Vatikan bindet Laienverbände in Kampf gegen Missbrauch ein

Hausaufgaben bis Dezember

Neben Bischöfen und Priestern bindet der Vatikan in den Kampf gegen Missbrauch nun verstärkt Organisationen ein, die von Laien getragen werden. Diese sollen dem Heiligen Stuhl unter anderem formale Richtlinien zur Prävention vorlegen.

Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

Bei der jüngsten Jahresversammlung kirchlicher Verbände und Bewegungen im Vatikan wurden rund 100 Verantwortliche über weitere Maßnahmen zum Kinderschutz, den Umgang mit Missbrauch und Vertuschung sowie über die aktuelle kirchliche Rechtslage informiert. Darüber berichtete Kurienkardinal Kevin Farrell in einem Beitrag für das Portal "Vatican News" (Mittwoch).

Formale Richtlinien und Protokolle vorlegen

Demnach müssen jede katholische Bewegung und jeder Verband dem Vatikan bis Ende Dezember dieses Jahres formale Richtlinien und Protokolle zum Umgang mit Fällen von Missbrauchsverdacht sowie zur Prävention vorlegen. Bereits im Mai 2018 habe seine Behörde, das Dikasterium für Laien, Familie und Leben, die Organisationen aufgefordert, entsprechende Beschlüsse zur Genehmigung vorzulegen, so Farrell.

Zu viele hätten nicht reagiert oder ungenügende Texte vorgelegt, kritisierte der Kardinal bei dem Treffen, das bereits Mitte Juni in Rom stattfand.

Gerade weil viele kirchliche Gruppen und Bewegungen auf ihre Mitglieder einen großen Einfluss ausüben, seien klare Gesetze und Regeln nötig, so die Untersekretärin des Dikasteriums Linda Ghisoni. Dies gelte sowohl für Prävention wie für die Möglichkeit, einfach und angstfrei Missbrauch anzuzeigen.

Autoritärer und restriktiver Führungsstil

Laut Ghisoni herrscht gerade in jenen Gruppen, die sich strenger Rechtgläubigkeit rühmen, oft ein autoritärer und restriktiver Führungsstil. Der schließe Mitglieder von Entscheidungen aus und vermittle unterschwellig die Botschaft: Wer kritisiert, ist ausgeschlossen.

Wie schon beim Antimissbrauchs-Gipfel der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und Ordensoberen Ende Februar wurde auch beim Treffen der Laienverbände über die Erfahrungen von Missbrauchsopfern berichtet. Unter den Referenten waren auch der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Gregoriana-Universität in Rom, der Psychologe und Theologe Hans Zollner, sowie der in Rom lehrende Kirchenjurist Philip Milligan.

Einige der Referate veröffentlichte das Dikasterium jetzt auf seiner Internetseite.


Kardinal Kevin Joseph Farrell / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Kevin Joseph Farrell / © Paul Haring ( KNA )

Hans Zollner, Präsident des Zentrums für Kinderschutz (CCP) / © Francesco Pistilli (KNA)
Hans Zollner, Präsident des Zentrums für Kinderschutz (CCP) / © Francesco Pistilli ( KNA )
Quelle:
KNA