Gebetsanliegen des Papstes für den November

Wie ein Sicherheitsgurt im Auto

Der Papst betet im November "für die Christen in Asien: dass sie durch ihr Zeugnis für das Evangelium in Wort und Tat den Dialog, den Frieden und das gegenseitige Verstehen fördern, besonders in der Begegnung mit Menschen anderer Religionen".

Autor/in:
Gerhard Dane
Kirche und Moschee / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche und Moschee / © Harald Oppitz ( KNA )

"Ferner Osten - Naher Osten" - alleine schon diese eurozentrische Formulierung zeugt von einer vorgestrigen Haltung. Asien ist längst unsere Nachbarschaft! Chinesische Firmen produzieren auch bei uns, im Kölner Dom sieht man an manchen Tagen fast so viel Japaner wie Rheinländer. In atemberaubendem Tempo wird unsere Welt zum Dorf, die Chancen und die Probleme werden täglich mehr unsere gemeinsamen. Wenn Papst Franziskus uns im November zum Gebet für die Christen in Asien bittet, will er wieder Globalisierung im allerbesten Sinne befördern: Weder "America first" noch irgendein anderes Land darf sich im Eigennutz isolieren.

Es geht ums Ganze. Wenn die Nationen der Erde nicht gemeinsam "Wir" sagen lernen, könnte es mit diesem wunderschönen Planeten über kurz oder lang vorbei sein. Langsam dämmert auch eingefleischten Kritikern, dass gerade die Religionen dazu einen unersetzlichen Beitrag leisten können. Der Glaube an den Einen oder das eine Einende muss nicht wie bei Kreuzfahrern oder Islamisten brutale Gewalt produzieren. Er kann auch einen gewaltigen Schub bringen: Aufeinander zu!

Frieden fördern

"Gegenseitiges Verstehen fördern", nach Worten und Taten suchen, die Frieden befördern. Religio, das heißt bekanntlich Rückbindung. Eine Rückbindung sorgt wie ein Sicherheitsgurt im Auto dafür, dass Zusammenstöße nicht lebensgefährlich werden. Christen wissen sich gesichert durch eine absolut reißfeste Liebe. Sie nimmt Ängste vor Anderen und Fremden.

Vielleicht ist es für Friedensstifter ganz gut, in der Minderheit zu sein, denn das nimmt den Anderen Ängste. Ob in den meisten Gegenden Asiens oder sogar bald im bisher christlichen Europa: Minderheiten könnten als Grenzgänger eher geeignet sein als "starke Heerscharen". -52 Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil fällt uns zu diesem Thema mal wieder ein Stein vom Herzen: Wir müssen nicht mehr wie Missionare vergangener Zeiten möglichst viele "Seelen vor dem Feuer der Hölle bewahren".

Entkrampfter Dialog

Wir dürfen entkrampft in wirklichen Dialog eintreten. Wir dürfen überzeugt sein, dass der unendlich Großzügige uns auch durch andere Religionen etwas sagen kann. Umgekehrt können wir mit dem Evangelium einen sanften Denkprozess bei Moslems, Hindus und Buddhisten befördern, einen echten Dialog, wie er mit den Juden, unseren älteren Geschwistern schon länger begonnen hat. Andersdenkende wirklich verstehen wollen - das ist nicht dasselbe wie jedem nach dem Mund reden und alles und jedes "irgendwie gut" finden. Der jetzige Papst lebt uns vor, dass es beim Dialog nicht nur um aufmerksames Zuhören und einfühlendes Sprechen, sondern um "Wort und Tat" geht, um Grundhaltungen, die sich verkörpern.

Am letzten Sonntag dieses Monats, dem Christkönigsfest, werden wir in den katholischen Eucharistiefeiern wieder einmal hören, was das ganz praktisch heißt. Der Evangelist Matthäus bringt in seinem 25. Kapitel die Regierungserklärung unseres "Königs": Die Qualität eines Menschen wird schlussendlich nicht nach seinen Glaubenssätzen festgestellt, sondern nach seinen hilfreichen Taten. Der "Weltpräsident", den Christen gewählt haben, kennt dabei keine Grenzen. Er will uns offenbar jetzt, in unserer Zeit, durch die "Begegnung mit Menschen anderer Religionen" weiter werden lassen, als wir es bisher waren.


Quelle:
KNA