Sebastian Koch über die politische Dimension von Weihnachten

"Die Nächstenliebe ist in Gefahr"

Der international bekannte Schauspieler Sebastian Koch spricht im domradio.de-Interview über die politische Bedeutung von Weihnachten und die Rückbesinnung auf die christliche Kultur - Nächstenliebe und demokratisches Miteinander inklusive.

Sebastian Koch / © Arne Dedert (dpa)
Sebastian Koch / © Arne Dedert ( dpa )

domradio.de: Ist Weihnachten für Sie einfach nur ein Fest, um mit der Familie zur Ruhe zu kommen?

Sebastian Koch (Schauspieler): Weihnachten und die Geburt Jesu Christi sind die Wurzeln unserer christlichen Kultur. Und das vergisst man durch den ganzen Kommerz und durch die Rituale und Bilder, die damit heutzutage verbunden werden. Weihnachten hat viel mit unserer Kultur zu tun, wie wir aufgewachsen sind, an welche Werte wir glauben und wer wir sind. Das alles hat in dem Weihnachtsfest seinen Ursprung. Deswegen ist es mehr als nur ein Familienzusammensein. Es ist auch ein Feiern der eigenen Kultur, die wir seit 2000 Jahren leben.

domradio.de: Sie glauben an Gott. Was verbinden Sie mit der christlichen Tradition?

Koch: Nächstenliebe und demokratisches Miteinander. Das sind alles Werte, die in Gefahr sind durch den großen Rechtsruck, der durch die Welt geht. Wir müssen noch einmal darauf schauen: was ist es eigentlich, was uns ausmacht? Vor allem, wie verteidigen wir das? Es ist sicherlich das Hauptthema von Weihnachten in diesem Jahr, genau darüber zu sprechen und zu schauen, was man denn unternehmen kann. Sich zu fragen, was für Möglichkeiten wir haben, um diese Werte zu verteidigen.

domradio.de: Also Weihnachten geht nicht mehr ohne politisches Handeln ...

Koch: Wir müssen uns verhalten. Wir müssen lauter werden, unsere Stimme erheben, wir müssen eingreifen, weil unsere Werte in Gefahr sind. Das sind alles Themen, die mich sehr, sehr beschäftigen. Ich habe in meinen Filmen (Anm.d.Red.:  zum Beispiel in "Das Leben der Anderen", "Stauffenberg") natürlich Diskussionen angeregt, aber ich habe den Eindruck, das reicht nicht mehr. Man muss wirklich aktiv gegen eine Strömung angehen, die gerade unsere Demokratie gefährdet und wirklich gefährlich ist.

domradio.de: Sie sind zur Zeit zum ersten Mal mit einer Weihnachtslesung unterwegs. Werden Sie sich da politisch zurückhalten?

Koch: Ich habe einen wunderschönen Text von Rilke entdeckt, "Das Christkind", der sehr romantisch und traurig und sprachgewaltig ist. Er bildet sozusagen das Zentrum des Abends. Aber es wird natürlich auch einen Freiraum geben, zu improvisieren. Und sicherlich werde ich auf diese Situation eingehen. Man kann sich heute nicht neben den Weihnachtsbaum setzen und Weihnachten feiern, wie wir es in den letzten 40 Jahren getan haben. Das geht einfach nicht.

domradio.de: Wie werden Sie Weihnachten feiern?

Koch: Dieses Jahr wird meine Mutter 80, am 21. Dezember. Und vom 19. bis zum 26. Dezember verbringen wir alle zusammen in der Nähe von Stuttgart die Weihnachtstage. Das wird sehr besonders dieses Jahr.

domradio.de: Mit Tannenbaum?

Koch: Ja. Als die Kinder klein waren, war der Tannenbaum immer sehr groß. Jetzt hat sich das in die andere Richtung entwickelt. Je größer die Kinder, desto kleiner wird der Baum. Wir sind gerade so bei 80 cm gelandet. Das ist mehr ein Symbol, aber er ist da und ist geschmückt.  

Das Interview führte Birgitt Schippers.


Quelle:
DR