Pater Hagenkord zu Gründonnerstag in Rom

"Eine Sprache, die wir verstehen"

Chrisam-Messe, Fußwaschung bei Flüchtlingen, Abendmahlsmesse - das Programm für Papst Franziskus am Gründonnerstag ist dicht gedrängt. Dabei sorgt er dafür, dass die Liturgie lebendig bleibt, sagt Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan.

Papst Franziskus feiert die Chrisam-Messe / © Angelo Carconi (dpa)
Papst Franziskus feiert die Chrisam-Messe / © Angelo Carconi ( dpa )

domradio.de: Ist in Rom denn im Moment gerade Business as usual oder haben die Terroranschläge auch Auswirkungen auf die settimana santa?

Bernd Hagenkord (Radio Vatikan): Das geht eigentlich schon seit den Terroranschlägen von Paris. Wir haben ja Heiliges Jahr, wir erwarten sehr viele Pilger, gerade um Ostern herum. Es gibt lange Schlangen, es gibt sehr viele Sicherheitskontrollen. Ob das jetzt mit Brüssel zusammenhängt, kann ich schwer sagen, aber sicherlich ist erhöhte Sicherheitsstufe, auch in Rom.

domradio.de: Das heißt, man kommt gar nicht einfach so auf den Petersplatz - als Tourist oder als Pilger? 

Hagenkord: In den heiligen Tagen auf jeden Fall nicht. Nach dem Weißen Sonntag vielleicht wieder, aber im Augenblick ist alles mit Sicherheitskräften abgesperrt.

domradio.de: Die Karwoche hat ja schon angefangen mit dem Palmsonntag auf dem Petersplatz, mit Palmprozession und gesungenem Lukasevangelium. Heute haben wir Gründonnerstag. Was steht da auf dem Programm von Franziskus?

Hagenkord: Am Morgen war ganz traditionell die Chrisam-Messe, die ja in Rom am ursprünglich zugehörigen Tag gefeiert wird und nicht vorverlegt wird. Der Papst hat mit seinen Priestern im Petersdom die heiligen Öle geweiht und hat einen ersten Schritt in den heiligen Tag gemacht. Am Abend wird er in ein Flüchtlingsauffanglager fahren, dort die Abendmahlsmesse feiern und Flüchtlingen und Mitarbeitern des Flüchtlingslagers die Füße waschen. Es ist mittlerweile symbolisch für sein Papstamt geworden, den Gestus des Füßewaschens wieder nicht in der Kirche und bei Priestern zu machen.

domradio.de: Das heißt, die Kameras, die sonst vor allem auf den Petersplatz gerichtet sind, richten sich dann auch auf den Ort, wo der Papst hingeht, zur Fußwaschung ins Flüchtlingsheim in diesem Jahr. Was ist eigentlich daran so besonders, dass der Papst auch Flüchtlingen die Füße wäscht?

Hagenkord: Es weist alles auf die erste Reise hin, die er gemacht hat. Diese Reise ging ja nach Lampdusa, auf die Flüchtlingsinsel. Dorthin kommt er immer wieder zurück. Er will dahin, wo die Menschen - wie er sagt - am Rande sind. Und er will auch feiern. Er will diesen Gestus Jesu, nämlich den Ärmsten die Füße zu waschen, sich zum Diener zu machen - sichtbar nachvollziehen für alle. Dabei ist es nicht wichtig, dass das alles Katholiken sind, sondern, dass er dahin geht, wo die Leute sich ausgestoßen und ausgeschlossen fühlen.

domradio.de: Und er hebt sich da ja auch ganz bewusst von seinen Vorgängern ab, die am Gründonnerstag eigentlich immer nur geweihten Priestern die Füße gewaschen haben. Das macht Franziskus ja ganz anders.

Hagenkord: Das geht ja sogar so weit, dass er auch die Regeln geändert hat. Die katholischen Vorschriften sahen vor, dass nur Männern die Füße gewaschen werden. Das hat er geändert. Jetzt sollen es Repräsentanten der feiernden Gemeinde sein, das heißt, er schließt ausdrücklich auch Frauen ein. Die Liturgie ist ja lebendig. Er hat den Schritt weitergemacht, hat die Weiterentwicklung auch nachvollzogen, um die Intention Jesu zu zeigen. Deshalb muss man eben auch mal dafür sorgen, dass die Symbolik weiter sprechend bleibt, eine Sprache hat, die wir verstehen. Und dafür hat der Papst gesorgt.

domradio.de: Diese Karwoche ist sicher eine der arbeitsreichsten für Papst Franziskus. Er wird in diesem Jahr ja 80 Jahre alt. Was macht er für einen Eindruck? Ist er gewappnet für diese anstrengenden Tage?

Hagenkord: Ich glaube schon. Ich sehe jetzt nicht die große Müdigkeit, ich sehe auch keine Krankheit. Die Leute, die ihn schon lange, lange kennen hier in Rom, sagen: 'Er wird zwar 80, er ist ein älterer Mann, aber schwach ist er nicht.' Er hat auch sehr viele Projekte, er hat noch sehr viel vor. Von daher sehen wir da keine Abnahme von Aktivität, eher im Gegenteil. Ich glaube, er hat sich ganz gut eingefunden in die Tatsache, dass sein Leben nicht in Buenos Aires zu Ende gehen wird, sondern hier in Rom. Und dieses Amt will er auch weiterhin ausfüllen, prägen, reformieren und uns ein Vorbild sein, was ein Hirte heute zu sein hat.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Pater Bernd Hagenkord (rv)
Pater Bernd Hagenkord / ( rv )
Quelle:
DR