Auszeichnung für Theologin Gössmann

Ehrendoktorwürde der Uni Osnabrück

Die katholische Theologin Elisabeth Gössmann (88) hat die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück für ihr wissenschaftliches Lebenswerk erhalten.

Bibliothek der Universität Osnabrück / © Friso Gentsch (dpa)
Bibliothek der Universität Osnabrück / © Friso Gentsch ( dpa )

Sie habe sich in den 50er Jahren für ein Studium der katholischen Theologie entschieden - "wohlwissend, dass ihr als Frau damit akademische Karrierewege verbaut bleiben würden", hieß es zur Begründung am Montagabend bei der Verleihung in Osnabrück. Dass Gössmann heute "als Begründerin der theologischen Frauenforschung weltweites Ansehen" genieße, sei auch ihrem engagierten Einsatz für die Wahrnehmung der Frau in Geschichte und Gegenwart des Christentums geschuldet. Die Geehrte konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Verleihung teilnehmen.

Gössmann wurde am 21. Juni 1928 in Osnabrück geboren. Sie studierte Katholische Theologie, Philosophie und Germanistik in Münster und bestand 1952 ihr Staatsexamen. In München promovierte sie 1954 gleichzeitig mit Joseph Ratzinger und war zu diesem Zeitpunkt eine der ersten Frauen, die in Deutschland einen theologischen Doktortitel erwarben. Zur Tragik ihres Lebens zählt, sich 37 Mal vergeblich an deutschen Hochschulen um einen Lehrstuhl beworben zu haben.

Sie ging nach Tokio

1955 zog sie nach Tokio, wo sie unter anderem an der Seishin-Frauenuniversität lehrte. 1978 habilitierte sie schließlich im Fach Philosophie. Ab 1986 folgten Lehraufträge in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erst 1990 konnte Gössmann eine außerplanmäßige Professur in München antreten.

Sie forschte unter anderem über das Christentum in Japan, das Mittelalter und zu fundamentaltheologischen Fragestellungen. Im Mittelpunkt habe dabei die Frage nach der Stellung der Frau im Christentum gestanden. Sie sei zur "prägenden Denkerin der theologischen Frauenforschung und letztendlich der feministischen Theologie" geworden, so die Begründung der Uni Osnabrück.

Die Theologin hat bereits mehrere Ehrendoktorwürden erhalten, so von den Universitäten Graz, Frankfurt und Bamberg. 1997 wurde sie mit dem Herbert-Haag-Preis für Freiheit in der Kirche ausgezeichnet. Zu ihren bekannten Werken gehören "Die streitbaren Schwestern" (1981) und "Die Päpstin Johanna. Der Skandal eines weiblichen Papstes" (1994).


Quelle:
dpa