Menschenrechtler bestürzt über brutale Hinrichtung in den USA

Schmerzhaft und grausam

Menschenrechtler haben die grausam verpfuschte Hinrichtung eines wegen Mordes verurteilten Mannes im US-Bundesstaat Oklahoma scharf verurteilt. Die brutale Tötung von Clayton Lockett widerspreche eklatant der US-amerikanischen Verfassung, die solche Exekutionen verbiete, erklärte Amnesty International.

 (DR)

Der USA-Experte der deutschen Amnesty-Sektion, Sumit Bhattacharyya, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), der traurige Vorfall zeige einmal mehr, dass es eine humane Exekution nicht geben könne: "Die Verabreichung von Gift ist nicht weniger schmerzhaft oder grausam als andere Arten der Hinrichtung."

Die Hinrichtung von Lockett war am Dienstag abgebrochen worden, weil die verabreichte Giftspritze nicht die erwartete Wirkung zeigte. Die Mittel waren offenbar nicht richtig in die Vene des 38-jährigen Lockett geflossen. Er starb trotzdem kurz danach an einer Herzattacke.

Die Gouverneurin von Oklahoma, Mary Fallin, schob daraufhin die ebenfalls für Dienstag vorgesehene Exekution eines zweiten Häftlings auf, um den Vorfall zu prüfen. Dessen Anwältin Madeline Cohen kritisierte, dass für die Untersuchung nur zwei Wochen Zeit vorgesehen seien.

Laut Amnesty kommt es häufig dann zu solchen Vorfällen, wenn ungetestete Giftcocktails eingesetzt werden. Hintergrund ist, dass europäische Pharmaunternehmen keine Substanzen mehr in die USA liefern, die bei Exekutionen eingesetzt werden. "Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder schreckliche Hinrichtungen, bei denen das Gift entweder nicht richtig wirkte, die Verabreichung versagte oder nicht korrekt vorgenommen wurde, so dass der Delinquent lange unter schlimmen Schmerzen sterben musste", sagte Bhattacharyya.

Der Direktor des Todesstrafen-Informationszentrums, Richard Dieter, sagte dem "National Journal", die Behörden in Oklahoma hätten Warnsignale aus anderen Bundesstaaten ignoriert, die mit ungetesteten Giftmischungen schlechte Erfahrungen gemacht hätten. Er erwarte, dass Oklahoma für den Rest des Jahres alle Hinrichtungen aussetzen werde.

Weltweiter Trend zur Abschaffung der Todesstrafe

Amnesty International appellierte an die USA, sich dem weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe nicht mehr zu widersetzen. "Seit ihrer Wiedereinführung 1976 funktioniert die Todesstrafe in den USA nicht", sagte Bhattacharyya. "Neben verpfuschten Hinrichtungen dokumentiert dies eine beunruhigend hohe Anzahl von Fehlurteilen, bei denen Häftlinge nach Jahrzehnten im Todestrakt wieder entlassen wurden."

Die qualvolle Hinrichtung eines 38-Jährigen entsprach auch nach Ansicht des Weißen Hauses nicht menschenwürdigen Standards. Selbst wenn die Todesstrafe angemessen sei, müsse sie auf humane Weise vollstreckt werden, sagte US-Regierungssprecher Jay Carney am Mittwoch. "Ich denke, jeder würde anerkennen, dass dieser Fall hinter diesem Standard zurückblieb." Eine Untersuchung des Justizministeriums werde es seiner Kenntnis nach aber nicht geben.

Es gebe zwar Belege, dass die Kriminalitätsrate in den USA durch die Todesstrafe nur bedingt gesenkt werde, sagte Carney. Präsident Barack Obama glaube aber dennoch, dass die Todesstrafe bei einigen "abscheulichen" Straftaten angemessen sei. Das gelte auch für den Fall von Lockett.

Lockett hatte 1999 mit zwei Komplizen die 19-jährige Stephanie Neiman bei einem Raubüberfall erschossen. Die junge Frau soll noch lebend in einem Grab verscharrt worden sein. Lockett wurde auch der Vergewaltigung von Neimans Freundin schuldig gesprochen. Neimans Eltern erklärten nach der Hinrichtung, sie seien dankbar, dass nun Gerechtigkeit getan worden sei.


Hinrichtungszelle in den USA (dpa)
Hinrichtungszelle in den USA / ( dpa )
Quelle:
epd , dpa