Papst-Vertrauter kritisiert Reaktionen auf Amazonas-Schreiben

Weg von innerkirchlichen Diskussionen

Viele Reaktionen auf das Papstschreiben zur Amazonas-Synode sind nach Ansicht von Erzbischof Vitor Fernandez ein Indiz für die Schwierigkeit der Kirche, offen mit der Welt zu reden. Fernandez gilt als enger Vertrauter des Papstes.

Nachsynodales Schreiben zur Amazonas-Synode / © Julia Steinbrecht (KNA)
Nachsynodales Schreiben zur Amazonas-Synode / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Hoffen wir, dass unsere innerkirchlichen Diskussionen diese prophetische, an Politiker und Unternehmer gerichtete Stimme nicht ersticken", schreibt der argentinische Erzbischof Victor Fernandez von La Plata in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Dienstag). Während viele "Menschen mit gesellschaftlichem Bewusstsein dem Papst für seinen Beitrag danken konnten, diskutieren wir Katholiken interne Fragen", kritisiert Fernandez.

Dabei habe Franziskus in seinem postsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" Themen angesprochen, die durchaus mit jüngsten besorgniserregenden Ereignissen verbunden seien. Fernandez gilt als enger Vertrauter des Papstes, der ihm auch bei Texten zuarbeitet. Franziskus ernannte ihn im Sommer 2018 zum Erzbischof.

Papst habe übereilte Lösungen zum Zölibat vermieden

In seinem Gastbeitrag äußert sich Fernandez auch zur Frage einer ausnahmsweisen Lockerung der Zölibatspflicht. Tatsächlich habe "Franziskus bei diesem Thema keine Türen geschlossen oder geöffnet, er hat nur übereilte Lösungen vermieden". Schon gar nicht habe der Papst mit seinem Schreiben das Abschlussdokument der Synode aufgehoben. Vielmehr fordere er, es anzuwenden. Dabei lasse der Begriff "Anwendung" an "eine kreative und effektive Rezeption denken".

Wenn Franziskus zudem fordere, Laien in der Kirche stärker zu beteiligen und zu mobilisieren, dann tut er das nach Ansicht von Fernandez auch angesichts der Konkurrenz durch evangelikale Freikirchen. Diese seien in der Lage, gut ausgebildete und mit Verantwortung ausgestattete Laien in die hintersten Winkel Amazoniens zu schicken, "während wir meinen, mit einigen verheirateten Priestern die enormen Probleme zu lösen, denen wir gegenüberstehen".

 


Quelle:
KNA