Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hält trotz der Gewaltausbrüche in seinem Land an seinem Besuch in Deutschland fest. "Es ist keine Absage bekannt", sagte Regierungssprecher Georg Streiter am Montag in Berlin. "Der Termin steht nach wie vor." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will Mursi am Mittwoch mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen. Mursi verhängte nach den Gewaltausbrüchen vom Wochenende für drei Provinzen den Ausnahmezustand. In Port Said, Ismailija und Suez gilt in den kommenden 30 Tagen ein nächtliches Ausgehverbot von 21.00 bis 6.00 Uhr. Nach Straßenschlachten zum zweiten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak war die Gewalt nach Todesurteilen gegen 21 Fußballfans am Samstag eskaliert.
(dapd)
28.01.2013
Zu seinem Besuch in Deutschland erwarten den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi zahlreiche Proteste. Die Gesellschaft für Menschenrechte will mit Mahnwachen vor allem auf das Schicksal der Christen am Nil aufmerksam machen.
Christen würden "immer wieder zu Opfern von Gewalt“, so IGFM-Sprecher Martin Lessenthin im domradio.de-Interview.
domradio.de: Warum rufen sie zu Mahnwachen in Deutschland auf?
Lessenthin: Wir nutzen diesen Besuch und den Fokus aus Mursi als Gast in Deutschland, um etwas für die Menschenrechte in Ägypten zu erreichen. Insbesondere engagieren wir uns für das Schicksal der Christen am Nil, die im Moment immer wieder zu Opfern von Gewalt werden.
domradio.de: Die Demokratiebewegung in Ägypten ist in Gefahr, sagen sie. Und sie machen ihre Kritik ganz konkret an dem Beispiel einer Familie in Ägypten fest. Welches ist das?
Lessenthin: Es handelt sich um eine achtköpfige Familie, die vom Islam zum Christentum übergetreten ist - und aus diesem Grund zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Ein Skandalurteil aus unserer Sicht. Und mit ihnen verurteilt wurden auch noch Beamte, die an dem Prozess der Umbenennung christlicher Namen beteiligt waren, als die Personalpapiere ausgestellt wurden.
domradio.de: Leidtragende sind auch Frauen. Warum?
Lessenthin: Weil unter dem Rechtssystem und den Vorstellungen von Herrn Mursi Frauen keinen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft finden. Frauen werden dem Mann unterstellt, die Scharia ist zum Leitfaden des Denkens geworden.
domradio.de: Sie sagen ganz klar: Ägypten ist auf dem Weg in die Islamische Republik – Welche Forderungen stellen sie - die Int. Ges. für Menschenrechte - an die deutsche und europäische Politik?
Lessenthin: Dass Entwicklungszusammenarbeit nur dann gewährt wird, wenn es Fortschritte auf dem Feld der Menschenrechte gibt. Das ist die ganz klare Voraussetzung auch jetzt bei den Gesprächen von Herrn Mursi, dem es ja um Umschuldung und neue Gelder aus Deutschland geht.
domradio.de: Gehen sie davon aus, dass der ägyptische Präsident von den Mahnwachen in Deutschland überhaupt was mitbekommen wird?
Lessenthin: Er und die ägyptischen Medien wissen, was in Deutschland diskutiert wird und dass es diese Mahnwachen geben wird. Reaktionen aus Kairo haben wir auf jeden Fall schon erhalten.
Das Gespräch führte Monika Weiß.
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hält trotz der Gewaltausbrüche in seinem Land an seinem Besuch in Deutschland fest. "Es ist keine Absage bekannt", sagte Regierungssprecher Georg Streiter am Montag in Berlin. "Der Termin steht nach wie vor." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will Mursi am Mittwoch mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen. Mursi verhängte nach den Gewaltausbrüchen vom Wochenende für drei Provinzen den Ausnahmezustand. In Port Said, Ismailija und Suez gilt in den kommenden 30 Tagen ein nächtliches Ausgehverbot von 21.00 bis 6.00 Uhr. Nach Straßenschlachten zum zweiten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak war die Gewalt nach Todesurteilen gegen 21 Fußballfans am Samstag eskaliert.
(dapd)