Vatikanbeobachter gibt Ausblick auf 2014

Zwei Päpste, zwei Heilige und das Heilige Land

Der Vatikan wappnet sich für Besucherrekorde zur Heiligsprechung der beiden Päpste im April. Außerdem deutet vieles auf eine Heilige Land-Reise hin. Was das neue Jahr bringt, dazu Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

domradio.de: Am 23.12. war Franziskus zu Besuch bei seinem Vorgänger, beim emeritierten Papst Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesiae. Muss man sich 2014 an solche Bilder von zwei Päpsten gewöhnen?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Ich glaube schon. An solche Bilder müssen wir uns gewöhnen und ich finde das auch großartig, dass das so völlig problemlos geht, dass das keine Probleme schafft. Weder von Fragen des Protokolls her noch administrativ, noch dass irgendjemand Angst hat, das sei schwierig, dass da zwei Päpste nebeneinander stehen. Das läuft herrlich und problemlos.

domradio.de: Wird Benedikt sich vielleicht auch öffentlich äußern?

Hagenkord: Ich glaube nicht. Ich glaube Benedikt XVI. weiß sehr genau, was passieren würde, wenn er etwas sagen würde: Alles würde auf die Goldwaage gelegt werden. Bilder sind das eine, aber ich glaube, er wird alles vermeiden - das hat er selber auch gesagt - was seinem Nachfolger Probleme schafft. Der Nachfolger macht es ihm einfach, er ist ein sehr starker Papst, das merken wir sehr deutlich, so dass Benedikt sich, was Bilder angeht, nicht zurückhalten muss. Ich glaube aber, dann ist auch irgendwann Schluss. Ich weiß nicht, ob Benedikt XVI. noch schreibt, auf jeden Fall trifft er sich mit Leuten, auf jeden Fall beantwortet er Briefe, das heißt, er ist nicht arbeitslos, ihm wird nicht langweilig, aber öffentlich reden ist etwas komplett anderes.

domradio.de: Zum neuen Jahr hat Papst Franziskus aufgerufen zu mehr Solidarität, zu mehr Gerechtigkeit, das Verdammen der Gleichgültigkeit. Es geht also 2014 genau so weiter wie es 2013 aufgehört hat, oder?

Hagenkord: Zum einen ist das ja das Thema des Tages gewesen. Der erste Januar ist ja der Tag, wo die Kirche zum Frieden aufruft. Der Papst hat eine Friedensbotschaft verfasst und Geschwisterlichkeit als den Weg zum Frieden markiert. Zum anderen ist es natürlich eine seiner starken Botschaften und das wird ja auch respektiert durch die ganze Welt. Dass es sich jetzt auf einmal in Syrien rührt und man Briefe an den Papst schreibt, man möge sich doch bitte nicht einmischen, das zeigt eben deutlich, dass diese Aufrufe mehr sind als nur Papier. Das rührt Menschen an, das kommt an, das bringt Menschen in Bewegung und das ist eine der hervorragendsten Botschaften, die die Kirche weiterzugeben hat, wie Frieden nämlich zustande kommen kann, durch ein Miteinander, durch Solidarität, durch das Achtgeben aufeinander, durch das sich Entschuldigen. Da hat er eine ganz starke Botschaft und die wird er weiter im nächsten Jahr entwickeln, da bin ich mir ganz sichern.

domradio.de: Vieles passiert im Vatikan - so ist unser Eindruck hier in Deutschland - spontan, ohne große Vorankündigung oder langfristige Planung. Kann man eigentlich noch gut vorausplanen mit Papst Franziskus?

Hagenkord: Ich glaube, dieser Papst richtet sich nicht nach dem, wie Medien funktionieren, er richtet sich nicht nach dem, wie strukturierte Öffentlichkeit funktioniert. Das macht ja einen Teil seiner Authentizität aus. Er macht die Dinge nicht, um Effekte zu erzielen und ich glaube, wir würden sehr schnell merken und sehr schnell verstimmt sein, wenn es so aussähe, als würde er das machen, damit es einen tollen Effekt gibt. Nein, er macht das, weil er das für richtig hält, weil er es für wichtig hält, weil er es machen möchte. Das macht die Sache von außen gesehen ein bisschen unkoordiniert, aber wenn man das verfolgt, dann hat das Linie, dann ist das ein großartiges Papsttum, würde ich sagen. Das ist vielleicht ein bisschen anstrengend für unsereins, aber die Freude überwiegt.

domradio.de: Ein paar Termine stehen natürlich schon fest für 2014. Im Oktober ist die außerordentliche Bischofssynode in Rom geplant zur Ehe und Familie und Partnerschaft. Gerade hier in Deutschland knüpft man viele Erwartungen daran. Was steht uns da bevor?

Hagenkord: Es ist die erste von zwei Synoden. Ich glaube man darf nicht zu viel erwarten von der Synode im Herbst, das wird erst einmal die Synode sein, wo man sich die Antworten aus den Diözesen der Welt vornimmt, wo man debattieren wird, wie man auf dem Weg weitermachen kann. Die zweite Synode 2015 wird dann konkret werden. Jetzt im Herbst darf man sich noch nicht zu viel erwarten. Der Druck ist natürlich groß, die Debatte wird heiß geführt - zu Recht - aber ich glaube, da müssen wir noch ein bisschen geduldiger sein. Die Kulturen und Sprachen und Theologien auf der Welt sich doch so unterschiedlich, dass man sich da erst einmal ins Verhältnis setzen muss, dass man erst einmal hören muss voneinander, bevor man irgendwelche Entschlüsse fällt.

domradio.de: Was steht an anderen wichtigen Terminen 2014 an?

Hagenkord: Der Papst wird am 22.Februar neue Kardinäle ernennen, welche, das wissen wir noch nicht. Das ist aber sehr wichtig, weil das natürlich auch bedeutet, welchen Einfluss in Zukunft die Weltkirche haben wird, auch zum Beispiel wenn es darum geht, wichtige Posten im Vatikan zu besetzen und wenn irgendwann mal ein Papst gewählt werden muss, wer das dann tut. Dann gibt es das dritte: Das Treffen der acht Kardinäle hier im Vatikan, danach soll es wohl erste Entscheidungen geben. Das ist aber Hören-Sagen, das wissen wir nicht genau. Es treffen sich andere Gremien, gerade der Februar ist ein ganz dichter Monat, da geht es auch um die wirtschaftliche Situation des Vatikan. Und natürlich nicht zu vergessen, einer der ganz großen Höhepunkte am 27. April die Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes Paul II und Johannes XXIII.

domradio.de: Es wird viel spekuliert, Papst Franziskus könnte ins Heilige Land reisen. Steht da tatsächlich so eine Reise an?

Hagenkord: Er hat gesagt, dass er das gerne machen wollte. Alle anderen Beteiligten, zum Beispiel Patriarch Bartholomaios oder auch Behörden von vor Ort sprechen davon, dass das relativ weit gediehen sei. Offiziell ist noch nichts, aber wir gehen davon aus, dass das irgendwann im Laufe des Jahres stattfinden wird. Palästina, Jordanien, Israel, das Heilige Land, Jerusalem, Bethlehem - eine relativ enge Reise wohl, keine zwei-drei Wochen, aber der Besuch ist ein ganz klares Zeichen, um sich mit Bartholomaios zu treffen, dem "Ehrenoberhaupt" der Orthodoxie, genau 50 Jahre nachdem Paul VI und Bartholomaios Vorgänger Athinagoras sich das erste Mal getroffen haben. Ein ganz starkes ökumenisches Zeichen zu setzen - das ist dem Papst ein großes Anliegen.

Das Interview führte Matthias Friebe

(domradio.de)