Paul McCartney wird 75 Jahre alt

Spiritueller "Pilzkopf"

Er gilt als einer der erfolgreichsten Popmusiker, ein Stück aus seiner Feder ist gar der meistgespielte Popsong aller Zeiten: Geht es um Paul McCartney, mangelt es nicht an Superlativen. Nun wird der Ex-"Beatle" und katholisch getaufte "Pilzkopf" 75.

Autor/in:
Paula Konersmann
Paul McCartney / © Steve Parsons (dpa)
Paul McCartney / © Steve Parsons ( dpa )

Vier Jungs mit Pilzkopf, verzückt wimmernde Mädchen, Kreischen, das die Musik übertönt: Die "Beatlemania" bleibt bis heute ein Bezugspunkt, wenn es darum geht, Begeisterung zu quantifizieren.

Das Image der "Kitschproduzenten für Backfische", wie es John Lennon einmal nannte, wird den "Beatles" daher wohl ewig anhaften - auch wenn es ihnen nicht gerecht wird. Ihr Sänger und Bassist, der gemeinsam mit Lennon die meisten ihrer Stücke schrieb, feiert nun einen besonderen Geburtstag: An diesem Sonntag wird Paul McCartney 75 Jahre alt.

Katholisch getauft

Geboren 1942 in Liverpool, wurde Paul katholisch getauft, kam mit Religion allerdings kaum in Kontakt. Nur vereinzelt äußerte er sich später zu seinem Glauben: Einmal bezeichnete er sich als Agnostiker; später erklärte er, er sei "nicht religiös, aber sehr spirituell".

Seit seiner dritten Heirat mit Nancy Shevell vor sechs Jahren halten sich Gerüchte, er sei zum Judentum konvertiert. 2012 sagte er jedoch, er habe "eine Art persönlichen Glauben in etwas Gutes, aber viel weiter geht es nicht".

Mit 15 Jahren begegnete Paul seinem kongenialen Partner John Lennon, dem er in Hassliebe verbunden blieb. Beide gründeten die Band "The Quarrymen", 1960 traten sie in Hamburg erstmals als "The Beatles" auf. Der von seinen meist weiblichen Fans als "der Süße" gehandelte McCartney stand stets etwas im Schatten des als Genie verehrten Lennon - spätestens seit dessen Tod 1980. Dabei war er der vielseitigste Instrumentalist der Gruppe. Gemeinsam schuf das Duo nicht nur Hits wie "She Loves You" oder "Yellow Submarine", sondern mit "Helter Skelter" auch das Lied, das heute als erster Heavy-Metal-Song der Musikgeschichte gilt.

Familiengründung

Im Lauf der 60er Jahre wuchs der Einfluss von Drogen und Spiritualismus auf die Bandmitglieder. Seit Mitte der 60er gab es Trennungsgerüchte, 1970 löste sich die Gruppe tatsächlich auf. Die Gründung seiner Familie bezeichnete McCartney später als Erkenntnis, dass es auch ein Leben außerhalb der "Beatles" gab. Er machte weiterhin Musik, zunächst mit seiner Ehefrau Linda und den "Wings", seit den 1980er Jahren solo.

Zum früheren "Beatles"-Kollegen George Harrison stand der Musiker bis zu dessen Tod 2001 in engem Kontakt. Das Verhältnis zu Lennon war dagegen getrübt. Gegenüber dem Magazin "Esquire" erklärte McCartney einmal, mit seinem Tod sei Lennon zum Märtyrer geworden - und für die anderen "Beatles" sei es frustrierend gewesen, fortan mit Revisionismus zu kämpfen: "Es würde immer heißen: John war der Eine."

Engagement für Tierrechte und Frieden

Aussagen, die zum popkulturellen Jahrmarkt der Eitelkeiten dazugehören. Indes bräuchte McCartney keinerlei Neid zu verspüren: Denn er ist nicht nur als Musiker bis heute erfolgreich. Auch sein Engagement für Tierrechte und den Frieden stößt weltweit auf wohlwollendes Interesse.

Seit den 1970er Jahren lebt McCartney als Vegetarier - damals noch eine eher exotisch anmutende Haltung. Er erklärte einmal, wie ihm beim Angeln eine Erkenntnis gekommen sei: Als er beobachtet habe, wie der Fisch um Atem rang, habe er realisiert, dass dem Tier sein Leben ebenso wichtig sei wie ihm selbst. "Da hat es in mir 'klick' gemacht", so der Musiker. In den 1980ern trat er bei Live-Aid-Konzerten auf; selbst organisierte er Benefiz-Veranstaltungen für Kambodscha, im Oktober 2001 für die Opfer des 11. September, 2012 für jene des Hurrikan Sandy.

Verschwörungstheorien

Bereits seit 1969 hält sich das Gerücht, McCartney sei drei Jahre zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen und durch einen Doppelgänger ersetzt worden. Details auf Albumcovern und in Liedern wurden über Jahrzehnte immer wieder als angebliche Beweise herangezogen. Vor zehn Jahren erhielt der Mythos neuen Auftrieb durch die Klage einer Berlinerin, die angab, McCartneys Tochter zu sein.

Bei einem Vaterschaftstest 1984 sei lediglich ein Doppelgänger erschienen.

Wie es mit Legenden der Popkultur ist: Sämtliche Beteuerungen des Betroffenen, tatsächlich lebe er noch, heizten die "Paul is dead"-Verschwörungstheorie nur weiter an. Die meisten Fans, Medien und Musikerkollegen werden sich davon auch am 75. Geburtstag McCartneys nicht beirren lassen. Seine Botschaft hat so oder so Unsterblichkeitswert: All you need is love.


Quelle:
KNA