Erleichterung nach Freilassung von Pastor in Iran

Ein Sieg für die Menschenrechte mit bitterem Beigeschmack

Die Freilassung des zum Christentum konvertierten Pastors Youcef Nadarkhani sorgt weltweit für Erleichterung - und weiteren Appellen: Die Bundesregierung mahnt Teheran zu einer allgemeinen Achtung der Religionsfreiheit an. Im domradio.de-Interview spricht der Menschenrechtler Martin Lessenthin über die Gefahren für Christen im Iran.

 (DR)

Vor allem wer neue zu Jesus Christus finde, lebe sehr gefährlich, erklärte  der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte am Montag (10.09.2012). Die Freilassung sei "ohne Zweifel dem unermüdlichen und konsequenten Einsatz vieler Menschenrechtler weltweit geschuldet".



Nadarkhani drohte wegen seines Übertritts zum Christentum die Hinrichtung. Iranische Behörden hatten dem widersprochen. Wie die Gesellschaft für Menschenrechte erklärte, wurde der evangelikale Pastor am 8. September im Rahmen eines erneuten Gerichtsverfahrens vom Vorwurf des Abfalls vom islamischen Glauben freigesprochen. Nach Angaben der Organisation hielten die Richter den Vorwurf der Evangelisation jedoch aufrecht und verurteilten den Pastor zu einer dreijährigen Haftstrafe. Da Nadarkhani seit Oktober 2009 inhaftiert war, sahen die Richter diese Strafe als bereits verbüßt an.



Ohne den internationalen Druck "hätte die iranische Justiz das Todesurteil nicht neu verhandelt", so Lessenthin weiter. Aber auch Evangelisation sei keine Straftat, sondern im Gegenteil ein verbrieftes Menschenrecht. Pastor Nadarkhani habe die Haftanstalt in Rasht als freier Mann verlassen. Dort wurde er von seiner Frau und seinen zwei Söhnen begrüßt, hieß es weiter.



Westerwelle erleichtert über Freilassung Nadarkhanis

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßt die Freilassung Nadarkhanis. "Kein Mensch darf aufgrund seiner Religionszugehörigkeit oder freier Meinungsäußerung inhaftiert oder verurteilt werden", sagte Westerwelle am Montag in Berlin. Er forderte die iranische Führung auf, auch "alle anderen Inhaftierten freizulassen, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen in iranischen Gefängnissen einsitzen oder verfolgt werden".



Nach Angaben unter anderem der Gesellschaft für Menschenrechte hatte ein Gericht in Rasht den evangelischen Pastor im September 2010 wegen Abfall vom Islam und Verbreitung nicht-islamischer Lehren zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde demnach im Juli 2011 in letzter Instanz bestätigt. Das Urteil hatte weltweite Proteste ausgelöst.



In Deutschland setzen sich viele Menschen, darunter Kirchenvertreter und hochrangige Politiker, für den 1977 geborenen evangelisch-freikirchlichen Pastor ein. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton und der deutsche Außenminister hatten sich für den Geistlichen eingesetzt. Auch die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatten an den Iran appelliert, den zum Tode verurteilten Pastor freizulassen.