Haus der Geschichte der Bundesrepublik wird 25 Jahre alt

Eines der meistbesuchten Museen Deutschlands

Beim ersten Spatenstich war Bonn noch Hauptstadt. Als Kanzler Kohl vor 25 Jahren das Haus der Geschichte einweihte, war klar, dass die Musik künftig in Berlin spielte. Ein Besuchermagnet ist das Museum trotzdem.

Autor/in:
Christoph Arens
Haus der Geschichte / © Henning Kaiser (dpa)
Haus der Geschichte / © Henning Kaiser ( dpa )

In Bonn gibt es die Adenauer-, die Willy-Brandt- und die Ludwig-Erhard-Allee sowie den Helmut-Schmidt-Platz. Doch dem Kanzler Helmut Kohl hat die frühere Hauptstadt noch keine Straße gewidmet.

Das soll sich ändern: Angedacht ist, die Bundesstraße 9 in Höhe der Museumsmeile nach dem CDU-Politiker zu benennen. Denn die Bundeskunsthalle und das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehen auf die Initiative Kohls zurück.

Eröffnung vor 25 Jahren

Vor 25 Jahren, am 14. Juni 1994, eröffnete der Kanzler das Haus der Geschichte. Geplant wurde es seit Beginn der 80er-Jahre, als von einer Wiedervereinigung vor allem in Sonntagsreden gesprochen wurde. 51 Tage vor dem Fall der Mauer erfolgte am 21. September 1989 der erste Spatenstich. Als Kohl die Dauerausstellung am 14. Juni 1994 eröffnete, war schon klar, dass die politische Musik wieder in Berlin spielen würde.

"Für jedes Volk ist Geschichte Quelle der Selbstvergewisserung. Deshalb ist die Pflege von Kultur und Geschichte auch eine nationale Zukunftsaufgabe", so hatte Kohl 1987 den Bau eines zeithistorischen Museums begründet. 1979 war die 30-jährige Sperrfrist für Akten zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland ausgelaufen; ein neuer Schub in der Erforschung der deutschen Geschichte entstand.

Dem Historiker Kohl war es zudem ein Anliegen, der jungen Generation die Leistungen der Demokratie in Erinnerung zu rufen: "Inzwischen wächst eine junge Generation heran, die die Anfänge unserer Demokratie nicht mehr aus eigener Anschauung kennt", argumentierte er.

Gezeigt werden sollte auch, dass die Bundesrepublik "im Schatten der Katastrophe" des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs entstanden war - und dass aus den Verbrechen eine Verantwortung für die Deutschen erwuchs. Parallel dazu trieb der Kanzler in Berlin das Deutsche Historische Museum voran, das die gesamte deutsche Geschichte seit dem 5. Jahrhundert präsentiert.

Dauerausstellung folgt chronologischer Struktur

Das von den Architekten Ingeborg und Hartmut Rüdiger entworfene Haus der Geschichte kostete 116 Millionen D-Mark. Große Glasfronten sollen die Offenheit der Ausstellung symbolisieren. 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 7.000 Objekte: Mit mehr als 400.000 Besuchern pro Jahr allein in der Dauerausstellung zählt das Haus zu den meistbesuchten Museen der Bundesrepublik.

Die Dauerausstellung folgt einer chronologischen Struktur, verknüpft Politik- mit Alltagsgeschichte. Ein sowjetischer Panzer von 1953, der Adenauer-Mercedes oder der Bauch eines Rosinenbombers aus der Zeit der Berliner Luftbrücke machen Geschichte plastisch erlebbar.

Seit Ende 2017 präsentieren die Museumsmacher eine komplett überarbeitete und aktualisierte Dauerausstellung. Sie ist internationaler und emotionaler geworden. Der "Service-Roboter" Eva, der mit den Besuchern in Dialog tritt, verweist ebenso wie eine Paketdrohne auf Digitalisierung und Globalisierung. Ein rostiger Stahlträger aus den Ruinen des World Trade Centers symbolisiert die Zeitenwende, die die Anschläge des 11. September 2001 bedeuten.

Flüchtlingsboot aus dem Erzbistum Köln

Am Ende steht ein Boot, mit dem Schleuser Flüchtlinge aus Afrika nach Europa brachten. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte es nach Deutschland geholt, um für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu werben. Das Museum müsse am Puls der Zeit bleiben, beschreibt der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, Walter Hütter, den Druck, dem Museumsmacher in einem zeitgeschichtlichen Museum unterliegen. Schon sind die Planungen für eine "völlige Revision" im Gange. Die vergangenen 30 Jahre sollen mehr Platz erhalten.

Doch zunächst wird gefeiert. Am 14. Juni kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Gründungsjubiläum. Im September gedenkt das Haus der Anfänge der parlamentarischen Demokratie in Bonn. Und von fern grüßt schon das Beethovenjahr 2020, das an den 250. Geburtstag des in Bonn zur Welt gekommenen Komponisten erinnert.

Das Haus der Geschichte beteiligt sich mit "Hits und Hymnen. Klang der Zeitgeschichte", einer Schau, in der es um Musik geht, die Emotionen weckt, die agitieren und Identität stiften kann.


Das Flüchtlingsboot im Haus der Geschichte / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)

Offizielle Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Haus der Geschichte / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)
Offizielle Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Haus der Geschichte / © Robert Boecker ( Kirchenzeitung Koeln )
Quelle:
KNA