NRW will trotz Kritik an Behindertenwerkstätten festhalten

Integration oder Ausgrenzung?

Nordrhein-Westfalen bleibt auf seinem politischen Sonderweg: Trotz massiver Kritik des Deutschen Instituts für Menschenrechte will die nordrhein-westfälische Landesregierung weiter Behindertenwerkstätten fördern.

Arbeit in einer Behindertenwerkstatt / © Harald Oppitz (KNA)
Arbeit in einer Behindertenwerkstatt / © Harald Oppitz ( KNA )

Solange er im Amt sei, wolle er darauf achten, dass in NRW alle behinderten Menschen grundsätzlich ein Zugangsrecht zu Behindertenwerkstätten erhielten, erklärte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag im Landtag. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wolle er dieses Recht auch weiterhin nicht "an eine Arbeitsfähigkeit in einem gewissen Umfang" knüpfen.

Laumann spricht von "guter Alternative"

Die Behindertenwerkstätten seien eine "gute Alternative" zur Teilnahme an Arbeit, so Laumann. Mit der jüngsten Kritik des Deutschen Instituts für Menschenrechte müsse die Landesregierung "umgehen". Politisch sei klar, dass in NRW unter der schwarz-gelben Koalition die Behindertenwerkstätten ebenso wenig abgeschafft würden wie die Förderschulen. "Aber wir wollen so viele in das Regelsystem integrieren, wie wir können", versicherte der Minister.

Kritik vom Deutschen Institut für Menschenrechte

Das Deutsche Institut für Menschenrechte hatte kritisiert, dass Nordrhein-Westfalen den Ausbau von Behindertenwerkstätten im diesem Jahr mit zusätzlich fünf Millionen Euro fördern will. Zugunsten einer Integration auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt dürften keine neuen Werkstätten für Behinderte zugelassen werden.

Stattdessen müsse die Zahl dieser Werkstätten "mit Augenmaß reduziert werden". In NRW seien 47,7 Prozent der Schwerbehinderten erwerbsfähig. Davon gingen 5,19 Prozent einer geregelten Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt nach. Damit liege NRW über dem Bundesdurchschnitt.

Laut NRW-Sozialministerium existieren landesweit 104 Behindertenwerkstätten mit 66.916 Plätzen. Damit verfüge NRW über "ein gut ausgebautes, regionalisiertes Netz" von Beschäftigungsmöglichkeiten für Behinderte. Mit 5,7 Plätzen pro 1.000 Einwohner liege das bevölkerungsreichste Bundesland über dem Bundesdurchschnitt von 5,3 Plätzen.


Karl-Josef Laumann (CDU) / © Caroline Seidel (dpa)
Karl-Josef Laumann (CDU) / © Caroline Seidel ( dpa )
Quelle:
KNA