Theologe Sellmann zeichnet neues Talkshow-Format auf

Suche nach stimmigen Antworten auf existenzielle Fragen

Weglaufen oder sich dem Problem stellen? In der Komfortzone bleiben oder über seine Grenzen gehen? Aufgeben oder neue Kraft bekommen? So lief die Aufzeichnung der Pilotfolge zur neuen Talkshow "Sellmanns Guter Abend".

Autor/in:
Johannes Senk
Fernsehkamera in einem Studio / © S.Narongrit (shutterstock)
Fernsehkamera in einem Studio / © S.Narongrit ( shutterstock )

"Wann wird aus einem guten Abend ein richtig guter Abend?" Diese Frage stellt der Bochumer katholische Pastoraltheologe Matthias Sellmann zu Beginn der Pilotfolge seiner Late-Night-Talkshow "Sellmanns Guter Abend", die jetzt in Köln aufgezeichnet wurde.

Die Antwort liefert er gleich hinterher in einem Wort: "Stimmigkeit." Doch was genau ist damit gemeint? "Es geht um Momente, in denen die Dinge einfach passen", sagt der 53-Jährige. Möglichst viele solche Momente sollen das neue Format prägen - in den Gesprächen, aber auch in Musik, Comedy und anderen Elementen.

Drei Teile symbolisieren Weihnachten, Ostern und Pfingsten

Thematisch haben Sellmann und Co-Moderatorin Nina Heinrichs (WDR, Arte) die ungeschnitten knapp dreistündige Aufzeichnung in drei Teile aufgeteilt. Die sehr abstrakten Begriffe "Physis", "Kenosis" und "Dynamis" - da kommt der Professor durch - sollen dabei die höchsten kirchlichen Festtage symbolisieren: Weihnachten, Ostern und Pfingsten.

Jedes der Feste steht für einen besonderen Moment: Weihnachten für die Kunst, nicht vor dem Leben wegzurennen, Ostern für die Erlebnisse, bei denen man über seine Grenzen hinaus geht, und Pfingsten für den Moment, wenn man sich schon am Ende fühlt, aber dann von außen wieder Kraft zugesprochen bekommt.

Menschen ohne theologischen Hintergrund

Bei der Auswahl seiner Gesprächspartner sucht Sellmann Menschen, die sich zwar mit dem Glauben im weiteren Sinn beschäftigen, aber keinen theologischen Hintergrund haben. So wie Bärbel Ackerschott, die seit über 30 Jahren das Notel in Köln leitet, eine Unterkunft für obdachlose Drogenabhängige. Dass sie Menschen in Not helfen müsse sei für sie nie eine bewusste Entscheidung gewesen, sondern eine simple Feststellung: "Ich wusste, ich werde nie weglaufen, wenn es anderen dreckig geht."

Der gelernte Feuerwehrmann Ulrich Slatosch berichtet, wie nahe es auch hartgesottenen Feuerwehrmännern geht, wenn sie Menschen nicht mehr helfen können. Deshalb widmet er sich als katholischer Diakon inzwischen der Notfallseelsorge und unterstützt besonders die Einsatzkräfte im Bistum Essen.

Bestattungsunternehmer Clemens Fritz aus Bochum ist gleichzeitig einer der wenigen ausgebildeten Thanatopraktiker, auch Einbalsamierer genannt. Ihre Aufgabe: Körper von Verstorbenen "wiederherstellen", etwa zur Identifizierung oder zur Überführung aus dem Ausland. Als Fritz dafür 1999 in das vom Erdbeben verwüstete Gölcük in die Türkei reiste, veränderte dies seine Sicht auf die Welt: "Für mich existenzielle Fragen - wie zu Beispiel welches Auto ich mir kaufen soll - wurden vollkommen nichtig."

Zum Thema "Dynamis" sind gleich mehrere Gäste geladen, zum Beispiel Parfümeur Marc vom Ende: Zusammen mit Sellmann verfolgt er ein gemeinsames Projekt, nämlich geistliche Erfahrungen in Kirchenräumen riechbar zu machen. "Mit Düften treffe ich die Menschen direkt ins Herz", betont der Experte und sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Duft und Spiritualität.

Ausstrahlung im Internet gibt es in jedem Fall

Zuletzt folgt der Talk mit zwei Studenten, die ein Auslandsjahr hinter sich haben: Marie Deregowski auf den Philippinen und Dominik Maxelon in der Dominikanischen Republik. Deregowski erzählt, wie die Erfahrungen in einer großen internationalen Wohngemeinschaft sie verändert haben, während Maxelon berichtet, wie seine Heimatgemeinde Geld für einen Neubau der Schule vor Ort gesammelt hat.

Gespräche prägen eine Talkshow, aber wichtig sind auch die Elemente dazwischen. In der Pilotfolge sind das zum Beispiel der Echo-Preisträger Christoph Spering am Flügel und das Hanno Busch Trio mit Jazzmusik. Dazwischen Auftritte des Comedians Dave Davis mit einer klaren Ansage an das Publikum: "Denkt dran: jeden Tag eine bekloppte Tat".

Am Ende des im wahrsten Sinne "bunten" Abends ist der Gastgeber zufrieden mit der "Stimmigkeit". Die Pilotfolge sei "so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte", freut er sich. Und wie geht es nun weiter mit "Sellmanns Guter Abend"? "Wir werden aktiv auf die Sender zugehen und hoffen natürlich, dass wir Interesse geweckt haben." Eine Ausstrahlung im Internet gibt es auf jeden Fall. Wann und wo? Das soll in den nächsten Tagen feststehen.

 

Matthias Sellmann / © Johannes Senk (KNA)
Matthias Sellmann / © Johannes Senk ( KNA )
Quelle:
KNA