Kaplan Christian Olding erzählt seine Lebensgeschichte

"Glauben ohne Geschwätz"

"Moderne Liturgie kann auch würdig gefeiert werden", erklärt Christian Olding gegenüber domradio.de. Der Pop-Kaplan aus Geldern schmeißt bei seinen Gottesdiensten auch mal die Nebelmaschine an und lässt Musik aus den Charts spielen.

Kaplan Christan Olding / © Andrea Faure (HERDER)
Kaplan Christan Olding / © Andrea Faure ( HERDER )

"Ich bin nicht ins Priesterseminar eingetreten, weil ich gesagt habe, dass ich jetzt unbedingt die Heilige Messe als Priester feiern wollte", sagt Kaplan Olding, "sondern weil ich in vielen Stunden in der Kirche mit Gott gerungen habe – mit ihm geweint, geschrien, alles rausgelassen und dabei gemerkt habe, dass da wirklich jemand ist, der eine Lücke und eine Sehnsucht in meinem Leben füllt, an die niemals jemand Anderes herankommt".

In seinem Buch "Klartext Bitte! Glauben ohne Geschwätz" erzählt er, wie der Glaube sein Leben gerettet hat. 13 Jahre war Christian Olding alt, als sein Vater sich das Leben nahm. Nach dieser unglaublichen Katastrophe fand er im Glauben und in der Kirche einen Halt. "Die Wunde wird bleiben, sie wird vernarben, das ist nichts, was man irgendwann im Leben wieder loswird", weiß Olding, "wenn ich meinen Glauben nicht gehabt und erfahren hätte, hätte ich wahrscheinlich diese Herausforderung auch nicht gemeistert".

Christian Olding fühlte sich verstanden, wenn er in der Bibel las. Dieses Hadern und Ringen mit Gott in der Krise, das bin ja ich, dachte er: "Die Bibel ist voll von Menschen, die mit Gott hadern, die Schicksalsschläge erleiden mussten und damit nicht klar gekommen sind, die aber in diesem Ringen mit Gott nicht losgelassen haben und dann am Ende zum Leben zurückgefunden haben. Das ist es, was Menschen heute noch brauchen – diese Hoffnung".

"Im Priesterseminar fühlte ich mich nicht wohl"

Nach dem Abitur wagte Olding dann das Abenteuer seines Lebens, wie er es nennt, in Angriff zu nehmen. Er beschloss Priester zu werden. Doch er fühlte sich im Priesterseminar ganz und gar unwohl. "Ich fühlte mich einfach nicht fromm genug", sagt der junge Kaplan und lacht. "Sie gehen in diese fremde Welt hinein und lernen Stundengebet und Rosenkranz, die ganzen Frömmigkeitsformen der katholischen Kirche. Ich dachte nur, mein Gott – das muss ich jetzt alles leisten und machen. Zu mir bekam das alles keinen Bezug".

Den Bezug zum eigenen Glauben fand Olding dann gemeinsam mit seinem geistlichen Begleiter, der in vielen Gesprächen mit ihm herausfand, wie er sein Leben mit Gott in Beziehung bringen kann. Seitdem setzt sich Christian Olding jeden Morgen ganz in Ruhe vor den Heiland, den gekreuzigten Jesus. "Ich sitze dann vor dem Kreuz, eine halbe Stunde. Er ist da, ich bin da und das genieße ich – als ob ich mich mit einem guten Freund auf einen Kaffee treffe und weiß, ich muss nicht reden, weil wir uns auch ohne Worte verstehen.

Gottesdienste mit Lichtshow

Die Kraftquelle ist für Christian Olding das Kreuz und dann geht er gestärkt hinaus in die Welt, in seine Gemeinde und feiert Gottesdienste, wie es sie nicht überall gibt, mit Lichtshow und Musik aus den Charts. Deshalb nennt man ihn auch den Pop-Kaplan, den Spitznamen findet er durchaus charmant. "Jemand sagte, wenn sich jemand so sehr der Populärkultur bedient, dann machen wir aus ihm nicht den Pop-Künstler, sondern den Pop-Kaplan".

Im Dialog mit der Jugend nimmt Kaplan Olding auch kein Blatt vor den Mund. Wenn zum Beispiel Messdienerinnen ihn fragen, warum man denn der Hälfte der Menschheit, nämlich den Frauen, die Berufung zum Priesteramt vorenthält, dann sagt er lachend, auch weil er um die Brisanz dieser Frage in der katholischen Kirche weiß: "Welch eine Frage, auf die ich direkt antworte: Nein, das kann man den Frauen nicht vorenthalten. Ich glaube, dass diese theologischen Debatten weiter geführt werden müssen – mit allem, was dafür und dagegen spricht. Ich persönlich bin dafür, das Weiheamt auch für Frauen zu öffnen, weil die Bibel dafür gute Grundlagen bietet".


Quelle:
DR