Erstes Museum für Sepulkralkultur wird 25 Jahre alt

Eine Facette des Lebens

"Leben Sie wohl", so werden Besucher des Museums für Sepulkralkultur am Ausgang verabschiedet. Die letzten Dinge stehen hier seit 25 Jahren im Mittelpunkt - und sollen auch künftig lebendig präsentiert werden.

Autor/in:
Paula Konersmann
Cartoon-Friedhof im Museum für Sepulkralkultur  / © Uwe Zucchi (dpa)
Cartoon-Friedhof im Museum für Sepulkralkultur / © Uwe Zucchi ( dpa )

Mal scheint er weit weg, mal bricht er über die Menschen herein. Oft löst er Angst aus, manchmal auch Erleichterung. Kalt lässt der Tod wohl niemanden. Insofern überrascht es nicht, dass es ein eigenes Museum gibt, das sich den letzten Dingen widmet: das Museum für Sepulkralkultur in Kassel. Eröffnet wurde es am Dienstag vor 25 Jahren, am 24. Januar 1992 - als das weltweit erste seiner Art.

Die Themen Tod, Sterben, Trauer verunsichert viele Menschen. Das war in den Anfangszeiten des Hauses noch deutlicher zu spüren als heute, erinnert sich der kommissarische Direktor Gerold Eppler. "Damals kamen teils Kommentare wie 'Da geht's doch nur ums Sterben, das sehe ich mir nicht an'." Dabei entstand die Einrichtung auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal gerade, um Menschen die Berührungsängste zu nehmen.

Religiöse Traditionen und Rituale

Herzstück des Museums ist die Dauerausstellung, die auf rund 1.400 Quadratmetern zeigt, wie Menschen mit dem Tod umgehen. Särge und Leichenwagen, Trauerkleidung und Grabsteine sind dort zu sehen. Im Frühjahr 2014 wurde sie erweitert: Ein eigener Bereich befasst sich seither mit den Bestattungsriten verschiedener Religionen. Die Frage, wie Migranten auf deutschen Friedhöfen beigesetzt werden, habe in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, heißt es. Die Schau informiert sowohl über religiöse Traditionen und Rituale als auch über die konkreten Bedingungen, unter denen Angehörige verschiedener Religionen in Deutschland ihre Toten bestatten und betrauern.

Steigende Besucherzahlen

Daneben gibt es in Kassel regelmäßige Sonderausstellungen. So zeigte das Museum in der Vergangenheit Fotografien aus Afghanistan oder die zunächst ungewöhnlich erscheinende Kombination "Tanz & Tod". Bis April läuft "Vita Dubia" über die uralte Angst vor dem Scheintod - und einen Paradigmenwechsel, der nicht mehr den Kirchen, sondern der Medizin die Deutungshoheit über Leben und Tod einräumte. Im Mai folgt "Lively passings": Die Schau blickt zurück auf 25 Jahre Künstlernekropole, ein Projekt, in dem Künstler ihre eigenen Grabmäler gestalten.

Bei insgesamt 104 Sonderausstellungen sei es rückblickend kaum möglich, einzelne Höhepunkte herauszugreifen, meint Eppler. Das bestätigt der stetig wachsende Zuschauerstrom. Darunter sind viele Konfirmationsgruppen und Religionsklassen - und viele Menschen aus sozialen Berufen.

"Umgang mit dem Tod ändert sich"

Letztere sollen ihre Tätigkeiten künftig stärker abgebildet finden: die Hospizbewegung, Grabfelder für Sternenkinder - "das hat sich in den letzten 25 Jahren rasant entwickelt", so der Kunstpädagoge.

Wenn es um die Zukunft des bundesweit einzigartigen Museums geht, ist dem gelernten Steinbildhauer große Begeisterung anzumerken. Zu Themen wie dem demografischen Wandel oder der Zuwanderung könne sein Haus viel beitragen, sagt er. "Dass die Menschen älter werden, verändert unseren Umgang mit dem Tod: Wir reagieren anders, wenn ein alter Mensch stirbt, als wenn jemand jung aus dem Leben gerissen wird." Auch die Rolle der Medien, ihre Berichte über Todesfälle, aber auch den Wandel der Gedenkkultur, sollen künftig stärker thematisiert werden. Ein Rahmenkonzept für die entsprechend überarbeitete Dauerausstellung wird derzeit entwickelt.

Ökumenisches Projekt

Eppler hatte die Leitung des Hauses im April von Werner Tschacher übernommen, der noch während der Probezeit aus persönlichen Gründen ausschied. Derzeit läuft die Suche nach einem Nachfolger. Wenn er im Amt ist, so deutet Eppler an, könnte das 25-Jahr-Jubiläum begangen werden. "Das wäre ein guter Anlass." Für künftige Projekte gibt es breite Unterstützung: Gefördert wird das Museum unter anderem von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Den "Tod in all seinen Facetten" wolle man zeigen, heißt es auf den Museumsseiten. Dabei ist den Verantwortlichen eines besonders

wichtig: den Tod als Facette des Lebens zu begreifen. "Die Endlichkeit des Lebens mag auf den ersten Blick bedrückend sein, aber sie verleiht ihm auch seine unwiederbringliche Einmaligkeit."


"Skulptoon" im Museum für Sepulkralkultur / © Uwe Zucchi (dpa)
"Skulptoon" im Museum für Sepulkralkultur / © Uwe Zucchi ( dpa )

Galgenhumor im Museum für Sepulkralkultur  / © Uwe Zucchi (dpa)
Galgenhumor im Museum für Sepulkralkultur / © Uwe Zucchi ( dpa )

Sensemann auf einem Fußabtreter im Sepulkralkultur-Museum / © Uwe Zucchi (dpa)
Sensemann auf einem Fußabtreter im Sepulkralkultur-Museum / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
KNA