Der Papst reist in eine angespannte Region

Zwischen Chaos, Vorfreude und Alarmbereitschaft

Papst Benedikt XVI. reist in den Libanon. Der dreitägige Besuch wird aufgrund der jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und in Nordafrika mit Spannung erwartet. Anlass der Reise ist die Unterzeichnung und Veröffentlichung des Abschlussdokuments der Nahost-Bischofssynode, die im Herbst 2010 im Vatikan stattgefunden hatte. Darin rufen die Bischöfe des Nahen Ostens und der nordafrikanischen Länder zu Frieden in der Region auf.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Libanon: Warten auf den Papst (KNA)
Libanon: Warten auf den Papst / ( KNA )

Bis zur syrisch-libanesischen Grenze sind es vom ruhigen Beirut keine drei Stunden Fahrt - und Zwischenfälle in Tripoli und Beirut haben gezeigt, wie schnell die Ereignisse beim syrischen Nachbarn Auswirkungen auch im Libanon haben können. Dennoch, vielleicht auch gerade deswegen, werden libanesische Kirchenführer und der Vatikan nicht müde zu betonen, dass es keinen Grund gebe, an deren Durchführung zu zweifeln.



Stärkung für das libanesische "Beispiel der Koexistenz" der Religionsgemeinschaften soll der Papstbesuch - der zweite binnen fünf Jahren - sein und damit Friedenszeichen für eine ganze Region in einer schwierigen Umbruchphase.



Für zahlreiches Erscheinen werben die maronitischen Bischöfe des Landes bei ihren Gläubigen. Der Aufenthalt Benedikts XVI. soll zu einem "wahren Frühling für die Christen und die Menschen der Region" werden. Vertreter der politischen Parteien einschließlich der Hisbollah begrüßten den Besuch ebenso wie führende Vertreter des Islam.



Landesweit hat inzwischen die heiße Phase der Vorbereitungen begonnen. Spät, wie manche Gläubige kritisieren, denen die Zeit der geistlichen Einstimmung zu knapp erscheint. Und nicht ohne organisatorische Probleme. Doch eine gewisse Portion Chaos gehört im Orient offenbar dazu, selbst bei hohem Besuch.



Rekordteilnahme aus- und inländischer Journalisten

Eine Rekordteilnahme aus- und inländischer Journalisten vermelden libanesische Medien. Die eigens eingerichteten Akkreditierungsstellen sind mit dem Andrang überfordert; viele Medienleute warten noch auf die erforderlichen Bestätigungen und Ausweise. Lediglich Absagen für jene, die nicht die Zulassungsbedingungen erfüllen, werden derzeit termingerecht verschickt. Pannen auch bei den Online-Anmeldungen für das geplante Jugendtreffen mit dem Papst. Die Anmeldefrist wurde kurzerhand verlängert, das Formular allerdings funktionierte zunächst weiterhin nicht.



Für Erstaunen sorgte die Vorabveröffentlichung einiger Redetexte, die Kirchenführer bei der feierlichen Unterzeichnung des Nachsynodalen Schreibens zur Nahost-Synode am Freitag halten sollen. Ein Fehler des Webmasters, mutmaßten einige. Und tatsächlich war die entsprechende Rubrik tags darauf auf der Internetseite zum Papstbesuch nicht mehr zu finden. Dabei enthielten die Manuskripte durchaus Gesprächsstoff. So fordert etwa der melkitische Patriarch Gregoire III. Laham darin den Vatikan auf, einen Palästinenserstaat anzuerkennen.



Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft

Das Bild, das Medien, aber auch Kirchenvertreter im Westen von der bevorstehenden Reise zeichnen, ist vor allem vom Aspekt des Risikos geprägt. Kleinste Unruhen im Zedernstaat werden aufmerksam beobachtet und auf ihren möglichen Einfluss auf die Reisepläne abgeklopft - zum Leidwesen der libanesischen Gastgeber. Deren nationale Presse verleitet dies mitunter zu spitzen Kommentaren: Angeschossen worden sei zuletzt ein Papst an einem Ort, der als einer der sichersten überhaupt gilt: auf dem Petersplatz in Rom.



Ganz ohne Sorge um die Sicherheit des Papstes geht es allerdings auch in libanesischen Kreisen nicht zu. Die Sicherheitskräfte seien in Alarmbereitschaft, verkündete Ende der Woche der Koordinator des Besuches. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden massiv verstärkt, denn die Lage im Libanon ist mit dem blutigen Konflikt im Nachbarland Syrien seit Frühjahr immer instabiler geworden. Dennoch gibt man sich betont gelassen: "Alle Eventualitäten wurden geprüft", so Abdo Abou Kassem, Direktor des katholischen Medienzentrums im Libanon, vor den Medien: "Wir haben Vertrauen in die libanesische Sicherheit."



Und die Christen? Viele, vor allem viele Jüngere, freuen sich auf Benedikt XVI. "Der Libanon ist kein Land, er ist eine Botschaft des Friedens an die Region und an die Welt", heißt es immer wieder in Anspielung auf den Papstbesuch 1997. Im Libanon will man an dieser Botschaft festhalten. Die Region hat es allemal nötig.