Rockstars und die Religion

"Ein bisschen zu viel Weihrauch inhaliert"

"Sex, Gott und Rock'n'Roll" - was nach einer merkwürdigen Kombination klingt, ist eine neue Reihe der katholischen Zeitung "Die Tagespost", in der es um Rockstars und ihren Glauben geht. domradio.de sprach mit dem Redakteur.

Autor/in:
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch
Bruce Springsteen / © Andreas Gebert (dpa)
Bruce Springsteen / © Andreas Gebert ( dpa )

Stefan Meetschen (Redakteur der katholische Zeitung "Die Tagespost"): Das ist doch ganz interessant: Man verbindet ja mit diesen ganzen Rockstars normalerweise einen ziemlich exzessiven und zerstörerischen Lebensstil. Das ist bei manchen ja auch richtig, zum Beispiel Elvis Presley oder Amy Winehouse. Aber es gibt auch jede Menge Rockstars, die haben irgendwann angefangen, sich spirituell auf die Suche zu machen. Sie haben festgestellt: Ich bin selbst nicht Gott, auch, wenn ich vielleicht von meinen Fans so verehrt werde; zum Beispiel Cat Stevens, der sich in den 70er Jahren dem Islam zugewandt hat oder Leonhard Cohen, der in ein buddistisches Kloster eingetreten ist. Es gibt da schon ganz interessante Lebenswege von diesen Rockstars hin zur Spiritualität.

domradio.de: Warum beschäftigt man sich mit dem Glauben und Rockstars?

Meetschen: Ich glaube, das ist ganz wichtig, dass wir uns mit dieser Popkultur, die uns jetzt ja schon seit mehreren Jahrzehnten umgibt, auseinandersetzen. Man kann auch bei den Texten von manchen Rockbands und von manchen Rockstars sehr kreative Reflexionen über den Glauben finden. Das kann auch eine echte Bereicherung sein für die gläubigen Menschen. Es ist wichtig, dass man so eine Brücke baut zwischen diesen Sphären der Kirche und der Popmusik. Das war ja lange Zeit nicht so: In den 60er Jahren hat das mit der Rockmusik angefangen, als Protestbewegung. Aber wenn wir das so sehen: In den letzten Jahrzehnten kommt sich das so ein bisschen näher. Der Sänger von U2, Bono, war beim Papst und auch Bob Dillan ist beim Papst aufgetreten. Ich denke, das ist ein sehr guter Prozess, wenn sich diese Sphären wieder aneinander angleichen. 

domradio.de: Das Ganze ist eine Reihe in der Tagespost. Wie kann ich mir das vorstellen? Sind das einzelne Texte?

Meetschen: Wir haben das so aufgebaut, dass verschiedene Autoren über verschiedene Künstler schreiben. Jeder darf da nochmal dem inneren Teenager freien Lauf lassen. Manche schreiben über die Beatles, über David Bowie, manche schreiben über Madonna, weil sie die vielleicht als Jugendliche schon verehrt haben. Das wird eine ganz spannende Serie sein.

domradio.de: Gibt es eine Geschichte, die Sie besonders überrascht oder berührt hat?

Meetschen: Mich interessieren persönlich diese Gestalten, die so ein bisschen ambivalent sind: Wie Sting oder Bruce Springsteen oder Peter Gabriel, die als Kinder schon ein bisschen zu viel Weihrauch inhaliert haben und sich daran immer noch so ein bisschen abarbeiten müssen, solche Gestalten finde ich persönlich faszinierend.

domradio.de: Was hat den Bruce Springsteen mit der Kirche zu tun?

Meetschen: Er ist schon sehr streng aufgewachsen mit der katholischen Kirche. Später hat er auch von dem Schriftsteller Walker Percy einen Brief erhalten, wo der nochmal so ein bisschen nachgeklopft hat, was so seine Spiritualität angeht. Springsteen hat auf diesen Brief leider nicht geantwortet - und bedauert das bis heute.


Stefan Meetschen / © Archiv
Stefan Meetschen / © Archiv
Quelle:
DR