gefunden ist. Gott sei Dank!

domradio.de: Wie beurteilen Sie die Entscheidung des Domkapitels und letztendlich die Entscheidung des Heiligen Vaters?

Heße: Ich bin sehr dankbar, dass wir mit Rainer Maria Woelki einen neuen Erzbischof haben, der ja für Köln kein Unbekannter ist: Er ist Kölner. Für mich kommt hinzu, dass ich sechs, sieben Jahre mit ihm im Collegium Albertinum in Bonn zusammengearbeitet habe. Wir kennen uns und wir wissen, was wir voneinander zu halten haben. Von daher freue ich mich, dass er von Berlin wieder nach Köln kommt. Ich vermute, dass die Berliner nicht ganz so begeistert sind, weil er ja nicht allzu lange da war, aber wenn uns der heilige Vater den Kardinal von Berlin auf die Liste schreibt, dann ist das seine Entscheidung, und die hat er zu verantworten und wir haben gewählt.

domradio.de: Wenn Sie ihn so lange kennen, was sind denn Seine Eigenschaften, die er für sein neues Amt hier in Köln mitbringt?

Heße: Kardinal Woelki ist jemand, der ganz einfach weiß, "wo die Glocken hängen" und der auch den Mut hat, die Dinge beim Namen zu nennen. Also er ist kein Mensch, der "um den heißen Brei herumredet" und immer so "die Sauce über alles ´rüberkippt", um das im Bild zu sagen. Er ist jemand, der einen nüchternen Blick hat, der das auch benennen kann und der auch mutig genug ist, ab und an mal unangenehme Dinge zu sagen. Ich glaube, wir brauchen einen Bischof, der diese Kunst versteht, sachlich die Dinge beim Namen zu nennen, der das dann in einer Art und Weise tut, dass es nicht weh tut, aber dass es realitätsnah ist. Bei alledem schätze ich, dass er ein gläubiger Mensch. Er ist keiner, der "X"-Zentimeter oder -Meter über dem Boden schwebt, sondern ein ganz normaler katholischer Bischof, so wie man das erwarten darf.

domradio.de: Was denken Sie sind denn die ganz besonderen Herausforderungen im Erzbistum Köln, worauf gilt es zu achten? Kardinal Woelki steht ja vor einer langen Amtszeit, so Gott es will.

Heße: So Gott es will, wird sie nicht ganz so lange sein, wie beim letzten Erzbischof, aber sie wird schon nicht ganz so kurz sein. Ich glaube, es ist wichtig, dass er nicht heute oder morgen alles ummodelt, dass er aber schon überlegt, wo er Akzente legen möchte und wo er etwas beeinflussen und gestalten möchte. Er darf auch wissen, ich habe 20 Jahre Zeit und kann 20 Jahre mit den Menschen im Erzbistum Köln gemeinsam einen Weg gehen. Und das, glaub ich, ist entscheidend: mit den Leuten hier zu gehen, mit den Seelsorgern, mit den Priestern, Diakonen und Ordensleuten, aber auch mit den Menschen in den Gremien. Zu hören und noch einmal neu zu sehen, wie ist das Bistum jetzt aufgestellt. Er ist ein paar Jahre weg, er kennt vieles. Aber ich glaube, man muss auch Rücksicht darauf nehmen, dass er eben ein paar Jahre weg war und in diesen Jahren hat sich unser Bistum verändert, aber in diesen Jahren hat sich auch sicher Rainer Woelki in Berlin verändert und viele Erfahrungen gesammelt.

Es wäre ein bisschen falsch zu meinen, dass wäre so, wie wenn Kinder wieder nach Hause kämen. Das halte ich für einen Irrtum. Ich möchte sagen, es wäre nicht gut, wenn er so käme und wenn wir ihn so sehen würden. Wir müssen Chancen der Entwicklung begreifen, die hat er getan, die haben wir getan. Jetzt gehen wir gemeinsam einen Weg und ich hoffe dialogisch und im Vertrauen aufeinander.

domradio.de: Er hat mit Ihnen über das zukünftige Amt des Generalvikars aber noch nicht gesprochen, oder?

Heße: Ich hab es nicht angesprochen, er auch nicht, das tut man auch nicht. Mir hat einmal ein Kirchenrechtler gesagt, vor der Einführung eines Bischofs spricht man darüber nicht, weil dann alle Dinge hinfällig sind. Und für mich ist klar, der Bischof ist da ganz frei und die Freiheit möchte ich nicht schmälern. Deswegen lassen wir das alles mal in Ruhe auf uns zukommen.

domradio.de: Was wünschen Sie dem neuen Erzbischof?

Heße: Ich wünsche ihm einen guten Einstand. Ich wünsche ihm die offenen Herzen der Menschen in unserem Bistum, ich wünsche ihm ein offenes Herz, kommt das zusammen, dann wird das eine gute Sache!

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR