Staatsgalerie zeigt Entwicklung der Bücher im Spätmittelalter

Frommes und das Gebetbuch des Teufels

Seit wann werden bunte Bücher hergestellt? Eine Ausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie thematisiert den Übergang vom Geschriebenen und Gemalten zum Gedruckten.

 (DR)

Ganz zum Schluss, nach vielen Büchern für den kirchlichen Gebrauch und das private Gebet, kommt ein Exponat, das viele dem Reich des Teufels zuordnen: eine Spielkarte, ein Eichel-König, die älteste erhaltene, gedruckte und benutzte weltweit.

Bild und Buch im Spätmittelalter

In der Ausstellung "Gemalt, gedruckt, gebraucht" in der Stuttgarter Staatsgalerie geht es ab diesem Freitag weniger um das Verhältnis von Glaube und Unglaube als um die Entwicklung von Bild und Buch im Spätmittelalter.

Waren Bücher über Jahrhunderte immer nur von Hand geschrieben und teils aufwendig bebildert, so änderte sich das mit der Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in den Jahren nach 1450 schnell und gewaltig.

Stiche erlaubten schon früh, auch Bilder serienmäßig wiederzugeben. Weil die Qualität der Drucke am Anfang nicht besonders gut war, wurden Bilder meist von Hand ausgemalt. Die entsprechenden Künstler heißen Buchmaler.

Ankauf von sieben kolorierten Kupferstichen

Sie gehörten nicht der ersten Liga der Maler an, waren aber als Handwerker doch Meister ihres Fachs. Irgendwann waren dann die genutzten Holzschnitte so präzise und aussagekräftig, dass auf die Kolorierung verzichtet werden konnte. Bilder und Text konnten zusammen gedruckt werden – zunächst ein-, später auch zweifarbig.

Anlass der Ausstellung sind der Ankauf von sieben kleinen kolorierten Kupferstichen aus dem Gebetbuch einer Utrechter Nonne und die Rückkehr eines Buches, das in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen und bei einem New Yorker Auktionshaus zum Verkauf angeboten war. Das Buch wurde aber zum Glück für die Stuttgarter als vermisst erkannt und fand seinen Weg zurück.

Am Ende der Schau präsentiert die Staatsgalerie noch ein paar Besonderheiten. Neben der Spielkarte beispielsweise Neujahrskarten aus der Zeit um 1485. Abgebildet ist auf ihnen der nackte Jesus. Das Bild macht allein damit deutlich, dass es sich um den achten Tag nach der Geburt, also den Tag der Beschneidung, handelt.

Kuperstich von Albrecht Dürer lag auf dem Flohmarkt

Erstmals wieder präsentiert wird auch ein Kupferstich Albrecht Dürers (1471-1528). Auch er ging 1945 verloren und lag vor ein paar Jahren unerkannt auf einem Flohmarkt in der Nähe des elsässischen Saarburg. Der Käufer erkannte den Stempel der Graphischen Sammlung – und schenkte den Stich dem Museum.

Die Staatsgalerie ist für frühe Drucke indes nicht die allererste Adresse. Da sind Häuser in Berlin, Dresden, München und Wien stärker. Wer allerdings einen kurzen und schnellen Überblick über den Übergang vom Geschriebenen und Gemalten zum Gedruckten sucht, ist hier goldrichtig.

Michael Jacquemain


Quelle:
KNA