Die Tübinger Theologin Johanna Rahner hat eine größere Wertschätzung und mehr Mitbestimmung für Frauen in der katholischen Kirche gefordert. "Die Kirche wird weiter an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn wir nicht zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern kommen", sagte Rahner am Freitagabend beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Freiburger Diözesanrats. Es sei dringend an der Zeit, mehr Geschlechtergerechtigkeit und mehr Demokratie zu wagen.
Würdigungen von Bischof Burger und ZdK-Präsident Sternberg
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Thomas Sternberg rief dazu auf, mutig neue Gestaltungsspielräume an der Kirchenbasis zu nutzen. "Dabei sehe ich keine Gegensätze zwischen Amtskirche und Kirchenvolk, sondern vielmehr sind wir gefordert, gemeinsam Kirche zu gestalten und gleichzeitig für eine freie und gerechte Gesellschaft einzustehen", so Sternberg.
Erzbischof Stephan Burger würdigte den Diözesanrat als wichtigen Akteur der Kirche. "Wir stehen aktuell vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt durch den Mangel an Priestern und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Seelsorge." Hier sei das Gremium ein wichtiger Dialogpartner.
"Motor für binnenkirchliche Reformen"
Die Diözesanratsvorsitzende Martina Kastner beschrieb den Rat als Motor für binnenkirchliche Reformen. Kirche dürfe sich nicht aus der Welt zurückziehen, sondern müsse immer wieder mutig und selbstbewusst christliche Positionen in die aktuellen gesellschaftlichen Debatten einbringen. Dafür stehe der Diözesanrat ein.
Dem Gremium gehören rund 100 Delegierte aus Pfarrgemeinden und kirchlichen Gruppen aus dem gesamten Erzbistum zwischen Odenwald und Bodensee an. Er tagt in der Regel zweimal pro Jahr und berät die Kirchenleitung. Seine Gründung 1967/68 fiel in die Aufbruchsphase der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).