Papst kritisiert auf Kuba Cliquenwirtschaft

Messe vor 100.000 Teilnehmern

Zum Auftakt seiner Kuba-Reise hat Papst Franziskus am Sonntag Cliquenwirtschaft und elitäres Verhalten verurteilt. 

Papstmesse in Havanna  / © Alejandro Ernesto (dpa)
Papstmesse in Havanna / © Alejandro Ernesto ( dpa )

Bei einer Messe auf dem "Platz der Revolution" in Havanna sagte er vor mehr als 100.000 Teilnehmern, mancher missbrauche seinen Dienst für die Gesellschaft, um im Namen des Allgemeinwohls die eigenen Leute zu begünstigen. Dienst dürfe nicht mit Selbstbedienung verwechselt werden.

Zugleich warnte Franziskus vor einer Vereinnahmung christlicher Werte durch politische Ideologie. Die Kubaner rief er auf, sich der Schwachen und Notleidenden anzunehmen, wie Jesus es gelehrt habe.

Beobachter: Worte waren Kritik 

Beobachter werteten die Worte des Papstes als Kritik an der Kommunistischen Partei auf Kuba. Diese hält auf dem "Platz der Revolution" üblicherweise ihre Paraden und Aufmärsche ab. Auch Staatspräsident Raul Castro nahm an der Messe teil. Aus dem Heimatland des Papstes reiste Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Kirchner an.

Mit großem Interesse verfolgten die Medien in Lateinamerika den Auftakt der Reise. Im Mittelpunkt stand am Sonntag der Aufruf des Papstes zur Versöhnung zwischen den USA und Kuba bei der Ankunft in Havanna am Vortag.

Einsatz für ein Ende der Eiszeit 

In der Exilkubaner-Hochburg Miami demonstrierten unterdessen Kritiker des diplomatischen Annäherungsprozesses zwischen den USA und Kuba gegen den Besuch des Papstes. Laut örtlichen Medienberichten trugen die knapp 100 Demonstranten Trauerflor sowie Plakate wie "Verräter" oder "Kardinal Ortega - Persona non grata". Sie riefen: "Der Papst hat sich an die kubanische Regierung verkauft."

Franziskus und der kubanische Kardinal Jaime Ortega hatten sich in den vergangenen Monaten intensiv für ein Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen den Washington und Havanna eingesetzt. Der Papst reist am Dienstag von Kuba weiter in die USA.

Beim Versuch, Papst Franziskus in der Nuntiatur in Havanna zu treffen, sollen nach Angaben der Opposition die beiden prominenten Regimekritikerinnen Berta Soler und Martha Beatriz Roque verhaftet worden sein. In Santa Clara seien zudem 26 Aktivistinnen der Bürgerrechtsbewegung "Frauen in Weiß" bei dem Versuch festgenommen worden, zur Papstmesse nach Havanna zu reisen.

Weiterreise nach Washington 

Am Nachmittag (Ortszeit) trifft Franziskus zu einem Höflichkeitsbesuch mit Präsident Castro zusammen und feiert einen Gottesdienst mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale von Havanna. Für den Abend ist ein Treffen mit Jugendlichen vorgesehen.

Zu einer möglichen Begegnung mit dem 89-jährigen Revolutionsführer Fidel Castro erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi, falls es stattfinde, dann vermutlich ebenfalls an diesem Sonntagabend.

Am Montag reist Franziskus weiter ins 700 Kilometer entfernte Holguin, bevor er zu seiner letzten Station Santiago de Cuba aufbricht. Dort besucht er unter anderem das Heiligtum der Jungfrau von El Cobre, den bedeutendsten Wallfahrtsort Kubas. Am Dienstag reist Franziskus weiter nach Washington. Dort spricht er unter anderem als erster Papst vor dem US-Kongress in Washington und hält eine Rede vor der UNO-Vollversammlung in New York.

 


Quelle:
KNA