In der nordostjapanischen Präfektur Fukushima ereignete sich am 11. März 2011 eine schwere Nuklearkatastrophe. Sie war eine Folge von Unfällen und Störfällen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi ("Fukushima I"). Die Katastrophe hatte ihren Ausgang im schwersten je gemessenen Seebeben Japans, dem nach der Region benannten Tohoku-Beben. In seiner Folge bildete sich ein Tsunami mit mehreren 10 bis 15 Meter hohen Wellen, die die Schutzmauern des Kraftwerks überwanden und den Atommeiler fluteten.
Durch die Flutwelle starben an der Ostküste von Honshu offiziell 18.537 Menschen; mehr als 2.600 von ihnen wurden nie gefunden. Fast eine halbe Million Personen wurden in Notunterkünften untergebracht. 375.000 Gebäude wurden ganz oder zum Teil zerstört. In drei der sechs Reaktorblöcke von Fukushima I kam es zu Kernschmelzen. Große Mengen radioaktiven Materials wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel der Umgebung.
Rund 170.000 Bewohner wurden in den folgenden Tagen aus den betroffenen Gebieten umquartiert. Untersuchungen zufolge kommt es unter den Umgesiedelten etwa fünfmal häufiger zu psychischen Störungen als im japanischen Landesdurchschnitt. Unter den betroffenen Senioren stieg die Sterblichkeit in den ersten drei Monaten um das Dreifache. Hunderttausende zurückgelassene Tiere aus landwirtschaftlichen Betrieben verendeten.
Die Zahl der Toten im havarierten Kraftwerk sowie durch die Evakuierung oder ihre Folgen wird auf etwa 600 beziffert. Insgesamt wird langfristig mit bis zu 10.000 Toten durch die Atomkatastrophe und ihre Folgeerkrankungen gerechnet. Strahlungserkrankungen machen davon nur einen geringeren Teil aus. Schätzungen zufolge dürften die Entsorgungsarbeiten 30 bis 40 Jahre dauern. Die Folgekosten der Katastrophe werden mittlerweile auf umgerechnet 175 bis 500 Milliarden Euro beziffert.
Nach Fukushima stieg weltweit die Skepsis gegenüber der Kernenergie. In Deutschland beschloss die Bundesregierung einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. (KNA / 25.11.19)
25.11.2019
Papst Franziskus spricht den Opfern der dreifachen Katastrophe von Fukushima Mut zu und fordert für sie mehr Unterstützung. Bei einer Begegnung mit Jugendlichen ermutigte der Papst diese, gegen Mobbing aufzustehen.
"Keiner baut sich von selbst wieder auf, keiner kann von allein wieder anfangen", sagte Papst Franziskus am Montag in Tokio bei einer Begegnung mit den Opfern von Erdbeben, Tsunami und Atomunfall im März 2011.
Japan habe gezeigt, "wie ein Volk in Solidarität, Geduld, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen zusammenstehen kann", so der Papst. Doch die Betroffenen seien auf dauerhafte Hilfe, Einsatz und Solidarität angewiesen. Zudem gelte es, das zerstörte Gesellschaftsgefüge wiederaufzubauen.
Als ein gesellschaftliches Grundübel nannte Franziskus eine "Kultur der Gleichgültigkeit". Diese Gleichgültigkeit zu bekämpfen, sei ebenso nötig wie "kühne und wichtige Entscheidungen zur Verwendung der natürlichen Ressourcen und der künftigen Energiequellen".
Einsatz gegen Mobbing
Bei einer anschließenden Begegnung mit rund 900 Jugendlichen ermutigte der Papst in der Kathedrale von Tokio Mobbing-Opfer zum Aufstehen gegen ihre Peiniger. Oft seien gerade die Täter die eigentlich Schwachen. "Sie sind Angsthasen, die sich hinter ihrer scheinbaren Stärke verstecken", und glaubten, dass "sie sich nur selbst behaupten können, wenn sie andere verletzen".
Das Grausamste an Mobbing in der Schule sei, so Franziskus, "dass es unseren Geist und unser Selbstwertgefühl gerade in einer Zeit verletzt, in der wir die meiste Kraft brauchen, um uns selbst anzunehmen und uns neuen Herausforderungen im Leben zu stellen". Der Papst forderte einen gesellschaftlichen Schulterschluss gegen die "Kultur des Mobbings". Man müsse lernen zu sagen: "Es reicht! Das ist eine Seuche."
Franziskus forderte die Jugendlichen auf, ihre Zeit nicht am Handy oder anderswo zu verdaddeln und stattdessen ihrer Familie und ihren Freunden Zeit zu schenken. Wer in der ökonomischen Logik der Gegenwart "Zeit spart", werde "am Ende des Tages leer und benommen" ausgehen. Es gelte, seine Zeit sinnvoll zu nutzen.
Schönheit und Reichtum kein automatischer Weg zum Glück
Nur Schönheit und Reichtum sind nach Worten des Papstes kein automatischer Weg zum Glück. Oft sei "ein Mensch, eine Gemeinschaft oder sogar eine ganze Gesellschaft äußerlich bestens entwickelt"; doch ihr Innenleben sei "arm und verkümmert, ihre Seele und ihre Vitalität erloschen".
"Alles wird langweilig; sie träumen nicht mehr, sie lachen nicht", so Franziskus. "Sie sind wie Zombies"; "ihre Herzen haben aufgehört zu schlagen", wenn sie nicht in der Lage seien, "das Leben mit anderen zu feiern". Viele Menschen auf der Welt seien "materiell reich, aber leben als Sklaven in enormer Einsamkeit". Besonders bat Franziskus die Jugendlichen, "freundschaftlich und mit offenen Armen" Flüchtlinge willkommen zu heißen, die in ihrem Land oft viel Leid erfahren hätten.
Als weitere Programmpunkte von Franziskus in Japans Hauptstadt Tokio standen am Montag Begegnungen mit dem neuen Kaiser Naruhito (59) und Ministerpräsident Shinzo Abe sowie eine Messe im Stadion "Tokyo Dome" an. Am Dienstag reist der Papst nach Rom zurück.
In der nordostjapanischen Präfektur Fukushima ereignete sich am 11. März 2011 eine schwere Nuklearkatastrophe. Sie war eine Folge von Unfällen und Störfällen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi ("Fukushima I"). Die Katastrophe hatte ihren Ausgang im schwersten je gemessenen Seebeben Japans, dem nach der Region benannten Tohoku-Beben. In seiner Folge bildete sich ein Tsunami mit mehreren 10 bis 15 Meter hohen Wellen, die die Schutzmauern des Kraftwerks überwanden und den Atommeiler fluteten.
Durch die Flutwelle starben an der Ostküste von Honshu offiziell 18.537 Menschen; mehr als 2.600 von ihnen wurden nie gefunden. Fast eine halbe Million Personen wurden in Notunterkünften untergebracht. 375.000 Gebäude wurden ganz oder zum Teil zerstört. In drei der sechs Reaktorblöcke von Fukushima I kam es zu Kernschmelzen. Große Mengen radioaktiven Materials wurden freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel der Umgebung.
Rund 170.000 Bewohner wurden in den folgenden Tagen aus den betroffenen Gebieten umquartiert. Untersuchungen zufolge kommt es unter den Umgesiedelten etwa fünfmal häufiger zu psychischen Störungen als im japanischen Landesdurchschnitt. Unter den betroffenen Senioren stieg die Sterblichkeit in den ersten drei Monaten um das Dreifache. Hunderttausende zurückgelassene Tiere aus landwirtschaftlichen Betrieben verendeten.
Die Zahl der Toten im havarierten Kraftwerk sowie durch die Evakuierung oder ihre Folgen wird auf etwa 600 beziffert. Insgesamt wird langfristig mit bis zu 10.000 Toten durch die Atomkatastrophe und ihre Folgeerkrankungen gerechnet. Strahlungserkrankungen machen davon nur einen geringeren Teil aus. Schätzungen zufolge dürften die Entsorgungsarbeiten 30 bis 40 Jahre dauern. Die Folgekosten der Katastrophe werden mittlerweile auf umgerechnet 175 bis 500 Milliarden Euro beziffert.
Nach Fukushima stieg weltweit die Skepsis gegenüber der Kernenergie. In Deutschland beschloss die Bundesregierung einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. (KNA / 25.11.19)