Nachspiel zur papstkritischen Fake-Zeitung

Vatikan ermittelt

Nach der Verbreitung einer gefälschten, papstkritischen Ausgabe der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" hat der Vatikan Ermittlungen aufgenommen. Die Vatikan-Gendarmerie untersuche den Fall, wie italienische Medien am Samstag meldeten.

Papst Franziskus / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Am Freitag hatte die Tageszeitung "Il Messaggero" über eine Fake-Ausgabe  der Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" berichtet, die in den vergangenen Tagen per anonymer E-Mail an Kardinäle, Bischöfe und weitere Geistliche gesendet worden war. Auf dem Titel des falschen Osservatore: Ein Artikel, in dem Papst Franziskus auf die Fragen von vier Kardinälen zu seinem Schreiben "Amoris laetitita" antwortet - und zwar nicht mit "Ja" oder "Nein", wie gefordert, sondern mit der Antwort "Ja und Nein". Die Kardinäle hatten im November öffentlich Zweifel an "Amoris laetitia" geäußert und mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert.

Der Direktor des echten Osservatore, Giovanni Maria Vian, bezeichnete die Fake-Ausgabe laut Medien als schlecht gemachte "Schmähschrift" von "Stümpern". Die Grafik der Original-Vatikanzeitung sei viel eleganter und der echte Osservatore verwende das "Latein der Kurie" anstatt der philosophisch-mittelalterlichen Sprache der Fälschung.

Laien im Verdacht?

Vian vermutete einen "Kreis von Laien außerhalb des Vatikan" als Urheber der Fake-Zeitung. Vatikan und italienische Polizei ermitteln zudem in einem anderen Fall ungewöhnlicher, öffentlicher Papst-Kritik: Vor einer Woche hatten Unbekannte mehr als 200 papstkritische Plakate in mehreren römischen Stadtteilen aufgehängt. Auf ihnen war Franziskus mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu sehen. Unter dem Foto stand in römischem Dialekt: "Franziskus, du hast Kongregationen unter kommissarische Leitung gestellt, Priester entlassen, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert, aber wo bleibt deine Barmherzigkeit?"

Kaum Hinweise auf Täter

Der Text der Plakate spielte offenbar auf kirchliche Vorgänge an, die in konservativen Kreisen zu Kritik am Papst geführt hatten; etwa den Rücktritt des Malteser-Großmeisters Matthew Festing auf Drängen von Franziskus und die Zweifel der Kardinäle an seinem Schreiben "Amoris laetitia".

Italienische Medien vermuten hinter der Aktion Italiens politische Rechte und konservative katholische Kreise, die den Reformkurs von Franziskus ablehnen. Konkrete Hinweise auf die Täter gibt es bislang nicht.


Quelle:
KNA